
ZVEI-Chef: Intel-Rückzug darf Investitionen in Mikroelektronik nicht stoppen
Nach dem Rückzug von Intel aus dem geplanten Werk in Magdeburg stellt der ZVEI klar: Die Förderung der Mikroelektronik in Deutschland darf dadurch nicht ins Wanken geraten. Wolfgang Weber, Vorsitzender der Geschäftsführung des Verbands der Elektro- und Digitalindustrie, fordert, die Mikroelektronikförderung jetzt erst recht voranzutreiben. Das geht aus einer Pressemitteilung des Verbands vom 25. Juli 2025 hervor. Chips seien längst unverzichtbar – für Fahrzeuge, Bankkarten, Industrie. Wer jetzt kürzt, schadet nicht nur der Wettbewerbsfähigkeit, sondern vertieft auch die Abhängigkeit vom Ausland. Statt Projekte zu streichen, brauche es entschlossene Investitionen in eine krisenfeste Elektronik-Infrastruktur.
Halbleiter bleiben Schlüssel für Europas wirtschaftliche Unabhängigkeit
Weber macht deutlich: Der Rückzug von Intel ist ein Rückschlag – aber kein Grund, die Förderpolitik infrage zu stellen. Stattdessen müsse es jetzt darum gehen, Deutschland unabhängiger aufzustellen. Wer bei der Chipproduktion ins Hintertreffen gerate, mache sich anfällig für globale Krisen und politische Spannungen. Ein zukunftsfähiger Halbleiterstandort brauche mehr als Leuchtturmprojekte – gefragt seien langfristig belastbare Strukturen, gut abgesicherte Lieferketten und ein klares industriepolitisches Bekenntnis.
Hintergrund: Intel stoppt Investitionen in Deutschland und Polen
Intel hatte ursprünglich den Bau einer Halbleiterfabrik in Magdeburg mit einem Volumen von 30 Milliarden Euro geplant – unterstützt durch zehn Milliarden Euro staatlicher Förderung. Parallel dazu war ein Werk zur Chipmontage im polnischen Miękinia vorgesehen. Beide Großprojekte wurden nun gestoppt. Als Grund nennt der neue Intel-CEO Lip-Bu Tan einen Strategiewechsel: Nach Jahren überhöhter Ausgaben wolle das Unternehmen seine Investitionen künftig gezielter und disziplinierter steuern.
ZVEI will Intel-Milliarden in heimische Chip-Infrastruktur lenken
Statt Mittel zu streichen, solle man sie neu verteilen – so Webers Appell an die Politik. Die Gelder, die ursprünglich für das Intel-Vorhaben eingeplant waren, könnten nun anderweitig genutzt werden, um Deutschlands Mikroelektronik-Infrastruktur gezielt auszubauen. Laut einer aktuellen ZVEI-Studie könnten solche Investitionen eine Rendite von 30 bis 40 Prozent erzielen – mit Amortisation innerhalb von neun bis zwölf Jahren. Neben höheren Steuereinnahmen von jährlich 7,9 Milliarden Euro entstünden europaweit 65.000 qualifizierte Arbeitsplätze – allein 49.000 davon in Deutschland. Für Weber ist klar: Wer die Mikroelektronik stärken will, muss nicht nur an Chips denken – auch Leiterplatten, Advanced Packaging und EMS seien zentrale Bausteine eines krisenfesten Ökosystems. Die bestehenden Förderprogramme müssten deshalb ausgeweitet und gezielt angepasst werden.