
Cybersicherheit darf kein Nachgedanke sein
In einer Welt, in der nahezu jedes Gerät mit dem Internet verbunden ist, verschwimmt die Grenze zwischen Komfort und Risiko zunehmend. Das betrifft nicht nur private Nutzer, sondern ebenso Unternehmen, öffentliche Institutionen und ganze Staaten. Beim diesjährigen Evertiq Expo in Krakau sprach Piotr Konieczny, Cybersecurity-Experte und Gründer von Niebezpiecznik.pl, über die Realität digitaler Bedrohungen und den aktuellen Sicherheitsstatus.
„In unserer Branche sagen wir oft: Wenn etwas mit dem Internet verbunden ist, kann es gehackt werden. Die Frage ist nicht ob, sondern wann“, erklärte Konieczny im Gespräch mit Evertiq.
In seiner Präsentation beschränkte er sich nicht auf theoretische Risiken, sondern zeigte reale Beispiele – einige davon beunruhigender, als viele im Publikum erwartet hatten.
Krieg, Cyberraum und Verteidigung
Angesichts des anhaltenden Krieges an Polens Ostgrenze erhält das Thema Cybersicherheit eine neue Dimension. Auf die Frage, ob die geopolitische Lage das Risiko erhöht habe, antwortete Konieczny:
„Russland hat bereits vor Kriegsbeginn Angriffe in Polen und der Ukraine durchgeführt. Seit der Invasion waren es weniger, abgesehen von einem markanten Fall: dem Angriff auf Satellitenterminals, der einige Nutzer in Polen vorübergehend vom Internet trennte.“
Das Ausbleiben großer Vorfälle bedeute jedoch nicht, dass keine Gefahr mehr bestehe.
„Angriffe und Versuche passieren weiterhin – und sie werden nicht aufhören. Aber wir verfügen über qualifizierte Fachkräfte und viel Erfahrung.“
Polen habe ein starkes Fundament im Bereich Cyberabwehr. In vielen internationalen Technologiekonzernen besetzen polnische Expertinnen und Experten leitende Sicherheitsfunktionen.
„Das zeigt, dass wir Wissen, Fähigkeiten und die nötige Vorstellungskraft besitzen, um auf Bedrohungen zu reagieren.“
Gleichzeitig hob Konieczny das Ungleichgewicht zwischen Angriff und Verteidigung hervor:
„In der Verteidigung bedeutet Erfolg, 100 % der Systeme 100 % der Zeit zu schützen. Für Angreifer reicht ein halbes Prozent an Gelegenheit, um erfolgreich zu sein.“
Er äußerte sich positiv zur Entwicklung der polnischen Cyberstreitkräfte, betonte jedoch, dass nicht alle Informationen öffentlich geteilt werden sollten.
„Nicht jeder Zuhörer ist ein wohlwollender Beobachter.“
Polnische Cyberteams erzielen regelmäßig Spitzenplätze bei internationalen Wettbewerben und Simulationen – Übungen, die sowohl technisches als auch rechtliches und kommunikatives Verständnis erfordern.
Vorbereitung auf Angriffe
Auf die Frage nach konkreten Ratschlägen für Unternehmen oder Einzelpersonen gab Konieczny eine klare Antwort:
„Es gibt keinen universellen Rat. Bevor man Systeme schützt, muss man zwei Fragen beantworten: Was will ich schützen – und vor wem?“
Effektiver Schutz beginne mit einer Risikobewertung – dem Erkennen potenzieller Schwachstellen und Bedrohungen.
„Nicht jedes Unternehmen muss sich gegen Geheimdienste wappnen. Aber jedes Unternehmen sollte seine Schwachpunkte kennen.“
Dabei können heute zunehmend KI-gestützte Werkzeuge unterstützen, die eine erste Risikoanalyse ermöglichen – auch ohne große Budgets oder spezialisierte Audits.
Ein Großteil des Bühnenprogramms der Evertiq Expo Krakau widmete sich in diesem Jahr dem Thema Cybersicherheit – von regulatorischen Lücken bis zu Herausforderungen für die Elektronikindustrie.
Die nächste Evertiq Expo Krakau findet am 7. Mai 2026 statt. Das diesjährige Finale der Evertiq Expo-Reihe folgt am 23. Oktober in Warschau, mit Fokus auf Zukunftstechnologien und Innovation in der Elektronikbranche.