Allgemein | 19 Oktober 2009
Die Allmendeklemme und die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Elektronik-Industrie
In einem weiteren überraschenden Schritt wurde der diesjährige Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften an Elinor Ostrum und Oliver E. Williamson verliehen – zwei Wissenschaftler, deren Arbeit wenig mir komplexen Finanzmodellen und Markttheorien zu tun hat. Doch was hat das mit Elektronik und Arbeitsplätzen zu tun?
Da der Nobelpreis den Denkschulen großes Ansehen, Glaubwürdigkeit und Legitimität verleiht und die zukünftigen Entscheidungsträger beeinflusst, ist es sinnvoll sich die Auswirkungen gerade dieser Verleihung – an Elinor Ostrum und Oliver E. Williamson – näher anzusehen.
Zum einen wurde dieser Preis noch nie an eine Frau vergeben, was für den Verfasser sehr erfreulich ist. Einige sahen Eugene Gama (Professor an der University of Chicago) als Favoriten an. Paul Krugman, Preisträger 2008, erhielt die Auszeichnung für seine Theorien über den internationalen Handel. In seinem Blog stellt er fest, dass die Auszeichnung eine Bestätigung der so genannten New Institutional Economics, ein Begriff der von Williamson geprägt wurde, ist. Er hatte zudem noch nie von Elinor Ostrum gehört, bevor ihr der diesjährige Nobelpreis zugesprochen wurde.
Alfred Nobel, Erfinder des Dynamit (unter anderem), wollte, dass Personen, die ‚der Menschheit einen großen Nutzen’ erwiesen haben, den Preis erhalten. Der Preis für Ökonomie kam erst später hinzu – zu Ehren von Alfred Nobel. Da einige Theorien der früheren Preisträger die gegenwärtige, weltweite Wirtschaftskrise hervorgerufen haben sollen, ist es nur passend, dass das Vergabekomitee nun einen Blick auf andere Theorien wirft. Einige dachten, dass in diesem Jahr kein Ökonom diesen Preis erhalten sollte. Der Bereich hat in der letzten Zeit mehr Kummer als Nutzen gebracht.
Was ich am interessantesten finde ist, dass die Arbeit von Frau Ostrum die Allmendeproblematik betrifft. Die Allmendeklemme ist ein politisches Wissenschaftskonzept. Es hebt hervor, was gemeinsam genutzten Ressourcen – wie Wasser, Tieren, Wäldern und Öl – passiert. Die Theorie postuliert, dass Personen (welche nur den eigenen Interessen folgen) die gemeinsam genutzten Ressourcen eher zerstören, was schlussendlich entweder staatliche Intervention (Sozialismus) oder Privatisierung erforderlich machen (um diese Ressourcen zu erhalten).
Elinor Ostrum studierte Wälder in Südasien und Afrika, Wassermanagement in Indien (um nur zwei Beispiele zu nennen) und erkannte, dass die Allmendeklemme nicht unvermeidlich ist. Regionale Gemeinschaften, welche auf knappe Ressourcen angewiesen sind, verwalten diese oft – über lange Zeiträume – äußerst erfolgreich. Staatliche Eingriffe und / oder Privatisierung haben die Zerstörung in den meisten Fällen eher beschleunigt. Wenn Menschen in den einzelnen Gemeinden das Problem genau kennen, dann lösen sie dieses auch mit den eigenen Möglichkeiten.
Was hat das mit der Schaffung von Arbeitsplätzen und der EMS-Industrie zu tun?
Die meisten Experten sind sich einig, dass der Aufschwung – obwohl dieser vielleicht schon begonnen hat – von einem etwas lustlosen Anstieg an Arbeitsplätzen bedroht wird. Die Arbeitslosenquote liegt offiziell bei fast 10% (inoffiziell bei 16% und in einigen Bereichen sogar noch höher). Die Nachfrage nach elektronischen Produkten wird sich wahrscheinlich erst erholen, wenn die Arbeitslosenquote sinkt. Der Immobilienmarkt und andere Wirtschaftsbereiche sind ebenfalls davon abhängig, dass die Menschen wieder einen Arbeitsplatz haben.
Die Elektronik-Industrie ist wahrscheinlich immer noch in einer Art Lähmung gefangen; viele beklagen sich über Handelspolitik und die Tätigkeiten (und Nicht-Tätigkeiten) der einzelnen Regierungen. Gesetzesübertretungen von Unternehmen, Bankenfehler, etc. werden als Grund angegeben um – mit hängendem Kopf – vom Rand aus zuzuschauen; und hoffentlich nicht gefeuert zu werden. Trotz der vorläufigen Erholung gibt es immer noch ein allgemeines Gefühl von Untergang und Verderben.
Ist die Produktion in den Industrie-Nationen schon tot? Ist das gut oder eher schlecht? Können neue Arbeitsplätze in der Service-Industrie die fehlenden in der Produktion wettmachen? Werden Länder ohne Elektronikfertigung ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren? Was sollen wir tun, um den Zusammenbruch der Zivilisation – so wie wir sie kennen – zu verhindern?
Ich denke, dass die Zeit um unsere vergangenen Verfehlungen zu überdenken nun offiziell vorüber ist. Der Schlüssel zu einer nachhaltigen Erholung sind Arbeitsplätze. Wir sollten uns nicht über die ‚richtigen Arbeitsplätze’ den Kopf zerbrechen; wir brauchen nur jede Menge davon. Alle müssen sich auf diese eine Sache konzentrieren – was können wir tun, um die bestehenden Arbeitsplätze zu erhalten und neue Arbeitsplätze zu schaffen.
Dies sollte natürlich nicht in ein gedankenloses ‚Kauft-Regional’ ausarten (und den unvermeidlichen weltweiten Konsequenzen). Ich denke, dass die Geschichte von Google – die Gründer kombinierten Weitsicht, geduldiges Risikokapital und eine gute Idee zu einer (bis dato) unvorstellbaren Einnahmequelle - interessant ist. Sie setzten dabei auf Idealismus und auf ihre Mitarbeiter.
Die Arbeit von Elinor Ostrum zeigt, dass Gemeinden ein Problem mit den eigenen Ressourcen – zum Wohle aller - lösen können. Es braucht keine massiven staatlichen und privaten Interventionen. Die Menschen und ‚Gemeinschaften’ in der Elektronik-Industrie müssen ihre eindrucksvolle Innovationskraft und unternehmerischen Fähigkeiten einsetzen, um dieses Problem zu lösen. Ohne als unverbesserlicher Optimist dazustehen, sollten wir vielleicht doch einige Prinzipien von Alfred Nobel in unser strategisches Denken übernehmen.
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Autor: Jennifer Read, Charlie Barnhart & Associates
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