
E-Auto-Nachfrage schwächelt: Volkswagen fordert Förderung für private Käufer
Volkswagen markiert mit 1,5 Millionen ausgelieferten ID-Fahrzeugen einen Meilenstein der eigenen E-Strategie – und nutzt die Bühne für politische Forderungen. Davon berichtete die Süddeutsche Zeitung am 15. August. Denn obwohl die Produktionszahlen steigen, stockt der Absatz im privaten Bereich. Der Konzern drängt auf konkrete Fördermaßnahmen – und bekommt dabei Rückendeckung aus der Landespolitik. Dass die private Nachfrage ins Stocken geraten ist, passt ins Bild einer Branche, die laut der jüngsten Studie des Center Automotive Research CAR zunehmend mit strukturellen Problemen und einem rückläufigen Markt zu kämpfen hat.
VW fordert gezielte Kaufanreize für private E-Auto-Käufer
Bei der Jubiläumsveranstaltung im niedersächsischen Emden feierte Volkswagen die Auslieferung von 1,5 Millionen vollelektrischen Fahrzeugen der ID-Reihe, schreibt die SZ weiter. Zugleich nutzte der Konzern die Gelegenheit, um auf die anhaltend schwache Nachfrage privater Käufer hinzuweisen. Vertriebsvorstand Martin Sander sprach sich für neue staatliche Anreize aus, um Vorbehalte gegenüber E-Mobilität in der breiten Bevölkerung abzubauen. Bisher würden vor allem gewerbliche Kunden von bestehenden Steuervorteilen profitieren – private Haushalte hingegen hielten sich zurück.
Niedersachsens Ministerpräsident Olaf Lies lobte den Standort als Symbol für gelungene Transformation. Besonders der ID.7 Tourer, der laut VW im ersten Halbjahr 2025 die Zulassungsstatistik für E-Autos in Deutschland anführte, sei ein Aushängeschild des Landes.
Branchenexperten bewerten den aktuellen Erfolg von VW zurückhaltender. Autoanalyst und Lehrbeauftragter an der Fachhochschule des Mittelstands Frank Schwope kritisiert, dass deutsche Hersteller den Wandel zur Elektromobilität zu lange hinausgezögert haben – mit Folgen für ihre Position auf wichtigen Auslandsmärkten. In China etwa verlieren sie an Boden, weil ihre Modelle dort oft nicht den Geschmack jüngerer und technikaffiner Käufer treffen.
Studie warnt vor Rückstand im europäischen E-Auto-Markt
Dass Volkswagen mit seiner Forderung nicht alleinsteht, zeigt eine aktuelle Analyse des Center Automotive Research. Die Untersuchung ordnet die Entwicklung der Elektromobilität in Deutschland ein – und verweist auf strukturelle Schwächen.
Besonders deutlich wird der Handlungsbedarf beim Blick auf die Zahlen: Nach dem Auslaufen des Umweltbonus Ende 2023 ging der Markt für reine Elektrofahrzeuge 2024 um über 27 Prozent zurück. Im Privatsegment halbierte sich die Zahl der Neuzulassungen nahezu. Erst zunehmend vergünstigte Angebote und Leasingmodelle führten 2025 wieder zu einem Anstieg.
Auch beim Ausbau der Ladeinfrastruktur offenbaren sich Schwächen. Zwar verzeichnete Deutschland über 70.000 neue öffentliche Ladepunkte in zwei Jahren, doch die Platzierung ist laut Studie häufig unzureichend geplant. Der Rückstand im europäischen Vergleich ist eindeutig – in den Niederlanden etwa ist die Ladeabdeckung pro Fahrzeug fast dreimal so hoch.
Europäische Nachbarn zeigen, wie Elektromobilität gelingt
Andere Länder machen es längst vor – und zeigen, wie politische Steuerung Elektromobilität voranbringen kann. Norwegen verzeichnet laut CAR-Studie inzwischen 97 Prozent Elektroanteil bei den Neuwagen – ermöglicht durch Steuervergünstigungen und klare Privilegien im Alltag. In Frankreich hilft das Programm „Mon leasing électrique“ einkommensschwächeren Haushalten beim Umstieg, indem es günstige Leasingmodelle sozial ausrichtet. Die Niederlande koordinieren den Ladeinfrastrukturausbau zentral und kommen damit auf 6,4 Fahrzeuge pro öffentlichem Ladepunkt – Deutschland liegt mit 17,3 deutlich zurück. Dänemark setzt auf langfristige Anreize wie Steuererleichterungen und Rückvergütungen bei der Stromsteuer.
Für den deutschen Markt rät die Studie zu strukturierten Maßnahmen in Förderung, Infrastruktur und Industriepolitik – andernfalls droht Deutschland den Anschluss im europäischen Vergleich weiter zu verlieren.