Nissan und Mercedes warnen vor neuer Chip-Krise
Die jüngsten politischen Entwicklungen rund um den niederländischen Halbleiterhersteller Nexperia haben in der Automobilindustrie erhebliche Besorgnis ausgelöst. Mehrere Hersteller, darunter Nissan und Mercedes-Benz, warnen vor einer sich zuspitzenden Versorgungslage bei bestimmten Chip-Komponenten.
Politische Eingriffe verstärken Unsicherheit
Auslöser ist die Entscheidung der niederländischen Regierung, die Kontrolle über Nexperia zu übernehmen. Hintergrund sind Bedenken über mögliche Technologietransfers an das chinesische Mutterunternehmen Wingtech. China reagierte darauf mit Exportbeschränkungen für bestimmte Nexperia-Produkte – eine Maßnahme, die nun direkte Auswirkungen auf die globale Lieferkette zeigt.
Im Automobilsektor gelten Nexperia-Bauteile als zentrale Komponenten für Steuergeräte, Leistungselektronik und Sicherheitsfunktionen. Durch die jüngsten politischen Eingriffe droht nun ein Engpass, der weit über Europa hinaus spürbar werden könnte.
Hersteller prüfen Notfallmaßnahmen
Nissan teilte mit, dass die bestehenden Chip-Bestände nur noch für kurze Zeit ausreichen könnten. Man beobachte die Lage genau und prüfe alternative Beschaffungswege. Mercedes-Benz erklärte, die aktuelle Versorgung sei gesichert, betonte jedoch die Notwendigkeit politischer Lösungen, um langfristige Stabilität zu gewährleisten.
Beide Unternehmen bestätigten, dass Produktionsanpassungen oder temporäre Fertigungspausen nicht ausgeschlossen werden können, falls sich die Situation weiter verschärft.
Strukturelle Abhängigkeit bleibt
Die aktuelle Entwicklung verdeutlicht einmal mehr die strukturelle Verwundbarkeit der Automobilbranche gegenüber globalen Halbleiterengpässen. Während während der Pandemie vor allem logistische Engpässe im Vordergrund standen, rücken nun geopolitische Faktoren zunehmend in den Mittelpunkt.
Ein Sprecher eines großen Zulieferers betonte, dass die Transparenz in den unteren Stufen der Lieferkette weiterhin begrenzt sei. Viele Hersteller wüssten nicht im Detail, aus welchen Quellen bestimmte Chip-Typen stammen oder wo potenzielle Risiken bestehen.
Branche fordert Stabilität und Diversifikation
Die erneute Krise dürfte die Diskussion über Lieferketten-Diversifizierung und europäische Fertigungskapazitäten weiter anheizen. Bereits seit dem Inkrafttreten des EU-Chips-Acts investieren mehrere Unternehmen in regionale Fertigungsprojekte.
Die jüngsten Spannungen zeigen jedoch, dass politische Eingriffe in bestehende Strukturen kurzfristig schwer zu kompensieren sind. Hersteller und Zulieferer sehen sich daher gezwungen, sowohl ihre Bevorratung als auch ihre Partnerschaften neu zu bewerten.






