
Medion-Neuausrichtung: Gründer kauft Großteil von Lenovo zurück
Der Elektronikhändler Medion vollzieht einen überraschenden Richtungswechsel: Nur wenige Monate nach der Komplettübernahme durch Lenovo gehen weite Teile des Unternehmens zurück an Gerd Brachmann – jenen Mann, der Medion einst gegründet und groß gemacht hatte. Davon berichtete die Frankfurter Allgemeine am 19. August. Während der chinesische Konzern sich künftig auf das PC-Geschäft konzentriert, übernimmt Brachmann die übrigen Geschäftsbereiche im Rahmen einer neuen GmbH.
Medion-Geschäftsbetrieb wechselt in neue GmbH unter Gründerführung
Vertrieb, Kundenservice, Logistik und sämtliche Onlinekanäle von Medion wandern in eine neu gegründete GmbH, die ab sofort unter der Leitung von Gerd Brachmann steht. Auch der Werksverkauf in Essen sowie die internationalen Webshops gehören künftig dazu. Rund 300 Mitarbeitende wechseln in die neue Struktur, dazu kommt ein Lagerbestand im Wert von knapp 36 Millionen Euro. Lenovo fokussiert sich künftig ausschließlich auf die PC-Sparte mit den Marken Medion und Erazer. Der Umbau folgt auf den Squeeze-out Ende 2024, bei dem Medion mit 664 Millionen Euro bewertet wurde. Zum Start wurde das Kapital der neuen GmbH auf 50 Millionen Euro aufgestockt.
Breites Portfolio, frische Verträge und klare Finanzziele
Von Haushaltsgeräten über Unterhaltungselektronik bis zu Aldi Talk: Das Sortiment der neuen Medion GmbH bleibt vielseitig. Passend dazu wurde nur drei Tage vor dem Umwandlungsdatum ein neuer Vertrag mit Telefónica unterzeichnet, dem Netzpartner hinter dem Mobilfunkangebot. Auch finanziell ist die neue Gesellschaft solide aufgestellt: 160 Millionen Euro Reinvermögen stehen rund 60 Millionen Euro an Verbindlichkeiten gegenüber. Für Rücksendungen wurden 2,4 Millionen Euro zurückgestellt, die Pensionsverpflichtungen belaufen sich auf 4,5 Millionen Euro. Im Frühjahr verzeichnete Medion noch ein Minus von sechs Millionen Euro. Für das laufende Geschäftsjahr plant das Unternehmen jedoch mit einem Gewinn von zehn Millionen Euro und einem Umsatz von rund 600 Millionen Euro. In den kommenden Jahren wird ein jährliches Wachstum von 3,5 Prozent angestrebt.