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Markt |

Auch Bosch kämpft mit Folgen von Corona und Krieg

Volatile Lieferketten und Chinas Lockdown machen dem weltweit größten Autozulieferer Bosch zu schaffen. Konzernchef Stefan Hartung hat dem Tagesspiegel unter anderem dazu ein Interview gegeben.

Der Krieg in der Ukraine sei eine große Belastung. Man könne die Probleme nicht nacheinander abarbeiten, sondern müsse sich ihnen gleichzeitig stellen. Ein Zurück in die Vergangenheit gebe es nicht, so Hartung. Schon gar nicht nach Ereignissen wie Pandemie und Krieg, heißt es in dem Tagesspiegel-Interview.

Wo liegen aktuell die größten Risiken für Bosch?

Jedes einzelne Thema birgt Risiken: Corona, der Krieg, Lieferengpässe, Inflation. Die größte Herausforderung liegt in der Gleichzeitigkeit und besonders schwer einzuschätzen ist derzeit, wie China mit der Bekämpfung von Covid vorankommt. Wir kennen zeitweise Lockdowns und haben das alles auch in Europa durchgemacht. Nun aber stehen Teile dieses großen, wichtigen Marktes und Produktionsstandorts still und es ist nicht absehbar, wie lange. Das treibt mich sehr um.

Die Lieferketten sind zeitweise gerissen, Engpässe gibt es immer noch. Was lernen Sie daraus?

Corona hat uns gezeigt, dass sich die Nachfrage in kurzer Zeit massiv ändern kann und dass nicht immer alles so verfügbar ist, wie wir das gerne hätten oder über Jahre gewohnt waren. Versorgungsengpässe kannten wir eigentlich nicht mehr, weder als Unternehmen noch als Privatpersonen. Auch dass es eine starke Inflation gibt, ist für die meisten von uns eine neue Erfahrung.

Steht nicht das Geschäftsmodell der globalisierten, vernetzen Wirtschaft auf dem Spiel, wenn die Lieferbeziehungen nicht mehr funktionieren?

Das sehe ich anders. Die Dinge verändern sich zwar rasend schnell und es wird sicher Anpassungen geben, um globale Lieferketten robuster zu gestalten. Aber ein Halbleiterwerk kann man nicht in zwei Wochen bauen. Deshalb wird sich das Problem der Halbleiterknappheit auch nicht schnell durch lokalen Kapazitätsaufbau lösen lassen. Und wenn die Häfen in China verstopft sind, dann kommt der Welthandel ins Wanken. Wir produzieren ja schon dort, wo unsere Kunden sind, wo es möglich und sinnvoll ist. Es hat sich auch gezeigt, dass es gut ist, einen zweiten oder dritten Lieferanten zu haben. Aber wenn der eine ausfällt, kann der andere nicht über Nacht seine Produktion verdoppeln, denn es geht bei uns immer um sehr große Stückzahlen.

Europa versucht, bei Schlüsseltechnologien unabhängiger zu werden, bei Halbleitern, Batteriezellen, Software. Aber es wird gerade erst investiert. Kommt das nicht zu spät für Ihre schnelle Branche?

Es ist sinnvoll, Kompetenzen und Produktion auszubauen, die es so nur in Europa gibt. Zum Beispiel werden das Equipment und die Maschinen für die Halbleiterproduktion in Europa hergestellt. Davon brauchen wir mehr. Aber eine Selbstversorgung mit bestimmten Rohstoffen oder Technologien wird es nie geben. Das zeigt schon das Beispiel Primärenergie, die beispielsweise Deutschland heute zu 70 Prozent importieren muss.

Ein Stopp der Gaslieferungen aus Russland würde Bosch lahmlegen?

Für die Versorgung unserer eigenen Produktion sind wir auch auf Gas angewiesen, zum Beispiel in der Halbleiterfertigung in Dresden oder Reutlingen oder für thermische Prozesse in unseren Werken. Aber das sind kleinere Mengen. Viel kritischer ist, dass wir viele Vorprodukte benötigen – Stahl oder Chemieerzeugnisse etwa –, die sehr stark gasabhängig sind. Wir brauchen deshalb eine stabile Versorgung mit Gas – im Moment auch noch aus Russland, auch wenn es wehtut. 

In Russland hat Bosch sein Geschäft mit 3.500 Beschäftigten fast vollständig heruntergefahren. Glauben Sie an einen Neustart nach dem Krieg?

Es ist derzeit nicht möglich, ein Nachkriegs-Szenario zu entwerfen. Ich weiß nicht, ob und wie Bosch angesichts der Sanktionen in Russland bleiben kann, weil niemand weiß, wann und wie dieser Krieg endet. Ganz sicher werden wir nicht zum vorigen Zustand zurückkehren können. Es wird eine andere Welt sein, die wir erst noch aufbauen müssen.


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