
Microsoft stellt neue souveräne Cloud-Lösungen für Europa vor
Europa soll mehr Kontrolle über die Cloud bekommen: Microsoft hat neue Dienste angekündigt, die Zugriffe strenger regeln, Verschlüsselung neu organisieren und Infrastruktur auf Wunsch vollständig in die Hände der Kunden legen. Dies gab das Unternehmen in seinem offiziellen Blog am 16. Juni bekannt. Die neuen Lösungen sind Teil der „European Digital Commitments“ – Microsofts langfristiger Strategie, um digitale Souveränität in Europa gezielt zu stärken. Damit will das Unternehmen nicht nur auf regulatorische Vorgaben reagieren, sondern auch sein Angebot für Behörden, Betreiber kritischer Infrastrukturen und regulierte Branchen gezielt ausbauen.
Europäische Cloud-Kunden übernehmen das Steuer
Mit dem neuen Kontrollsystem „Data Guardian“ zieht Microsoft die Grenzen für Zugriffe auf europäische Kundendaten deutlich enger. Zugriff bekommt nur, wer bei Microsoft angestellt ist und in einem EU-Land lebt. Ausnahmen sind nur mit ausdrücklicher Genehmigung möglich – unter Live-Überwachung durch europäisches Personal und lückenloser, manipulationssicherer Protokollierung.
Bei der Verschlüsselung überlässt Microsoft künftig den Kunden das Steuer: Die Schlüsselverwaltung kann komplett in eigene Hände gelegt werden – entweder im eigenen Rechenzentrum oder über zertifizierte Partner wie Thales, Futurex oder Utimaco. Damit rückt Microsoft den europäischen Vorstellungen von technischer und organisatorischer Datenhoheit ein deutliches Stück näher.
Satya Nadella, Vorsitzender und CEO von Microsoft äußerte sich dazu auf LinkedIn: "With Microsoft Sovereign Cloud, we’re committed to offering the most comprehensive set of sovereignty solutions for customers across Sovereign Public Cloud, Sovereign Private Cloud, and the National Partner Clouds operated by our European partners."
Souveräne Cloud-Variante für sensible Anwendungen vor Ort
Für besonders schützenswerte Anwendungen geht Microsoft noch einen Schritt weiter – mit einer Private-Cloud-Lösung, die direkt beim Kunden oder in einem Partnerrechenzentrum läuft. Die „Sovereign Private Cloud“ zielt auf Organisationen, bei denen Standortbindung, Ausfallsicherheit und volle Kontrolle über Infrastruktur und Daten unerlässlich sind: öffentliche Verwaltungen, kritische Infrastrukturen, regulierte Branchen.
Technisches Rückgrat ist „Azure Local“ – mit allen zentralen Cloud-Funktionen wie Rechenleistung, Speicher, Netzwerk und Virtualisierung. Dazu kommt „Microsoft 365 Local“, das auch Produktivitätsdienste wie Exchange oder SharePoint lokal betreibbar macht – selbst bei eingeschränkter Internetverbindung oder strikten Vorgaben zur Datenspeicherung. Die neue Private-Cloud-Lösung und die bereits vorgestellte Sovereign Public Cloud befinden sich derzeit in der Preview-Phase und sollen im Laufe des Jahres breit verfügbar werden.
Zentrale Plattform bündelt Sicherheits- und Zugriffskontrollen
Mit einer neuen Verwaltungsoberfläche lassen sich künftig sicherheitsrelevante Funktionen wie Zugriffskontrollen, Richtlinien und Protokolle an einem Ort steuern. Besonders für Unternehmen mit sensiblen Cloud-Workloads soll das den Betrieb vereinfachen: Einstellungen wie die Überwachung externer Zugriffe oder die Konfiguration von Schutzmechanismen können zentral verwaltet und nachvollzogen werden – ein Schritt, der nicht nur die Sicherheit erhöhen, sondern auch die Handhabung im Alltag spürbar entlasten soll.
Frankreich und Deutschland setzen auf eigenständige Cloud-Modelle
Neben den europaweiten Angeboten verfolgt Microsoft in Frankreich und Deutschland einen eigenen Weg: Beide Länder bekommen Partnerschaften mit nationalen Anbietern, die zentrale Cloud-Dienste unabhängig betreiben. In Frankreich übernimmt das Joint Venture Bleu – gegründet von Orange und Capgemini – den Betrieb einer souveränen Infrastruktur für den öffentlichen Sektor und besonders kritische Bereiche. Ziel ist es, nationale Anforderungen wie die SecNumCloud-Vorgaben vollständig zu erfüllen. In Deutschland ist Delos Cloud, eine SAP-Tochter, für eine vergleichbare Lösung zuständig. Auch hier soll die Infrastruktur die spezifischen Anforderungen der Verwaltung und öffentlichen Einrichtungen abdecken – unabhängig und innerhalb der Landesgrenzen.
Parallel dazu baut Microsoft ein neues Spezialisierungslevel im AI Cloud Partner Program auf, das gezielt auf Sovereign-Cloud-Kompetenzen zugeschnitten ist. Erste Partner wie Capgemini, IBM, Vodafone oder Atos nehmen bereits an einer Pilotphase teil – ein Schritt, mit dem Microsoft das Partnernetzwerk für souveräne Cloud-Angebote gezielt erweitert.