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© IPC
Analysen |

Europäische Elektronikindustrie droht ins Abseits zu geraten

Schlüsselsegmente der EU-Elektronikindustrie werden schrumpfen - und damit die Sicherheit, die industrielle Widerstandsfähigkeit und die globale Wettbewerbsfähigkeit Europas untergraben. Eine kürzlich von IPC durchgeführte Analyse zeigt, dass Europa in kritischen und strategischen Sektoren wie der Luft- und Raumfahrt und der Verteidigung zunehmend von ausländischen Regionen abhängig ist, was die Elektronikfertigung betrifft.

Selbst nach der Verabschiedung des European Chips Act zeigt der Bericht - Securing EU's Electronics Ecosystem -, dass der Marktanteil der EU bei anderen kritischen Elektronikkomponenten als Chips, wie beispielsweise Leiterplatten, elektronischen Fertigungsdienstleistungen EMS und fortschrittlichem Packaging, bis 2035 auf 15 Prozent fallen wird. Evertiq hat bereits früher über die schwierige Situation berichtet, in der sich die europäische Industrie befindet - insbesondere die Leiterplattenindustrie.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat die Leiterplattenindustrie in Europa einen starken Rückgang erlebt, man könnte sogar von einer Erosion sprechen. Mit der Verabschiedung des Chip-Gesetzes ist die EU eine strategische, aber eng gefasste Verpflichtung gegenüber der Elektronikindustrie eingegangen - aber der Wiederaufbau eines robusten und nachhaltigen europäischen Elektronik-Ökosystems erfordert die Wiederbelebung und Ausweitung der Elektronikproduktion über Chips hinaus.

Laut IPC ist eine "silicon to systems"-Strategie erforderlich, ja sogar notwendig, um die anhaltende technologische Führungsrolle der EU zu unterstützen und strategische Ziele zu erreichen.

Wie bereits berichtet, wurden die US-amerikanischen und europäischen Leiterplattenhersteller in den vergangenen Jahrzehnten von asiatischen Leiterplattenherstellern verdrängt und überflügelt. Im Jahr 2000 betrug der Anteil der inländischen Leiterplattenherstellung in Europa 16 Prozent an der weltweiten Produktion; bis 2022 war diese Zahl auf 2,3 Prozent gesunken. Im Jahr 2000 gab es in Europa 555 Leiterplattenhersteller, 2015 war diese Zahl auf 247 gesunken - 2021 werden es nur noch 171 sein.

Angesichts der aktuellen Entwicklung der europäischen Leiterplattenindustrie hat Evertiq Alun Morgan, den Präsidenten von EIPC, eingeladen, als Hauptredner an der Evertiq Expo in Berlin am 20. Juni 2024 teilzunehmen, um über die schwierige Situation der Branche zu sprechen.

Der IPC-Untersuchungsbericht untersucht, wie abhängig Europa in acht strategischen Sektoren, darunter Luft- und Raumfahrt/Verteidigung, Automatisierung, Mobilität, Gesundheitswesen und erneuerbare Energien, von der Fertigung außerhalb der EU ist - und das Bild, das er zeichnet, ist alles andere als erfreulich.

Laut der IPC-Studie zeichnen sich für jeden dieser acht strategischen Sektoren mehrere ähnliche Entwicklungen ab. Erstens: Ohne strategische Initiativen und politische Maßnahmen wird der Gesamtanteil der EU an der Herstellung elektronischer Systeme bis 2035 voraussichtlich sinken. Zweitens ist die EU nach wie vor in hohem Maße auf Zulieferer aus dem Ausland angewiesen, wenn es um wichtige Inputs und Prozesse wie Leiterplatten, fortschrittliches Packaging und IC-Substrate geht. Drittens werden sich diese Abhängigkeiten ohne gezielte und strategische Maßnahmen bis 2035 noch verstärken.

Nach Angaben des IPC liegt der Anteil der EU an der weltweiten Leiterplattenindustrie im Jahr 2024 bei 2,8 Prozent und bis 2035 rechnet das IPC mit einem Anteil von 1,7 Prozent - vorausgesetzt, es wird nichts unternommen, um die derzeitige Entwicklung zu bremsen.

Ein vergleichbares Szenario lässt sich für die Herstellung und Montage von Elektroniksystemen (OEM/ODM/EMS) zeichnen. Die EU hat derzeit einen weltweiten Anteil von 16,6 Prozent, aber wie schon erwähnt, wird dieser Anteil laut IPC im Jahr 2035 bei 15 Prozent liegen, wenn sich nichts ändert.
 

EU’s share of global electronics system manufacturing & assembly in 8 strategic sectors © IPC

Die Ergebnisse der Studie spiegeln die zunehmenden Forderungen nach strategischen Investitionen und umfassenden politischen Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der EU wider. Wenn die EU wirklich ihre strategischen Abhängigkeiten in sensiblen Sektoren reduzieren will, muss sie über den Bereich Chips hinausschauen.

Die Industrie fordert jetzt Maßnahmen, denn die weltweite PCB-Produktion hat sich seit 2000 mehr als verdoppelt. Die europäische Nachfrage beläuft sich heute auf schätzungsweise 7,87 Milliarden Euro, während die PCB-Produktion in der EU auf etwa 2 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, was etwa 2 Prozent der weltweiten Produktion entspricht.

Der IPC stellt fest, dass die europäische PCB-Produktion trotz der rasant steigenden Nachfrage nach PCB nur 11 Prozent des europäischen PCB-Bedarfs decken wird - ein Rückgang von derzeit 17,5 Prozent. Die Antwort, so IPC, ist ein Gesetz zur strategischen Elektronikfertigung (SEMA), das auf dem Modell des Europäischen Chipgesetzes aufbaut und den Ansatz auf die gesamte Wertschöpfungskette der Elektronikfertigung ausweitet.

Wie bereits erwähnt, hat Evertiq Alun Morgan, den Präsidenten von EIPC, als Hauptredner zur Evertiq Expo am 20. Juni 2024 in Berlin eingeladen, um die europäische Leiterplattenindustrie ins Rampenlicht zu rücken.

Darüber hinaus hat Evertiq Fachleute aus der Branche zu einer Podiumsdiskussion versammelt, bei der wir die Herausforderungen und Chancen der europäischen Elektronikindustrie näher beleuchten werden. Ziel ist nicht nur die Diskussion kritischer Themen, sondern auch der Austausch von Erkenntnissen und Lösungen, die der gesamten Branche helfen können, in diesem dynamischen Umfeld erfolgreich zu sein. Durch die Förderung eines gemeinsamen Dialogs hoffen wir, Innovation, Widerstandsfähigkeit und eine gemeinsame Vision für die Zukunft der europäischen Elektronikindustrie zu schaffen.


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2024.06.13 13:49 V22.4.55-2