
Intel streicht weitere Stellen – CEO Lip-Bu Tan zieht Konsequenzen aus Fertigungsfehlern
Intel steht erneut im Zentrum umfassender Sparmaßnahmen: Wie die Nachrichtenagentur Reuters am 24. Juli 2025 berichtet, plant der US-Chiphersteller einen weiteren massiven Stellenabbau sowie tiefgreifende Umstrukturierungen in seinem Fertigungsbereich. CEO Lip-Bu Tan, der das Unternehmen erst im März übernommen hat, reagiert damit auf strategische Fehlentscheidungen der letzten Jahre und einen massiven Druck auf die Wirtschaftlichkeit des Konzerns.
Nach Angaben von Reuters hat Intel bereits etwa 15 Prozent seiner weltweiten Belegschaft abgebaut. Nun soll die Zahl der Mitarbeiter bis Ende 2025 auf rund 75.000 reduziert werden – das entspricht einem Rückgang um etwa 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Stellenstreichungen erfolgen über Kündigungen, natürliche Fluktuation sowie den Abbau von Leiharbeitsverhältnissen. Der Schritt ist Teil eines Sparprogramms, das bis Ende 2025 Einsparungen von rund 17 Milliarden US-Dollar bringen soll.
Gleichzeitig kündigte Intel an, seine globalen Fertigungsaktivitäten neu zu strukturieren. Der Bau neuer Werke – darunter geplante Fabriken in Deutschland (Magdeburg) und Polen (Miękinia bei Wrocław) – wurde gestoppt. Diese milliardenschweren Projekte hatten zuvor Hoffnung auf tausende neue Arbeitsplätze in Europa gemacht, werden nun aber endgültig eingestellt. Tan begründete den Rückzug laut Reuters mit einer klaren Kurskorrektur: In Zukunft wolle man nur noch dort investieren, wo tatsächlicher Kundenbedarf besteht – statt wie bisher in Erwartung möglicher Nachfrage zu expandieren.
Die Entscheidung ist auch eine Reaktion auf die anhaltenden finanziellen Schwierigkeiten des Konzerns. Trotz eines leichten Umsatzwachstums im zweiten Quartal 2025 auf 12,9 Milliarden US-Dollar verzeichnete Intel einen bereinigten Verlust von 10 Cent pro Aktie sowie einen GAAP-Verlust von 67 Cent pro Aktie. Für das kommende Quartal erwartet das Unternehmen einen weiteren Fehlbetrag von rund 24 Cent pro Aktie. Die Aktie des Unternehmens verlor nach Veröffentlichung der Zahlen kurzfristig an Wert.
Im Zentrum der Kritik steht insbesondere der Foundry-Bereich – also die Fertigung von Chips im Auftrag anderer Firmen. Intel hatte sich in den letzten Jahren ambitioniert zum direkten Konkurrenten von Branchengrößen wie TSMC oder Samsung positionieren wollen. Dieses Ziel wurde jedoch verfehlt. Laut Reuters hat CEO Tan intern deutlich gemacht, dass der Fortbestand des Foundry-Geschäfts nur gesichert sei, wenn externe Kunden konkrete Aufträge für die kommende 14A- und 18A-Prozesstechnologie platzieren. Andernfalls drohe der Rückzug aus diesem Segment.
In einem internen Schreiben an die Mitarbeiter, das Reuters zitiert, betonte Tan, dass Intel in der Vergangenheit zu schnell gewachsen sei, ohne die Marktlage realistisch einzuschätzen:
„Unsere Fertigungskapazitäten sind zersplittert und nicht voll ausgelastet. Wir müssen unsere Strategie korrigieren – mit klarer Priorität auf Nachfrage, Rentabilität und Disziplin bei der Kapitalverwendung.“
Die Konsolidierung betrifft auch bestehende Standorte: So plant Intel laut Reuters, seine Montage- und Testzentren in Costa Rica mit größeren Standorten in Vietnam und Malaysia zusammenzulegen.
Der Kurswechsel bei Intel zeigt: Nach Jahren aggressiver Expansion unter Vorgänger Pat Gelsinger will Tan das Unternehmen finanziell stabilisieren, Risiken minimieren und die operative Effizienz erhöhen. Ob der radikale Sparkurs allerdings ausreicht, um Intel im globalen Halbleiterwettlauf mit Nvidia, AMD und TSMC wieder konkurrenzfähig zu machen, bleibt abzuwarten.