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© Neumonda
Elektronikproduktion |

Warum Speicher künftig die Prozessorwahl bestimmen könnte

Gerätehersteller konnten zwei Jahre lang von niedrigen Speicherpreisen profitieren – doch 2025 hat sich die Lage komplett verändert. Die großen Speicherhersteller haben sowohl bei NAND-Flash als auch bei DRAM den Kurs gewechselt und angekündigt, sich auf neue Speicher-Generationen zu konzentrieren.

Dieser Wandel ist nicht neu, doch die Zyklen, in denen Speichergenerationen abgelöst werden, verkürzen sich drastisch. Erst Ende 2025 stellten die großen Hersteller die Produktion von DDR3 ein, nur zwölf Monate später kündigen sie bereits das Ende von DDR4 an.

Damit stellt sich die Frage: Bestimmen künftig die Speicherhersteller, wann Designs auf neue Prozessoren umgestellt werden?

Um das zu verstehen, lohnt ein Blick auf die aktuellen Marktmechanismen.


Die Grenzen des Wachstums

Die DRAM-Industrie ist von einst über 17 Herstellern auf heute drei dominierende Player geschrumpft: Samsung, SK Hynix und Micron. Der Grund: Nur wenige Unternehmen können die riesigen Investitionen stemmen, die für neue DRAM-Technologien und Fabriken notwendig sind – Investitionen, die sich oft erst nach zehn Jahren oder mehr amortisieren.

Dazu kommt, dass DRAM technologisch an physikalische Grenzen stößt. Früher verdoppelte sich die Speicherdichte alle zwei Jahre; heute dauert es vier Jahre. Gleichzeitig steigt der Bedarf durch KI und datenintensive Anwendungen rasant. Die Folge: Eine immer größere Lücke zwischen Rechenleistung und verfügbarer Speicherbandbreite.

Um diese Lücke zu schließen, setzen Hersteller zunehmend auf High Bandwidth Memory (HBM) – ein Premiumprodukt mit hohen Margen. Zwar macht HBM weniger als 10 % der produzierten Bits aus, generiert aber ein Drittel des gesamten Umsatzes. Daher wird bis 2030 ein Großteil der neuen Fabriken auf HBM-Produktion ausgerichtet sein.

Das hat direkte Auswirkungen auf klassische DRAM-Technologien:

  • Die Waferproduktion für DDR4 und LPDDR4 wird bis 2027 um 90 % zurückgehen.
  • DDR5 und LPDDR5 werden die dominierenden Standards.
  • Ab 2030 werden DDR4/LPDDR4 fast ausschließlich von zweitrangigen Herstellern wie Nanya, Winbond oder fabless Anbietern wie Intelligent Memory erhältlich sein.

Auswirkungen auf die Produktstrategie

Wenn ein Prozessor keine passenden Speichermodule mehr bekommt, müssen Chip-Hersteller ihre Roadmaps ändern.

Bis 2030 wird DDR3 praktisch vollständig verschwinden – nur wenige Produkte werden ihn noch unterstützen.

Für DDR4-basierte Designs sollten Industrieunternehmen nicht mehr auf die großen Speicherhersteller setzen. Diese richten ihre Kapazitäten klar auf DDR5/HBM aus. Allerdings benötigen Winbond und Nanya noch bis Ende 2026, um ihre Kapazitäten so auszubauen, dass sie die Nachfrage nach DDR4 vollständig decken können. Intelligent Memory positioniert sein Portfolio ebenfalls gezielt für industrielle Anwendungen.

Die Folge:
Nicht mehr der Prozessor, sondern die Speicherverfügbarkeit wird künftig bestimmen, welche Produkte entwickelt werden können.

Das erfordert eine Anpassung der Beschaffungsstrategie – besonders für langlebige Industrieprodukte mit langen Lebenszyklen. Kompetente Spezialdistributoren können hier entscheidend unterstützen.


Fazit

Der Speicher wandelt sich vom unauffälligen Bauteil zum strategischen Engpass. Mit der zunehmenden Fokussierung auf HBM und DDR5 bestimmen die Speicherhersteller das Tempo der technologischen Entwicklung zunehmend mit. Wer langfristig planen will, muss diese Trends verstehen – und frühzeitig die richtigen Weichen stellen.


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