Meyer Burger fährt Solarmodulproduktion in Arizona hoch
Die Meyer Burger Technology AG hat den Halbjahresbericht 2024 veröffentlicht. In den Ergebnissen des ersten Halbjahres 2024 reflektiert sich demnach die strategische Verlagerung des Geschäftsschwerpunktes von Deutschland in die USA.
Meyer Burger erzielte in der Berichtsperiode einen Umsatz von CHF 48,7 Millionen, erwartungsgemäß sei das rund die Hälfte unter dem Wert des Vorjahres (CHF 96,9 Millionen). Gleichwohl lagen die Verkäufe damit knapp 30 Prozent über dem schwachen zweiten Halbjahr 2023. Mit der planmäßigen Schließung der Modulproduktion in Freiberg im ersten Quartal 2024 hat sich die Menge der produzierten Solarmodule auf 105.2 Megawatt reduziert, gleichzeitig verminderte sich der Modul-Lagerbestand von 365 MW per Ende 2023 auf 340 MW zum Ende der Berichtsperiode.
Im Juni 2024 hatte Meyer Burger ihre erste Fertigungslinie zur Produktion von Hochleistungs-Solarmodulen in Goodyear im US-Bundesstaate Arizona gestartet, nachdem der vorausgesetzte Fabrik-Audit ohne Abweichungen bestanden wurde. Die Vorbereitungen für die Inbetriebnahme der zweiten Produktionslinie, die derzeit laufen, sind den Angaben nach in vollem Gange. Die für die Modulproduktion benötigten Solarzellen werden bereits seit Anfang des Jahres am deutschen Standort in Thalheim produziert und auch weiterhin von dort geliefert.
Meyer Burger hat im September 2024 entschieden, das Projekt mit der geplanten Solarzellenfertigung in Colorado Springs aufgrund fehlender erforderlicher Drittfinanzierungen zu stoppen und sich auf die Modulfertigung in Goodyear zu konzentrieren. Gleichzeitig wurde ein operatives Restrukturierungsprogramm eingeleitet, das die Rückkehr in die Gewinnzone ermöglichen soll. Meyer Burger fokussiert sich darauf, die bereits weitgehend installierte und im Hochlauf befindliche Nominalkapazität von 1,4 Gigawatt (GW) im Modulwerk Goodyear zu erreichen.
Die langfristigen Abnahmeverträge sollen durch die Produktion im Goodyear-Werk erfüllt werden, weshalb die Produktionskapazitäten in Goodyear vollständig ausgelastet sein sollten, schreibt das Unternehmen in einer Mitteilung. Der Produktionsstandort Thalheim bleibt demnach für die Versorgung mit Solarzellen zentral und auch der Technologiestandort Hohenstein-Ernstthal soll für die zukünftige Weiterentwicklung der Technologie erhalten bleiben.
Die deutliche Verschlankung in der gesamten Konzernstruktur wird zu einer Reduzierung der weltweiten Beschäftigtenzahl von rund 1050 auf voraussichtlich 850 bis Ende des Jahres 2025 führen, wobei dem überproportionalen Abbau in Europa ein Aufbau in den USA bis zum Erreichen der vollen Produktionskapazität in Goodyear gegenübersteht.
Mit dem Entscheid, das Projekt in Colorado Springs zu stoppen und keine weitere Zellfertigung aufzubauen, können bestimmte erhebliche Anfangsinvestitionen nicht mehr genutzt werden und haben demnach erheblich an Wert verloren. Gleichzeitig sind weitere Investitionen für die Fertigstellung des Modulwerkes in Goodyear erforderlich. In Kombination führte dies zu einer Finanzierungslücke in hoher zweistelliger Millionenzahl. Der Verwaltungsrat hat einen unabhängigen externen Restrukturierungsberater mit der Erstellung eines in Deutschland üblichen Sanierungsgutachtens beauftragt, um eine unabhängige fachliche Einschätzung der Voraussetzungen für ein zukunftsfähiges operatives Geschäft und eine tragfähige Kapitalstruktur zu erhalten. Diese Stellungnahme und das dazugehörige Gutachten sollen Meyer Burgers Fähigkeit bescheinigen, ihre Geschäftstätigkeit sowie ihre externen Verbindlichkeiten umzustrukturieren, vorausgesetzt, die verbleibende Finanzierungslücke kann geschlossen werden.
Mit dem Hochfahren der ersten Produktionslinie in Goodyear erwartet Meyer Burger eine kontinuierlich steigende Produktionsmenge von Solarmodulen in der zweiten Jahreshälfte 2024. Das Produktionsvolumen wird mit der für Ende des Jahres geplanten Inbetriebnahme der zweiten Produktionslinie in Goodyear erneut deutlich steigen. Aufgrund der bestehenden langfristigen Abnahmeverträge können die produzierten Solarmodule sofort verkauft werden und würden sich im zweiten Halbjahr positiv auf den Umsatz auswirken. Nach dem Hochfahren aller Linien mit einer Nominalkapazität von 1,4 GW erwartet Meyer Burger ab 2026 einen jährlichen Umsatz von rund CHF 350 bis CHF 400 Millionen und einen EBITDA von rund CHF 70 Millionen.