
Die 20 größten Rüstungsunternehmen Europas: Wer führt das Wettrüsten an?
Die globale Rüstungsindustrie kennt keine Pause. Geopolitische Spannungen – von Russlands Invasion in der Ukraine und Konflikten im Nahen Osten bis hin zum militärischen Aufrüsten in Ostasien – führen zu Investitionen in Militärtechnologie und Produktion in bislang ungekanntem Ausmaß.
Laut dem aktuellen Bericht des Stockholmer Internationalen FriedensforschungsinstitutsSIPRI stieg der Gesamtumsatz der 100 weltweit größten Rüstungsunternehmen im Jahr 2023 um 4,2 % auf 632 Milliarden US-Dollar. In diesem Umfeld bleibt Europa ein bedeutender – wenn auch vorsichtiger – Akteur, mit einem Umsatz von 133 Milliarden US-Dollar und einem bescheidenen Wachstum von lediglich 0,2 %.
US-Unternehmen dominieren weiterhin den Weltmarkt
Die SIPRI-Daten belegen: Firmen aus den USA führen nach wie vor die globale Rüstungsbranche an. Im Jahr 2023 waren 41 US-Unternehmen in der Top-100-Liste vertreten und erzielten zusammen fast 317 Milliarden US-Dollar – das entspricht rund der Hälfte des weltweiten Gesamtumsatzes.
Von diesen 41 Unternehmen konnten 30 ihre Rüstungserlöse steigern. Seit 2018 stammen die fünf führenden Unternehmen der Liste allesamt aus den Vereinigten Staaten. 2023 waren dies Lockheed Martin, RTX (ehemals Raytheon), Northrop Grumman, Boeing und General Dynamics.
Aus Asien und Ozeanien kamen 23 Unternehmen mit einem jährlichen Umsatzwachstum von 5,7 % und Gesamterlösen in Höhe von 136 Milliarden US-Dollar. Sechs Unternehmen hatten ihren Sitz im Nahen Osten: mit Umsätzen, die um 18 % auf 19,6 Milliarden US-Dollar stiegen. Mit Beginn des Krieges im Gazastreifen erzielten die drei israelischen Unternehmen auf der Liste Rüstungserlöse in Höhe von 13,6 Milliarden US-Dollar – ein historischer Höchstwert für israelische Firmen in den SIPRI Top 100.
Russland war mit lediglich zwei Unternehmen vertreten. Diese verzeichneten jedoch ein kombiniertes Umsatzplus von 40 % – vor allem dank des staatlichen Mischkonzerns Rostec, dessen Rüstungsverkäufe allein um 49 % zulegten.
Die europäische Rüstungsindustrie kommt langsam in Fahrt
Europäische Unternehmen verzeichneten das geringste Umsatzwachstum aller Regionen – lediglich 0,2 % im Jahresvergleich. Das mag angesichts des Krieges in der Ukraine und der vielerorts erhöhten Verteidigungsetats überraschend erscheinen. Laut SIPRI hinken die Zahlen der Realität etwas hinterher – viele der großen europäischen Hersteller arbeiteten 2023 noch alte Aufträge ab, während neue Bestellungen erst mit Verzögerung in den Bilanzen sichtbar werden.
Insgesamt schafften es im Jahr 2023 27 europäische Unternehmen in die SIPRI Top 100. Die folgende Tabelle zeigt die 20 größten unter ihnen:
Europäische Platzierung | Weltweite Platzierung | Unternehmen | Herkunftsland |
1 | 6 | BAE Systems | Vereinigtes Königreich |
2 | 12 | Airbus | Trans-Europäisch |
3 | 13 | Leonardo | Italien |
4 | 16 | Thales | Frankreich |
5 | 22 | Rolls-Royce | Vereinigtes Königreich |
6 | 26 | Rheinmetall | Deutschland |
7 | 30 | MBDA | Trans-Europäisch |
8 | 32 | Naval Group | Frankreich |
9 | 33 | Safran | Frankreich |
10 | 35 | Saab | Schweden |
11 | 38 | Babcock International Group | Vereinigtes Königreich |
12 | 45 | KNDS | Trans-Europäisch |
13 | 46 | Dassault Aviation Group | Frankreich |
14 | 50 | CEA | Frankreich |
15 | 51 | Fincantieri | Italien |
16 | 57 | Serco Group | Vereinigtes Königreich |
17 | 59 | Atomic Weapons Establishment | Vereinigtes Königreich |
18 | 60 | JSC Ukrainian Defense Industry | Ukraine |
19 | 64 | PGZ | Polen |
20 | 66 | Thyssengroup | Deutschland |
Am 28. Mai präsentierte Evertiq auf der Expo in Krakau das aktuelle Ranking der größten europäischen Rüstungsunternehmen – eine Momentaufnahme der Branche. 2026 gibt’s die Fortsetzung – wieder in Krakau.
Was bedeutet „Rüstungserlös“?
SIPRI ordnet die Unternehmen nach den Einnahmen aus dem militärischen Geschäft – nicht nach dem Gesamtumsatz.
Zum Rüstungserlös zählen:
– Verkäufe von Waffen, Systemen und Technologien, die speziell für den militärischen Einsatz entwickelt wurden
– Militärspezifische Dienstleistungen wie IT, Wartung, Reparatur, Instandsetzung und operative Unterstützung
– Verkäufe an nationale Streitkräfte und ins Ausland
Nicht dazu zählen:
– Zivile Produkte wie Treibstoff, Büromaterial, allgemeine IT, Uniformen oder Stiefel