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Ron Keith, Riverwood Solutions
Elektronikproduktion |

EMS-Landschaft im Wandel

Viele der Entwicklungen, welche bereits in den letzten 5 Jahren Auswirkungen auf die EMS-Dienstleister und OEM-Unternehmen hatten, werden sich fortsetzen. Es werden jedoch noch einige Trends und Entwicklungen hinzukommen.

Vor 5 Jahren kletterten EMS-Dienstleister und OEMs aus dem ‚Tech-Wreck’ – welches aus dem Platzen der Techo-Blase im Jahr 2000 entstanden war. EMS-Dienstleister brachten ihre Margen langsam wieder nach oben und machen es sich in einer hinreichend ausgereiften und gut etablierten Weltwirtschaft, mit einem Umsatz von mehr als $100 Milliarden, bequem. OEMs vertieften ihre Outsourcing-Aktivitäten im Rahmen von Kostensenkungen und einer verbesserten Asset-Velocity – auch wenn die Perfektionierung der EMS-Beziehungen sich als schwierig herausstellte. Experten und Protektionisten in den USA und Europa – ohne wirkliche Klarheit und Verständnis – schwanken weiterhin in ihren Ansichten über die Auswirkungen des Outsourcings der Elektronik-Fertigung auf die industrielle und wirtschaftliche Grundlage ihres Landes. Waren dies hochbezahlte Arbeitsplätze, welche von den westlichen Ländern verteidigt werden mussten, oder war es nur einfach ein weiterer Schritt auf dem langen Weg zu einer wissens- und kompetenzgesteuerten Wirtschaft? Diese Frage scheint von der unsichtbaren Hand des Marktes mit seiner unendlichen Weisheit beantwortet worden zu sein – an der Preisentwicklung für EMS-Dienstleistungen und der Bewertung von EMS-Unternehmen zu erkennen. Während der letzten Jahre hat die EMS-Industrie eine gewisse Reife erreicht und der Prozess der Produktionsauslagerung und auch die Prozess-Technologien der EMS-Dienstleister sind inzwischen allgegenwärtig. Viele der großen OEMs beenden die eigene Produktion und lassen die halb-eigenen Produktionsprozesse hinter sich; und auch den Glauben, dass eine eigene Produktion einen Wettbewerbsvorteil darstellt. Der verstärkte Übergang zu Outsourcing, sowie die Entkopplung von Produktunternehmen und Fabrik, hat die Wahrnehmung in Bezug auf die Produktion bei den meisten Elektronik-OEMs verändert. Was einmal eine Kernkompetenz war (und ein Faktor um sich von den Wettbewerbern zu unterscheiden) wird nun nur noch als Konsumware angesehen, welche man kaufen kann – mit der zugrunde liegenden Annahme, dass alle Produktionsdienstleistungen gleichwertig sind. Langzeit-Trend bei den Margen der EMS-Industrie EMS-Dienstleister reagieren auf die Preis-Kommodifizierung Die vermehrte Preis-Kommdifizierung bei den angebotenen EMS-Dienstleistungen hat einen heftigen Preiskampf unter den großen der Branche ausgelöst. In den letzten 10 Jahren sind die Margen um zwei Drittel gesunken (in Abbildung 1 in grün dargestellt), während sich die Industrieeinnahmen um das Dreifache erhöht haben. Mit der Preis-Kommodifizierung der Produktionsdienstleistungen werden Preise-ab-Werk zum primären Wettbewerbsfaktor und auch zum wichtigsten Entscheidungsfaktor bei der Vergabe von EMS-Verträgen in vielen Industriebereichen. In diesem zunehmend wettbewerbsorientierten Preisumfeld haben die meisten EMS-Dienstleister Schwierigkeiten sind von der Konkurrenz abzusetzen. Zudem wird es schwierig den OEMs den propagierten ‚Superior Service’ zu verkaufen – ein Versuch etwas höhere Margen durchzusetzen. EMS-Margen von 2005 bis Gegenwart Viele EMS-Dienstleister haben darum versucht sich von den Konkurrenten abzusetzen und eine einzigartige Marktstellung zu erlangen – auf der Grundlage der von ihnen erbrachten Leistungen. Es gab eine Reihe von divergierenden Versuchen der EMS-Dienstleister um eben diese Differenzierung zu erreichen – oder zumindest eine Wahrnehmung einer Differenzierung. Die zwei dominanten Wege sind; Differenzierung durch Spezialisierung oder durch eine Art der vertikaler Integration. Top-Spieler der EMS-Industrie und die Umsatzerlöse 2003 – 2008 Eine Spezialisierung des Fokus Der erste Weg zur Differenzierung – die Spezialisierung – ermöglicht es dem EMS-Dienstleister sich durch die Konzentration auf eine spezielle Nische im Bereich der Produktion oder einem Industriesegment abzusetzen. Diese Unternehmen fördern die Wahrnehmung ihrer Wertschöpfung, in dem sie versuchen alles für alle OEMs zu sein. Sie konzentrieren sich in der Regel auf die Zusammenarbeit mit einer ausgewählten Gruppe von Unternehmen – welche in Bezug auf Produkttechnologie, Endmärkte oder durch andere ähnliche Merkmale verbunden sind. Auf diese Weise kann der EMS-Dienstleister ein breiteres Verständnis für die Technologie, deren technische Herausforderungen oder auch spezielle Fähigkeiten entwickeln. Es folgt normalerweise die Annahme, dass größere technische Kompetenz und / oder Marktversiertheit durch Spezialisierung einen besseren Dienstleister ergibt – und damit eine größere Fähigkeit die Wertedifferenzierung besser zu verkaufen und zu erklären; im Gegensatz zu einer reinen Kommodifizierung bei der EMS-Preisgestaltung. Hier ein Technologiebeispiel: RF-Produkte (Radio Frequency). Die Produktion von RF-Produkten erfordert eine spezielle Technik, spezielle Komponenten, spezielle Test, usw. Um einen relativ engen Fokus auf RF-Produkte zu behalten, entwickeln viele EMS-Dienstleister tiefgreifende Fähigkeiten und spezielles Know-how in Bezug auf die Herausforderungen. Sie können dann dieses Know-how bei einer ganzen Reihe von RF-Produkten anwenden – z.B. Wireless Modems, Router, Bluetooth-Headsets, GPS-Geräte und einer Reihe anderer Produkte, welche grundlegende RF-Kommunikationstechnologien benötigen. Einige der kleineren EMS-Dienstleister, welche sich eine Nische innerhalb des RF-Bereichs herausgearbeitet haben, sind etwa Tropical, Princeton, HQ, Labarge und zu einem geringeren Masse auch IMI. Medizinische Produkte sind ein weiterer Bereich, in dem einige EMS-Unternehmen entweder alle ihre Bemühungen konzentriert haben, oder etwa eigene Abteilungen oder Gruppen etabliert haben. Die Herstellung von medizinischen Geräten ist ein sehr spezialisierter Markt mit verschiedenen Zulassungen, speziellen Zertifizierungen und Akkreditierungen für die jeweiligen Produktionseinrichtungen. EMS-Dienstleister, welche ein spezielles technisches Know-how rund um diese Märkte und deren individuellen Anforderungen entwickelt haben, können die Preisgestaltung für ihr Serviceangebot zu einem gewissen Grad beeinflussen – durch eben diese einzigartigen und spezifischen Anforderungen in diesen Märkten. Blick auf die Aufteilung / Spezialisierung in der Industrie (mit freundlicher Genehmigung von Plexus) Auf die Gefahr hin zu vereinfachen und zu pauschalisieren; EMS-Dienstleister, welche sich für einen der vielen Wege in die Spezialisierung entschieden haben, sind folgende zu nennen: - Medizinspezialisten IBS, Ventrex, Accellent und Veridiam - Produkt-Mix-Spezialisten sind z.B. Plexus, Benchmark, Zollner, PartnerTech, SMTC, Asteel-Flash und Kimball Andere EMS-Unternehmen, welche erhebliche Nischeninvestitionen tätigen sind Nam Tai (in Displays und DCA Prozesse), Fabrinet (in Optical und Photonik), Elcoteq (in mobile Verbraucherprodukte) und Jabil (in Automotive) um nur einige zu nennen. Diese Unternehmen haben ihre eigene Werteposition entwickelt und kombinieren die Qualität der Spezialisierung mit der Kosteneffektivität des ursprünglichen EMS-Models. EMS-Unternehmen, welche eine Art der Spezialisierungsstrategie nutzen, haben – tendenziell – Bruttomargen von 50bps bis 600bps höher als die ‚All-Rounder-Konkurrenz’. Vertikale Integration & Expanded Services Ein anderer Weg die Preis-Kommodifizierung zu bekämpfen ist die Vertikale Integration. Hier setzen sich die EMS-Dienstleister durch den Zusatz von entsprechenden vertikalen Dienstleistungen von einander ab. Die Grundidee hinter dieser Strategie ist doppelseitig: (1), durch mehr Kontrolle der Lieferkette kann der EMS-Dienstleister schneller reagieren – von Time-to-Market bis zu laufenden Produktlieferzeiten, und (2), die Beseitigung von externen Transaktionskosten macht den EMS-Dienstleister wettbewerbsfähiger und er kann gleichzeitig höhere Margen erzielen. Egal, ob durch zusätzliche vertikale Produktionsdienstleistungen (wie Fabs, Kunststoffe, Netzteile und Gehäuse), oder durch zusätzliche Pre-Produktion und Post-Produktion (wie etwa ODM-Design oder Outbound-Logistik) – je mehr Dienstleistungen eingeschlossen werden können, desto weniger externe Transaktionskosten fallen an. Dies macht das Modell der Vertikalen Integration für viele OEMs zu einem attraktiven Modell – während es gleichzeitig eine zusätzliche Gewinnchance für EMS-Dienstleister bietet. Diese zusätzlichen Dienstleistungen bieten mehr Raum für weitere Differenzierung und in der Regel auch höhere Margen – vorausgesetzt, dass der EMS-Dienstleister diese Leistungen aufrechterhalten kann und dem Druck der OEMs standhalten kann, die eine Kommodifizierung der gesamten Lieferkette bevorzugen. "71% der befragten Elektronik-OEMs erklärten, dass die vertikale Integration und ein breites Service-Angebot wichtig sind". Quelle: Riverwood Solutions Q1, 2009 OEM-Umfrage. EMS-Unternehmen, welche verschiedene Strategien zur vertikalen Integration angenommen haben sind z.B. Foxconn, Jabil, Flextronics und Sanmina-SCI. Dies stellt ein wichtigstes Mittel zur Bekämpfung der Preiserosion dar. Es ist noch nicht entschieden, wie wirksam und effektiv diese Strategie aus Sicht der EMS-Unternehmen ist. Die Strategie muss erst noch zeigen, ob der Abschwung in den Margen der EMS-Unternehmen gestoppt werden kann – ohne auf eine mögliche Expansion in die Gewinnspanne zu spekulieren. EMS-Konsolidierungen – unterschiedliche Wege zu ‚größer’ Eine andere Entwicklung innerhalb der EMS-Industrie während der letzten 5 Jahre war die Fortsetzung – vielleicht auch eine Beschleunigung – der Konsolidierungen in der Branche. Die Konsolidierungen, auch weiterhin ein wichtiges Thema, zeigen sich hauptsächlich in 3 verschiedenen Formen: - Erwerb von Wettbewerbern: Beispiele hierfür sind die Übernahme von Solectron durch Flextronics für $ 3,6 Milliarden, die Akquisition von Flash Elektronik durch Asteel, die Akquisition von Speedy-Tech durch IMI, die Akquisition von Pemstar durch Benchmark oder auch die Akquisition von Hansatech durch PartnerTech. - Erwerb von vertikalen Servicedienstleistungen: Beispiele hierfür sind der Erwerb von Green Point durch Jabil, Flextronics erwarb IDW, Scanfil erwarb Hangzhou Fuda Stamping. - Erwerb von Produktions-Vermögenswerte eines Kunden: Beispiele sind hier Elcoteqs Erwerb der Flachbildschirm TV Produktion von Philips, Flextronics erwarb verschiedene Produktionsablagen von Nortel, Celestica erwarb die philippinischen Produktionsanlagen von Powerwave. Obwohl der Anteil der Konsolidierungen (transaction-related) im Zusammenhang mit dem Einbruch der weltweiten Aktien- und Anleihemärkte dramatisch zurückgegangen ist, wird es 2009 eine relativ neue Art der Konsolidierungen innerhalb der EMS-Industrie geben: Insolvenz und Zwangsverkäufe. Viele Tier II, Tier III, Tier IV – vor allem in Europa – haben untragbare und undienliche Verbindlichkeiten in ihren Bilanzen; und das in Zeiten, wo die Nutzung von Anlagekapital und die Margen ständig rückläufig sind. Übermäßige Verschuldung in diesem Geschäft und den gegenwärtigen Margen ist ein Rezept für Zwangsliquidation in der gegenwärtigen Kreditkrise. Riverwood Solutions erwartet, dass 2009 nicht weniger als 11 kleinere europäische EMS-Unternehmen, 7 US-amerikanischen Unternehmen in verschiedenen Größen und mehr als drei Dutzend kleinere Unternehmen in Asien in Konkurs gehen werden. Wenn sich der Weltmarkt 2010 langsam wieder erholt, dann werden wir auch eine dramatische Zunahme von Akquisitionen innerhalb der EMS-Branche sehen. Produktionsabwanderung in Niedrigkostenregionen Der letzte große Trend innerhalb der EMS-Branche in den letzten Jahren war eine Beschleunigung der Produktionsverlagerung an Niedrigkostenstandorte – vornehmlich nach Asien. Diese Verlagerung hat die Produktion aus westlichen Standorten (mit hohen Kosten) an Standorte mit Niedrigkosten abgezogen – ein Trend welcher auch bei den Investitionsverhalten der EMS-Unternehmen sichtbar wird. Plexus hat erst kürzlich in Rumänien investiert, Elcoteq in Mexiko und Asteel hat ein asiatisches EMS-Unternehmen erworben – all das spricht für einen beschleunigten Trend zu Niedrigkostenstandorten (angetrieben durch die Erwartungen der Kunden in Bezug auf Kostensenkungen). In den letzten fünf Jahren sind EMS-Unternehmen dazu übergegangen praktisch keine Investitionen in westlichen Produktionsstätten mehr zu tätigen. Im selben Zeitraum wurden mehr als 110 Fabriken in Westeuropa, Kanada und den USA geschlossen. Der Produktionstransfer in Niedrigkostenregionen, hier insbesondere China, war in den letzten Jahren besonders ausgeprägt. Diese Entwicklung wurde anfangs von US-OEMs aggressiv vorangetrieben und wurde schnell von vielen mittelgroßen europäischen OEMs übernommen. 2003 entfielen auf die gesamte asiatische Region rund 38,7% der EMS-Produktion – während sich Europa nur 6,7% sichern konnte. 2007 entfielen allein auf China mehr als 46% der gesamten EMS-Produktion, während man in Europa 2007 mit 10% der Produktion bereits den Höhepunkt erreicht zu haben scheint. Obwohl diese Produktionsverlagerung sehr viel deutlicher bei großen, allgemeinen EMS-Dienstleistern auftritt, haben viele kleinere Nischen-Anbieter Investitionen in Niedrigkostenregionen getätigt. Dies wiederum hat in einer Reihe von westlichen Ländern – vornehmlich in Deutschland, Frankreich und den USA – zu einer protektionistischen Stimmung geführt. Was also bedeuten die nächsten fünf Jahre für das Geschäft der EMS- Unternehmen und ihre OEM-Kunden? Das werde ich in einem nächsten Artikel näher beleuchten. ----- Autor: Ron Keith, COO bei Riverwood Solutions (Riverwood Solutions ist ein Service-Unternehmen im Bereich Supply Chain Managed Services - Webseite)

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