
“Teilen ein zweites Leben geben”: So macht Factronix Bauteile wiederverwendbar
Das deutsche Unternehmen Factronix ist spezialisiert auf die Wiederverwendung von Bauteilen. An der Evertiq Expo Berlin erklärte Andrea Nagel von Factronix, wie das Verfahren funktioniert und was dabei die Vorteile sind.
Die Bereiche, in denen Factronix operiert, sind vielseitig, sagt Nagel. Luft- und Raumfahrt, Militär, Healthcare, EMS-Dienstleister sind nur einige davon.
Die Dienstleistungen von Factronix umfassen
- Reballing von BGA-Bauteilen: Umlegieren oder Ändern der Legierung
- Robotical Solder Dip: Neuverzündung oder eine Umlegierung durch ICs
- PCB Repair: Reparieren von Baugruppen und Austauschen defekter Bauteile
- Testen zum Feststellen von Plagiaten sowie elektrische Test wie Lötbarkeitstests, XRF-Analysen und X-Ray.
- Recycling von Bauteilen
Das Recycling von Bauteilen, die von Baugruppen runtergerettet werden, sei “der Hauptbestandteil”, sagt Nagel:
“Wir haben fehlerhafte Teile, möglicherweise Teile aus Überlagerungen, bei denen man noch andere Bauteile von den Baugruppen runter retten kann, damit man nicht so viele Ressourcen verschwendet. Man spart etwas ein, kann Obsoleszenzmanagement betreiben und wertige Teile von einer Baugruppe runter retten.”
Dies passiere in einem immer gleichen Verfahren, sagt Nagel und erklärt, was dabei wichtig ist:
“Wir versuchen möglichst schonend vorzugehen. Die Baugruppen, die reinkommen, erfahren alle ein Pre-Baking. Dann wird eine Bestandsaufnahme gemacht. Man geht mit dem Kunden vorher natürlich durch, was man runter retten möchte, was man beachten muss, was dem Kunden wichtig ist.”
Die Details des Verfahrens würden von vielen Parametern bestimmt, sagt Nagel:
“Man muss darauf achten, ob die Baugruppen lackiert sind. Ausserdem wird bestimmt, was man runternimmt. Das Verfahren wird schonend gemacht. Man schaut sich die Bauteile an, die auf der Baugruppe sind.”
Das Unternehmen kann ein Reballing durchführen, wobei es zwei Möglichkeiten gibt: per Laser oder per Reflow. Das Rettening von Bauteilen kann einerseits automatisch, nach festgeschriebenem Prozess, andererseits manuell durchgeführt werden. Danach werden die Bauteile gereinigt und inspiziert.
“Es wird geprüft, ob alles passt, ob die Koplanarität wieder passt, die Legierung passt. Hier werden einige Tests durchgeführt. Dann werden die Teile neu vakuumverpackt in dem MSL-Level, das der Kunde wünscht.”
Nagel gibt Beispiele für Fälle, in denen das Verfahren Teile retten kann:
“Es passiert häufig, dass Kunden uns Ware schicken, die zum Beispiel versandt und fälschlich behandelt oder fälschlich verpackt wurde und einen Handling-Schaden hat. Da können wir eingreifen und die Balls wieder reparieren. Es gibt auch häufig Oxidationen bei überlagerten Bauteilen. Diese sind dann nicht mehr gut zu löten. Da können wir auch eingreifen, sie bearbeiten und wieder lötbar machen.”
Man könne die Teile dann in der Produktion wiederverwenden oder verkaufen, sagt Nagel. Nagel erklärt auch, warum das wichtig ist:
“Dadurch, dass wir den Teilen ein zweites Leben geben, mit der Sicherheit, dass man sie wiederverwenden kann, können wir den Lebenszyklus von Bauteilen verlängern.”
Dadurch, dass das Leben der Bauteile verlängert wird, ergeben sich direkte Vorteile für Unternehmen, sagt Nagel:
“Man kann Kosten sparen, indem man Lagerbestände wieder aufbereiten lässt oder die Rückgewinnung der Bauteile durch ein Recovery durchführt, wie von bestehenden Leiterplatten, die möglicherweise durch Fehlproduktionen auf Lager liegen. Wir haben haben verlässliche Prozesse, die gewährleisten, dass man die Teile wieder einsetzen und in die Produktion zurückführen kann.”
Weiter betont Nagel die ökologischen Vorteile:
“Der Fußabdruck wird immer wichtiger. Es wird immer mehr verlangt im Bereich des Recyclings. Und wir können es gewährleisten.”
Die nächste Evertiq Expo findet statt am 7. Mai 2026 in Krakow in der Fabryczna 13.