Nexperia stoppt Wafer-Lieferungen nach China
Im Zuge anhaltender Spannungen zwischen der niederländischen Zentrale von Nexperia und ihrer chinesischen Tochtergesellschaft hat das Unternehmen die Lieferung von Wafern an sein Montagewerk im chinesischen Dongguan (Provinz Guangdong) gestoppt. Dies geht aus einem Schreiben hervor, das Reuters vorliegt – und könnte die weltweiten Chipengpässe in der Automobilbranche weiter verschärfen.
In dem Kundenbrief vom 29. Oktober, unterzeichnet vom Interims-CEO Stefan Tilger, heißt es, dass der Lieferstopp „eine direkte Folge des jüngsten Versäumnisses des lokalen Managements ist, vereinbarte vertragliche Zahlungsbedingungen einzuhalten.“
Hintergrund: Streit nach staatlichem Eingreifen in den Niederlanden
Der Schritt erfolgt vor dem Hintergrund eines Konflikts, der begann, nachdem die niederländische Regierung die Kontrolle über Nexperia übernommen und den chinesischen CEO wegen Bedenken hinsichtlich Technologiesicherheit abgesetzt hatte.
Die chinesische Einheit nahm zwar wieder lokale Lieferungen auf, allerdings nur unter der Bedingung, dass Verkäufe an Distributoren in chinesischen Yuan erfolgen – und nicht mehr in Fremdwährungen wie dem US-Dollar.
Produktion in Europa, Verpackung in China
Nexperia produziert große Mengen seiner Chips in den Niederlanden – vor allem für die Automobil- und Unterhaltungselektronikbranche. Laut Reuters werden etwa 70 % dieser in Europa hergestellten Chips in China verpackt, bevor sie an Kunden ausgeliefert werden.
Im Schreiben betont Nexperia, dass eine Fortsetzung der Lieferungen unter den derzeitigen Bedingungen wirtschaftlich nicht tragbar sei.
„Sofern diese vertraglichen Verpflichtungen nicht vollständig erfüllt werden, können wir die Wafer-Lieferungen an den Standort nicht wieder aufnehmen. Nexperia arbeitet an alternativen Lösungen, um die Versorgung unserer Kunden weiterhin sicherzustellen.“
Kein Rückzug aus China
Zugleich stellte das Unternehmen klar, dass der Lieferstopp nicht als Ausstieg aus dem Werk in Dongguan oder dem chinesischen Markt zu verstehen sei. Nexperia betonte außerdem, dass es finanziell unabhängig von seinem chinesischen Mutterkonzern Wingtech operiert.
Ein Unternehmenssprecher bestätigte gegenüber Reuters die Echtheit des Schreibens, wollte jedoch keine weiteren Kommentare abgeben.




