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Claus-Aasholm
© Liviorki for Evertiq
Analysen |

Einer von einer Million. Menschen waren einmal unsere grösste Stärke

Dies ist der erste Artikel der neuen Experten-Kolumne-Serie von Evertiq. Darin teilt Claus Aasholm, eine erfahrene Technologie-Führungskraft und ein erfahrener Stratege, seine Sicht auf die Trends, Herausforderungen und Durchbrüche, welche die globale Elektronikbranche formen. Claus stützt sich auf Jahrzehnte praktischer Erfahrung und bringt dadurch detaillierte Erkenntnisse, die zum Nachdenken anregen und nicht nur aus Headlines und Stichworten bestehen. Sie dürfen Analysen erwarten, welche die Zusammenhänge klarmachen – und den Status quo in Frage stellen.

Ich habe das Privileg, dass ich Teil der besten Industrie sein durfte, und das sogar noch ein größeres Privileg, relevant geblieben zu sein, während sie sich entwickelte und begann, die Weltwirtschaft zu dominieren.

Als junger Mann habe ich meine Abzeichen in verschiedenen Bereichen der Lieferkette und zahlreichen Feldern gesammelt, unter anderem in Geschäftsbereichen von Unternehmen. Nach vielen Jahren in der Branche war es Zeit, meinen Blick von meinen Füßen nach oben zu richten – zum Horizont. Es war Zeit, an der Branche statt in der Branche zu arbeiten.

Es begann mit Recherchen in den Märkten, in denen sich meine Arbeitgeber bewegten, und weitete sich schnell aus, zuerst auf Halbleiter-Märkte und irgendwann auf die ganze Lieferkette. Hätte ich vorher gewusst, wie viel Arbeit mich das kosten würde, hätte ich mich nie auf diese Reise begeben. Jetzt wo ich aber den schwierigen Teil geschafft habe (hoffentlich), kann ich mich auf das Analysieren konzentrieren.

Statt mit Meinungen zu einzusteigen, steige ich mit Daten und Fakten ein, und dank meiner Tools kann ich zügig Analysen durchführen und innerhalb von Minuten, statt innerhalb von Tagen, eine solide Basis für Strategien schaffen.

Branchen- und Marktanalysen werden zwar oftmals innerhalb von Unternehmen durchgeführt, jedoch trotzdem in der Regel übergeben an Mitarbeitern unterer Ebenen einer Anhangs-Organisation, die keine Macht im Unternehmen hat. Die Organisation nimmt an, dass intelligente Menschen an die Spitze aufsteigen. Aus diesem Grund liefern Business-Analysten Erkenntnisse an Höhere weiter, die damit etwas anfangen können.

In Wahrheit ist der Aufstieg auf der Hirarchie-Leiter in erster Linie ein politisches Spiel, in dem es darum geht, wer Zugang zur “In-group” des momentanen Führungsteams bekommt.

Das sage ich, während einige der hellsten Köpfe, mit denen ich gearbeitet habe, Unternehmensdaten analysiert haben und dabei größtenteils vom mittleren Management ignoriert und von der Unternehmensleitung ausgeschlossen wurden. Man müsste meinen, dass der CEO Zugang zu allen Daten hat, aber oftmals befinden sich CEOs in einer abgeschotteten Bubble und bekommen nur Fakten gefüttert, die bereits von den Produktbereichen und den Stabsfunktionen des Unternehmens kuratiert wurden.

Diese Datenanalysten verfügen lange vor dem CEO über wertvolle Erkenntnisse zum Unternehmen und eignen sich dieses Wissen oft früh an. Allerdings haben sie geringen Einfluss im Unternehmen und sind allgemein nicht besonders beeindruckt von den Management-Ebenen über ihnen.

Einer meiner liebsten Datenmenschen hat es so gesagt: “Ich verschwende meine Zeit nicht für Leute, die den Unterschied nicht kennen zwischen Median und Durchschnitt.” Ich weiss, dass er das lesen und lachen wird.

Um glaubwürdiger zu werden, muss man die Organisation und damit das politische Umfeld, das die Fakten verzerrt, verlassen.

Die Organisationsstrukturen von Unternehmen basieren auf einer bestimmten Weltanschauung, und sind somit immer ein Konstrukt, das mit anderen Weltanschauungen konkurriert.

Als Beispiel kann man die Organisation von Intel nennen. Sie basiert auf der Anschauung, dass das Kundengeschäft der Hauptantrieb von Intels Zukunft ist, was andere Anschauungen erstickt hat, die mehr im Einklang mit der echten Welt sind.

Menschen wird oft nachgesagt, dass sie veränderungsresistent sind. Aber ich finde, man sollte eigentlich der Organisationsstruktur nachsagen, dass sie veränderungsresistent ist. Das zeigt sich in der Art von Fakten, die Organisationen gerne verwenden und welche Art von Fakten sie verbergen wollen.

Die Daten-Leute bekommen Anweisungen, Dashboards zu machen mit Daten, die schmackhaft für die Unternehmensleitung sein sollen. Neugier gilt derweil als Verschwendung oder sogar als kontraproduktiv.

Das Unternehmen kämpft gegen Veränderungen wie der Körper gegen einen Virus.

Eine Organisation zu haben hat viele Vorteile, aber sie sollte nie wie ein Unternehmensrelikt behandelt werden; stattdessen sollte sie ständig infrage gestellt werden.

Ich will niemandem seine Vision des Unternehmens wegnehmen. Trotzdem wird es Sie wahrscheinlich nicht überraschen, dass ich nicht korporiert sein kann, wenn ich das Versorgungsnetz der Halbleiterindustrie studieren will.

Auch als ich mich außerhalb von Halbleiter-Unternehmen befand, habe ich mich immer noch als Teil der Branche gefühlt und damit als Teil der bald 1 Million Menschen der Kern-Halbleiterindustrie. Ich wäre immer noch einer von einer Million.

Aber etwas hat sich verändert. Ich werde vielleicht nie einer von einer Million werden.

Hier beginnt die Geschichte über meine fast eine Million Kollegen, und hier endet die Geschichte der alten Halbleiterindustrie.

Die größte Stärke der Halbleiterbranche?

Während die Umsätze von Halbleiterunternehmen sich treu dem bekannten 4-Jahres-Hableiter-Zyklus entwickelt hat (Ripples and Tsunamis in the Semiconductor Supply Chain & Evertiq Keynote Presentation) und die Branche sich in der Mitte des Jahrzehnts auf eine CAGR-Wachstumsrate von 8% eingestellt hat, ist die Mitarbeiterzahl in der Branche einem anderen Pfad gefolgt.

Es überrascht nicht, dass eine Hightech-Branche wie Halbleiter über die Zeit ihre Produktivität steigert, wie die viel niedrigere CAGR von 1.3% der Mitarbeiterzahl zeigt.

Der Abschwung im Jahr 2016 hatte zwar einen Einfluss auf das Wachstum der Mitarbeiterzahl, dennoch leistete diese im Großen und Ganzen Widerstand und wuchs mit der Zeit weiter. Die Voraussagen für 18 und 19 wiesen in die gleiche Richtung.

Allgemein folgten alle drei Betriebsmodelle von Halbleiterunternehmen ähnlichen Wachstumsraten in Sachen Personalbestand.

Insgesamt ist das eine relativ vorhersehbare Phase des Lebenszyklus der Branche, und die Betriebsstrategien der Unternehmen stützen sich darauf, den Zyklus zu managen sowie auch den Zeitpunkt von Kapitalinvestitionen in neue Kapazitäten. Diesen Zeitraum könnte man als “die guten alten Zeiten” bezeichnen.

Kurz nach dem Höhepunkt des Zyklus 2022 war die Mitarbeiterzahl in der Halbleiterbranche auf einem anderen Weg, und ich war nur ein paar Quartale davon entfernt, einer von einer Million in der Halbleiterbranche zu werden. Als ich in den Achtzigern in der Branche anfing, war das ein unmöglicher Traum.

Der Personalzuwachs war auf 7,6 % CAGR angestiegen, nur einen Bruchteil entfernt vom Umsatzwachstum der Branche. Es sah aus wie der Anfang einer neuen, ruhmreichen Ära für die Leute in der Halbleiterbranche und ihre Beschäftigungsaussichten.

Es wurde noch besser, als gegen Ende 2022 der Chips Act ratifiziert wurde. Unternehmen mussten sich nicht mit langweiligen Details beschäftigen, wie Umsatz, Profit und operative Cashflows. Mit Milliarden, die durch den Chips Act flossen, waren Chiphersteller bequem an der Zitze der Regierung festgemacht – ohne Rangeln.

Wenn ich die Auswirkungen der jüngsten Aktivitäten der US-Regierung auf die Halbleiterbranche analysiere, wird mir oft vorgeworfen, ich würde “Chihuahua” rufen. Ich dachte eigentlich, ich würde “Wolf” rufen. Trotzdem frisst der Wolf vielleicht nicht die Hunde und Katzen – aber er frisst die Arbeitsplätze.

Der Chips Act und die damit verbundenen Embargos und Zölle sind die Waffen in den Chip-Kriegen zwischen den USA und China. Obwohl diese Eingriffe der Regierung selten die gewünschten Resultate bringen, haben sie immer Auswirkungen, wie man in der folgenden Grafik sieht.

Nach dem Chips Act und dem Tiefpunkt des Zyklus 2023 entwickelte sich die Mitarbeiterzahl der Halbleiterindustrie auf einem tieferen Wachstumskurs von 1.6% CAGR. Das jüngste Quartal wurde von Intels tiefen Einschnitten beeinflusst. Diese werden im nächsten Quartal weitergehen.

Man kann gut davon ausgehen, dass Intel die einzige Ursache für das Problem ist, welches sich aus Überbeschäftigung ergibt. Während der Rückgang ohne Zweifel auf die Handlungen von Intel zurückzuführen ist, bleibt der Wachstumskurs gleich, auch wenn Intel nicht Teil der Gleichung ist.

Ein weiteres solides Argument, das man anführen könnte, ist, das es auf den wachsenden Einfluss von Foundries auf die Halbleiterbranche zurückzuführen ist, und dass die Mitarbeiterzahl von Foundries berücksichtigt werden sollte.

Die folgende Grafik zeigt die kombinierte Mitarbeiterzahl von Halbleiterunternehmen (welche den Gerätemarkt beliefern) und Halbleiter-Foundries (welche Halbleiterunternehmen beliefern). Man beachte, dass Q1-25 zur Grafik hinzugefügt wurde.

Während die Mitarbeiterzahl von Hybridunternehmen im Rückgang war, vergleichbar mit dem Umsatzrückgang bei Hybridunternehmen, stieg die Mitarbeiterzahl bei den IDM bis zum Beginn der Mitarbeiterreduktion bei Intel. Das geschah vor allem aufgrund von Speicherunternehmen, die im Laufe der Zeit Personal aufstocken, sogar über Zyklen hinweg.

Die jüngsten Zunahmen sind wahrscheinlich zurückzuführen auf den Anstieg von zukünftigen Kapazitäten, wie der Anstieg von der Investitionsausgaben (CapEx) der drei führenden Speicherunternehmen vermuten lässt.

Bei Fabless-Unternehmen ist der Aufstieg von Nvidia offensichtlich, obwohl der dominierende KI-Marktführer nach wie vor weniger Mitarbeiter hat als Qualcomm. Ich werde später den Aspekt der Produktivität unter die Lupe nehmen, was diese Dominanz besser verdeutlichen wird.

Die Mitarbeiterzahl in den Foundries blieb nach der Ratifizierung des Chips Act ebenfalls unverändert, während die Mitarbeiterzahl von TSMC stetig weiter wuchs.

Interessanterweise ist die Mitarbeiterzahl von SMIC zurückgegangen. Das klingt etwas kontraintuitiv.

In der Halbleiterbranche findet eine Veränderung statt, doch der Grund dafür ist nicht offensichtlich. Es ist Zeit, tiefer in den Daten zu graben.

Vor dem Hintergrund, dass viele staatliche Interventionen darauf abzielen, zu verhindern, dass China Zugang zu zentraler Halbleitertechnologie in der Herstellung und im Computing erhält, ist es essentiell, zwei Dinge zu verstehen: Das Gründungsland des Arbeitgebers und die physischen Standorte der Mitarbeiter von Halbleiterunternehmen.

Es ist vielleicht nicht immer zielführend, Halbleiterunternehmen und Foundries in einer Analyse zusammenzunehmen, aber wenn es um die Mitarbeiterzahl geht, macht es Sinn. Die Mitarbeiterzahl der Foundries bezieht sich auf die Mitarbeiterzahl der ausgelagerten Fertigung von Fabless- und Hybrid-Halbleiterunternehmen.

Einerseits zeigt sich, dass die Mitarbeiterzahl nach Gründungsland sehr stabil ist, andererseits sehen wir auch, dass US-Unternehmen über einen gewissen Zeitraum an Mitarbeiteranteil verloren haben. Manche der Anteile gehen verloren durch zusätzliche Auslagerung der Fertigung an Foundries in Taiwan.

Abgesehen von Foundry-Mitarbeiterzahl haben die USA in diesem Zeitraum 3% ihrer Anteile verloren.

Außerdem wächst offenbar der Personalbestand in China, er ist jedoch nicht auf einem Level, welches Chinas Anteil am weltweiten Umsatz widerspiegelt. Die Zahlen der WSTS deuten darauf hin, dass Asien 53% des weltweiten Halbleiterumsatz ausmacht. In der Analyse repräsentiert es aber nur 43% der sichtbarer Mitarbeiterzahl. Während die meisten Mitarbeiter von Halbleiterunternehmen und Foundries außerhalb von China für börsennotierte Firmen arbeiten, ist es im Fall von China anders. Es ist allgemein schwierig, den Anteil festzustellen. Diese Analyse gibt aber einen Einblick in das Verhältnis zwischen börsennotierten und privaten Unternehmen.

Aus meiner Analyse ergibt sich, dass die Dunkelziffer des Personalbestandes etwa 140’000 Mitarbeiter beträgt, also etwa doppelt so viel wie die sichtbare Zahl. In anderen Worten sehen wir nur ein Drittel des chinesischen Eisbergs.

Der Personalbestand in China ist auch sehr wahrscheinlich der Grund für die Abflachung der Kurve der Mitarbeiterzahl in der Halbleiterindustrie. Die Kurve setzt sich fort, aber innerhalb von privaten chinesischen Unternehmen statt im Offenen.

Also bin ich tatsächlich einer von einer Million – denn die Halbleiterunternehmen im sichtbaren Markt haben 914’000 Mitarbeiter.

Selbst ohne die Dunkelziffer ist der gesamte Personalbestand von asiatischen Unternehmen stärker gestiegen als jener der USA und Europa.

Obwohl sie Anteile am breiteren Halbleitermarkt verloren haben, haben US-Unternehmen ihre Mitarbeiterzahl in diesem Zeitraum um 110’000 gesteigert, während Europa seine Anteile erhalten hat. Dies widerspricht den Bottle-Cap-Memes, die Europa wie eine technologische Sackgasse hinstellen. Obwohl es vielleicht nicht so bleiben wird, war der Personalbestand europäischer Unternehmen über das vergangene Jahrzehnt überraschend stabil.

Beschäftigte nach Standort

Bei den Chip-Kriegen geht es tatsächlich um das Gründungsland, jedoch ist der physische Standort entscheidend. Diese Daten sind schwieriger zu bekommen, ich konnte aber zwei Drittel der sichtbaren Mitarbeiterzahl nach Standort aufschlüsseln.

Wie zuvor erwähnt, beziehe ich die Mitarbeiterzahl der Foundries in die Analyse mit ein, mit der gleichen Begründung.

Diese Analyse umfasst somit die größten  Halbleiterunternehmen und Foundries, wobei China nur durch SMIC repräsentiert wird.

Das Ergebnis würde sogar einen Berater im Bereich Halbleiter überraschen (das ist ein Scherz – die überrascht nichts). Während zu erwarten war, dass der Personalbestand in der Halbleiterbranche in Asien ansteigt, ist der anhaltende Anstieg des Personalbestandes in Europa eine Überraschung.

Seit 2015 ist der Personalbestand in Europa mit 3.6% CAGR gestiegen, während jener der Amerikaner mit 2.6% CAGR gestiegen ist. Asien hat seinen Personalbestand um 5.5% CAGR gesteigert in einer Branche, die im Laufe des Zyklus um 8% gewachsen ist. 2023 machte der Personalbestand in Asien eine Pause, wiederum zeitgleich mit der Ratifizierung des Chips Act. Der Chips Act hatte einen echten Einfluss.

Da die Agenda des Chips Act aufgebaut ist auf der politischen Überzeugung, dass Halbleiter strategisch sind und in den USA hergestellt werde sollten (es gibt nun Gerüchte, dass TSMC-Chips, die in den USA hergestellt werden, nach Taiwan zurückgeschickt werden müssen, um verpackt zu werden), ist es für Unternehmen wichtig geworden, amerikanisch auszusehen.

“Intel ist nie weggegangen. Wir investieren und entwickeln seit über 50 Jahren in den USA.” – Pat Gelsinger, CEO von Intel

Obwohl es etwas vom Fokus der primären Analyse abweicht, ist es zu verlockend, nicht einen Blick darauf zu werfen, “wie Amerikanisch” Halbleiterunternehmen in Sachen Mitarbeiterzahl sind.

Interessanterweise haben nur zwei der wichtigen Halbleiterunternehmen mehr als die Hälfte ihrer Mitarbeiter in den USA. Während Intel nach wie vor das “amerikanischste” Halbleiterunternehmen ist, hat es nahezu die Hälfte seiner Mitarbeiter außerhalb des Kontinents.

Die “amerikanischste” ausländische Firma ist NXP mit 16% US-Mitarbeitern, ein höherer Anteil als On Semi, welches sich selbst “amerikanisch” nennt.

Die Präsenz der Unternehmen, die wegen Chips-Act-Gelder von den USA angezogen werden, wächst, jedoch noch nicht in großem Maß. Die totale Differenz in der Beschäftigung bei den größten US-Halbleiterunternehmen ist verschwindend klein.

Dies ergibt sich aus einem Rückgang bei US-basierten Intel-Mitarbeitern und einem geringen Wachstum beim Rest der Halbleiterunternehmen. Obwohl sie 2023 hätte abgeschlossen sein sollen, ist ein Teil der Zunahme an Broadcom-Mitarbeitern wahrscheinlich auf die Übernahme von VMware zurückzuführen.

Sogar mit dieser möglichen Unsicherheit in den Daten ist das Urteil klar: Die Auswirkungen des Chips Act auf die Beschäftigung in den USA sind immer noch in einem sehr frühen Stadium, trotz großer Begeisterung.

Produktivität der Mitarbeiter

Es wäre nicht weit hergeholt, wenn man behaupten würde, dass der Rückgang beim Wachstum des Personalbestandes mit dem Wachstum der Produktivität zusammenhängt. Bessere Fertigungswerkzeuge sowie KI-gestütztes Chipdesign haben vielleicht einen positiven Effekt auf die Produktivität, sodass weniger Mitarbeiter gebraucht werden.

Weil es unter anderem um Umsatz geht, kehre ich mit meiner Analyse nun zurück zum Personalbestand der Halbleiterunternehmen und schließe dabei die Foundries aus.

Da Nvidia die derzeit einen ziemlich starken Einfluss auf die Produktivität hat, muss man Produktivität nach Mitarbeiterzahl analysieren, sowohl unter Einbezug als auch unter Ausschluss von Nvidia.

Die Analyse unter Ausschluss von Nvidia zeigt, dass der Produktivitätssteigerung im Laufe der Zeit nicht massiv ist. Der Produktivitätssteigerung von Spitze zu Spitze beträgt 1.3% CAGR, der Produktivitätssteigerung von Tiefpunkt zu Tiefpunkt beträgt derweil 0.3%.

Mit Ausnahme von Nvidia ist die ganze Branche immer noch auf Personal angewiesen, um den Umsatz zu steigern.

Es steht bereits fest, dass der Aufschwung in der Halbleiterbranche von Nvidia angetrieben wird. Das erklärt jedoch nicht den grundsätzlichen Mangel an Personalwachstum. Wäre das ein regulärer Zyklus, würde Nvidias Umsatz zusätzlich zum Umsatzwachstum anderer Halbleiter-Sektoren erzielt, statt diesen wie im Moment zu ersetzen.

In der Analyse von zuvor betrug die sichtbare Mitarbeiterzahl Chinas etwa ein Drittel der Dunkelziffer. Um die Auswirkungen auf den Umsatz zu verstehen, muss man die Produktivität der Mitarbeiter in China mit jener im Rest der Welt vergleichen.

Während die drei Fertigungsmethoden von Halbleiterunternehmen unterschiedliche Ergebnisse liefern, wobei Fabless-Unternehmen den höchsten Umsatz pro Mitarbeiter erzielen und das Hybridmodell den niedrigsten, sind die Produktivitätssteigerungen der drei Modelle im Laufe der Zeit ziemlich ähnlich. Ich habe diese Daten, werde sie aber in diese Analyse nicht einbeziehen.

Wie man sieht, ist China in Sachen Größen- oder Produktivitätssteigerung nicht außergewöhnlich, was auch eine Überraschung ist, wenn man in Betracht zieht, dass das Geschäftsmodell und die Herstellung von Halbleitern sehr ähnlich sind, unabhängig vom Standorts. Die Schwankungen in Korea sind zu erklären durch den großen Anteil von Speicherprodukten am Umsatz des Landes.

Nichts deutet darauf hin, dass die Produktivität der Halbleiterindustrie sich plötzlich verändert hat, obwohl das in Zukunft sicher passieren kann, aufgrund der Einführung von KI. Während der Aufschwung normal erscheint, ist er vollkommen von KI angetrieben und verschleiert die Tatsache, dass alle anderen Märkte entweder stagnieren oder zu stagnieren scheinen.

Im Laufe der Zeit ist der Personalbestand der Branche gewachsen, bis zur Einführung des Chips Act. Obwohl es schwer ist, das direkt zu beweisen, wächst die Zahl der Beschäftigten vermutlich nach wie vor, das Wachstum hat sich allerdings nach China verschoben. Es wäre überraschend, wenn die zwei Drittel versteckter Beschäftigter nicht zu zwei Drittel verstecktem Umsatz führen.

Das würde viel Sinn machen im Zusammenhang mit dem rasanten Wachstum der Verkäufe von Halbleiterwekrzeugen nach China, seit der Chips Act ratifiziert wurde (The Latest Drivers and Trends in the Semiconductor Tools Market). Das Wachstum, das nicht im Zusammenhang mit KI steht, hat sich nach China verschoben.

Obwohl sie nicht immer eine exakte Wissenschaft ist, kann eine Analyse des Personalbestandes zahlreiche Erkenntnisse liefern zur Entwicklung der Halbleiterbranche. In dieser Analyse lag der Fokus auf dem Personalbestand von Halbleiterunternehmen und ihren Foundry-Partnern. Den Rest der Lieferkette habe ich für ein anderes Mal aufgehoben.

Dennoch werde ich den Beitrag mit einer Grafik abschließen, welche die Entwicklung der Mitarbeiterzahl in der Werkzeugherstellung für Halbleiter zeigt.

Die Analyse konzentriert sich auf die Mitarbeiterzahlen in der Werkzeugherstellung und nicht auf den Service oder andere Bereiche von Werkzeugherstellern. Etwas, was absolut offensichtlich ist, ist, dass das Personalwachstum bei den Werkzeugherstellern sich auf einem ganz anderen Niveau befindet als jenes in der Halbleiterbranche. Das Beschäftigungswachstum liegt seit 2012 bei 8% CAGR, was das allgemeine Umsatzwachstum der Halbleiterbranche widerspiegelt. Der Grund dafür ist auch ein Thema für ein anderes Mal, aber ich habe den Personalbestand für Informationen über das chinesische Werkzeuggeschäft mit einbezogen.

Einerseits haben chinesische Halbleiterunternehmen über die letzten zwei Jahre 37% aller Werkzeuge aus dem Westen gekauft, andererseits haben sie auch ihre Werkzeugindustrie ausgebaut und somit einen Gesamtanteil von 39% an allen Werkzeugverkäufen erreicht.

Chinesische Werkzeughersteller haben ihren Marktanteil gesteigert auf 11.9% im ersten Quartal 2025, während ihr Personalbestand insgesamt weniger als 10% ausmacht. In anderen Worten sind sie in Sachen Umsatz bereits produktiver als ihre Konkurrenten im Westen.

Seit der Verabschiedung des Chip Act haben westliche Werkzeughersteller ihren Umsatz um weniger als 10% CAGR gesteigert, während chinesische Werkzeughersteller ihren Umsatz um mehr als 24% CAGR gesteigert haben.

Subventionen, Embargos und Zölle haben Konsequenzen – jedoch selten die gewünschten.


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