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© Courtesy Donald J Trump Presidential Library
Elektronikproduktion |

Die EU im Fadenkreuz von Trump: Zollkrieg weitet sich aus

Autor: Dennis Dahlgren US-Präsident Donald Trump verschärft seinen Handelskrieg und verhängt neue Zölle gegen wichtige Handelspartner der USA, wobei er nun auch die Europäische Union im Visier hat. Mit Kanada und Mexiko wird weiter verhandelt, die Zölle zumindest bis auf Weiteres aufgeschoben.

Mit Wirkung vom 1. Februar 2025 haben die Vereinigten Staaten erhebliche Zollerhöhungen eingeführt. Zunächst sollten für Einfuhren aus Kanada nun Zölle in Höhe von 25 Prozent gelten, während Waren aus China mit einem zusätzlichen Zoll von 10 Prozent belegt werden. Nach neuesten Meldungen sieht US-Präsident Trump aber vorerst von neuen Zöllen gegen Einfuhren aus Kanada ab. Wie es heißt, sollen die angedachten Verschärfungen gegen Kanada für mindestens 30 Tage ausgesetzt werden. Auch bei den Restriktionen mit Mexiko gibt es Änderungen zu den ursprünglichen Plänen. Die US-Regierung geht auch hier in Wartestellung und sieht noch von neuen Zöllen ab. Das hat US-Präsident Trump nach Gesprächen mit seiner mexikanischen Amtskollegin Sheinbaum angekündigt. Beide Staaten wollen in den kommenden Wochen ein Abkommen aushandeln.

Zu den neuen Zöllen heißt es im Weißen Haus, dass der Zugang zum amerikanischen Markt ein Privileg sei und die USA nach wie vor zu den offensten Volkswirtschaften der Welt gehörten. In einem Informationsblatt des Weißen Hauses wird betont, dass Zölle ein wirksames Instrument zum Schutz nationaler Interessen sind. Weiter heißt es,  Präsident Trump nutze die ihm zur Verfügung stehenden Instrumente und ergreife entschlossene Maßnahmen, bei denen die Sicherheit der Amerikaner und die nationale Sicherheit an erster Stelle stünden.

Die wirtschaftlichen Folgen dieser Zölle könnten schwerwiegend sein. Eine neue Analyse der Boston Consulting Group schätzt, dass ein 60-prozentiger Zoll auf chinesische Waren und ein 20-prozentiger Zoll auf Einfuhren aus anderen Ländern die Kosten der US-Einfuhren aus den wichtigsten Handelspartnern um etliche Milliarden US-Dollar erhöhen könnten, ausgehend von den US-Einfuhrmengen im Jahr 2023.

Zu den am stärksten betroffenen Sektoren gehört die Automobilindustrie, die stark vom Handel mit Mexiko, der EU und Japan abhängt. Auch bei Unterhaltungselektronik, elektrischen Maschinen und Modeartikeln würden die Kosten stark ansteigen, insbesondere im Vergleich zu Einfuhren aus China. BCG schätzt, dass ein Zollsatz von 60 Prozent die Kosten für die Einfuhr von Unterhaltungselektronikprodukten aus China in die USA um 61 Milliarden US-Dollar erhöhen würde.

Trump hat deutlich gemacht, dass die Europäische Union als nächstes von Handelsstrafen betroffen sein wird. In einer Rede vor Reportern kritisierte er die Handelspraktiken der EU, verwies auf ein Handelsdefizit von 300 Milliarden US-Dollar und beschuldigte die EU, in den Handelsbeziehungen keine Gegenleistungen zu erbringen. Trump zufolge profitiert Europa unverhältnismäßig stark, indem es Millionen von Autos und große Mengen an Lebensmitteln und landwirtschaftlichen Erzeugnissen in die USA exportiert, während es keine Gegenleistung erbringt. Er betonte, dass Zölle auf EU-Einfuhren unvermeidlich seien.

Als Reaktion auf diese Äußerungen erklärte ein Sprecher der Europäischen Kommission am Sonntag gegenüber CNBC, dass die EU der Ansicht sei, dass niedrige Zölle Wachstum und wirtschaftliche Stabilität in einem starken, auf Regeln basierenden Handelssystem fördern. Die EU würde jedoch entschlossen auf jeden Handelspartner reagieren, der auf unfaire oder willkürliche Weise Zölle auf EU-Waren erhebt, heißt es weiter.

Damit nicht genug, hat Trump auch vorgeschlagen, Zölle von bis zu 100 Prozent auf in Taiwan hergestellte Halbleiter zu erheben. Am 27. Januar kritisierte er das überparteiliche CHIPS-Gesetz, das bereits Investitionen in Höhe von mehr als 450 Milliarden US-Dollar in der Halbleiter- und Elektronikbranche des Landes ausgelöst hat.

Experten warnen, dass solche Zölle weitreichende Folgen haben könnten. Stephen Ezell, Vizepräsident für globale Innovationspolitik bei der Information Technology and Innovation Foundation (ITIF), vertrat die Ansicht, dass diese Politik, anstatt taiwanesische Halbleiterfirmen zur Produktion in den USA zu bewegen, einen globalen Handelskrieg auslösen könnte, der die Kosten für amerikanische Verbraucher und Technologieunternehmen erhöhen und die Beziehungen zu Taiwan belasten könnte.

Die Halbleiterindustrie wird in globalen Handelskonflikten zunehmend als Waffe eingesetzt. Dies wird auch auf der Evertiq Expo in Sophia Antipolis am 6. Februar erörtert, wenn Evertiq in einer Podiumsdiskussion die Zukunft der Branche beleuchtet.


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