Verspätungen und Zurückstellungen von Fabriken häufen sich
Die Halbleiterindustrie hat mit Unsicherheiten zu kämpfen, da mehrere hochkarätige Halbleiterfabrikprojekte mit Verzögerungen, Unterbrechungen oder völligen Stornierungen zu tun haben. Mehrere große Hersteller, darunter Intel, Wolfspeed, SkyWater Technology, PSMC, GlobalFoundries und STMicroelectronics, haben den Bau von Fabriken entweder gestoppt oder ihre Pläne zurückgeschraubt, was Bedenken hinsichtlich der Stabilität der Lieferkette und der langfristigen Auswirkungen auf den Markt weckt.
Autor: Dennis Dahlgren
Intel hat mehrere Fabrikationsprojekte verschoben
Auch Intel ist auf erhebliche Hindernisse gestoßen und hat mehrere Fab-Bauprojekte sowohl in Europa als auch in den USA zurückgestellt. In Magdeburg muss das Unternehmen Verzögerungen hinnehmen, die beispielsweise auf die laufenden Subventionsverhandlungen mit der EU zurückzuführen sind. In einer Erklärung vom September vergangenen Jahres teilte Intel mit, dass es „unsere Projekte in Polen und Deutschland aufgrund der erwarteten Marktnachfrage um etwa zwei Jahre pausieren werden“.
Inzwischen haben sich auch Intels Expansionsbemühungen in den USA verlangsamt. Das 20-Milliarden-Dollar-Halbleiterwerk in Ohio, das ursprünglich 2025 in Betrieb genommen werden sollte, hat sich aufgrund der Marktbedingungen und der aufgeschobenen staatlichen Finanzierung verzögert. Der revidierte Zeitplan lässt vermuten, dass die Produktion frühestens 2027-2028 anlaufen wird.
SkyWater gibt Pläne für Produktionsstätte in Indiana auf
Im Juli 2022 kündigte das US-amerikanische Foundry-Unternehmen SkyWater Technology Pläne an, im Discovery Park District der Purdue University eine Halbleiterfabrik im Wert von 1,8 Milliarden US-Dollar zu eröffnen. Die Pläne sind jedoch nicht mehr aktuell, da die Purdue University im April vergangenen Jahres gegenüber Inside INdiana Business bestätigte, dass SkyWater die angekündigte Anlage nicht bauen wird.
PSMC verwirft Japan-Projekt
Im Juli 2023 gab das taiwanesische Foundry-Unternehmen Powerchip Semiconductor (PSMC) bekannt, dass es sich mit dem japanischen Finanzunternehmen SBI Holdings zusammengetan hat, um eine 300-mm-Wafer-Fertigung in Japan zu errichten, um die Halbleiterlieferkette zu stärken. Die geplante Fabrik sollte in der japanischen Präfektur Miyagi im Rahmen des Gemeinschaftsunternehmens JSMC errichtet werden. PSMC zog sich jedoch im September vergangenen Jahres zugunsten einer neuen Partnerschaft in Indien aus diesen Plänen zurück.
Wolfspeed passt seine Strategie angesichts von Werksschließungen und Verzögerungen an
Wolfspeed hat die bevorstehende Schließung seiner Fabrik für 150-mm-SiC-Wafer in Durham, im US-Bundesstaat North Carolina angekündigt und begründet dies mit den höheren Produktionskosten im Vergleich zu seiner neueren 200-mm-Fabrik in Mohawk Valley. Das Unternehmen hat den genauen Zeitplan für die Schließung noch nicht bestätigt.
Außerdem wurde der ehrgeizige Plan von Wolfspeed, eine 200-mm-SiC-Fabrik im Saarland zu bauen, verschoben (Evertiq berichtete). Ursprünglich war der Baubeginn für Mitte 2024 geplant, nun soll das Projekt in diesem Jahr beginnen.
GlobalFoundries-STMicroelectronics-Projekt in Frankreich ins Stocken geraten
Das von GlobalFoundries und STMicroelectronics geplante 7,5 Milliarden Euro teure Joint-Venture-Projekt im französischen Crolles ist laut Bloomberg ebenfalls in Verzug geraten. Die ursprünglich im Juli 2022 angekündigte 300-mm-Waferfabrik sollte die Produktionskapazitäten neben einer bestehenden Anlage erweitern und bis 2026 eine Jahresproduktion von 620.000 Wafern erreichen. Aufgrund von Rückschlägen bei der Ausführung ist der Zeitplan für das Projekt nun jedoch ungewiss.
Die anhaltenden Störungen im gesamten Halbleitersektor verdeutlichen die zunehmenden finanziellen und logistischen Herausforderungen in der globalen Chip-Produktion. Da wichtige Branchenteilnehmer ihre Investitionsstrategien und Kostenstrukturen überdenken, werden die Auswirkungen dieser Verzögerungen wahrscheinlich in allen Lieferketten zu spüren sein.
