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Elektronikproduktion |

Ost-West-Gegensätze prägen Europas EMS-Landschaft

Von Dennis Dahlgren Am 24. Oktober 2024 hat der Branchenanalyst und in4ma-Gründer Dieter G. Weiss auf der Evertiq Expo Warschau gesprochen und dabei Einblicke in die europäische EMS-Landschaft gegeben. Weiss bot einen umfassenden Überblick über die Dynamik des Sektors, insbesondere in Mittel- und Osteuropa, und beleuchtete Markttrends, arbeitsrechtliche Herausforderungen und wirtschaftliche Verschiebungen.

Weiss berichtete, dass drei der größten EMS-Unternehmen in Europa - Foxconn, Flex und Jabil - 26 bis 30 Prozent aller europäischen EMS-Umsätze erzielen. Foxconn mit seinen sechs europäischen Fabriken musste im Jahr 2023 aber einen erheblichen Umsatzrückgang von 20 Prozent hinnehmen. Weiss führte diese Verluste zum Teil auf globale Trends zurück und stellte fest, dass "Foxconn auf globaler Ebene im Jahr 2023 mehr als 10 Prozent an Umsatz verloren hat. Aber in Europa waren es sogar 20 Prozent“.

Ungleiche Rentabilität in den Regionen

Laut der in4ma-Datenbank sind derzeit 1764 EMS-Unternehmen in Westeuropa ansässig. Diese Unternehmen erwirtschafteten im Jahr 2023 zusammen 53,9 Prozent des europäischen Umsatzes. Auf der anderen Seite, im Osten Europas, erwirtschafteten 461 EMS-Unternehmen 46,1 Prozent aller europäischen EMS-Umsätze im Jahr 2023. Davon sind 35 Tochtergesellschaften globaler außereuropäischer Unternehmen, wie Foxconn, Flex und Jabil. Weiss weist darauf hin, dass einige dieser Fabriken jedes Jahr 1,8 Milliarden Euro Umsatz machen.

Weiss wies auf erhebliche Rentabilitätsunterschiede zwischen west- und osteuropäischen EMS-Unternehmen hin. Er stellte fest, dass die niedrigeren Arbeitskosten in Osteuropa zu wesentlich höheren Gewinnspannen beitragen, wobei einige Firmen doppelt so hohe Gewinne erzielen wie westliche EMS-Unternehmen.

In Bezug auf die Herausforderungen im Bereich der Arbeitskräfte zeigte Weiss den krassen Gegensatz zwischen Ländern wie Polen, die eine relativ hohe Verfügbarkeit von Arbeitskräften aufweisen, und Rumänien, wo ein erheblicher Bevölkerungsrückgang das Arbeitskräfteangebot beeinträchtigt. EMS-Unternehmen, die sich dieser Probleme bewusst sind, zieht es oft in Regionen mit einem größeren Arbeitskräftepool, wie das Beispiel eines neuen Fabrikprojekts eines internationalen EMS-Anbieters in Polen zeigt.

Das Dilemma der Lagerhaltung und die „Chip-Krise“

Die anhaltenden Auswirkungen der so genannten „Chip-Krise“ standen im Mittelpunkt von Weiss' Analyse. Er beschrieb, wie eine Kaskade von Panikkäufen die Nachfrage über den tatsächlichen Bedarf hinaus in die Höhe trieb und zu erheblichen Lagerbeständen in ganz Europa führte. Eine vergleichbare Situation, die als „Engpasspoker“ bezeichnet wurde, führte dazu, dass Beschaffungsmanager ihre Bestellungen verdoppelten, um die Zuteilungen zu sichern, was die Belastung der Versorgungskette verschärfte. Weiss stellte die Frage: „War das wirklich eine echte Nachfrage?“ Die Antwort ist recht einfach: „Nein, das war sie nicht. Es war eine künstliche Nachfrage, die durch den Lieferkettenpoker erzeugt wurde. Die Frage, die sich nun jeder stellt, lautet: Wo sind die ganzen Bestellungen hin“, so Weiss. 

„Sie haben sie bereits hergestellt. Im Jahr 2021, 2022 und in der ersten Hälfte des Jahres 2023. Also beschweren Sie sich nicht darüber. Ihre Kunden werden erst dann nachbestellen, wenn sie den Überbestand in ihren eigenen Regalen abgebaut haben“, sagt Dieter G. Weiss.

Die europäische Leiterplattenindustrie: Ein gefährdeter Sektor

Ein weiteres dringendes Thema ist die prekäre Lage der europäischen Leiterplattenindustrie, die aufgrund der Konkurrenz durch Billigimporte schrumpft. Weiss warnte davor, dass Europas schwindende PCB-Produktionskapazitäten seine strategische Unabhängigkeit untergraben könnten, zumal militärische Anwendungen zunehmend nicht-chinesische Zulieferer erfordern. Er verwies auf eine kürzlich von den USA gegen Collins Aerospace verhängte Strafe in Höhe von 200 Millionen US-Dollar wegen der unerlaubten Verwendung chinesischer Leiterplatten, was die Notwendigkeit für die Industrie unterstreicht, lokale Zulieferer zu halten.

Blick in die Zukunft - vorsichtiger Optimismus für 2025

Weiss schloss mit einem Ausblick, der darauf hindeutet, dass sich die europäische EMS-Branche nach einem schwierigen Jahr bis Anfang 2025 erholen könnte. Zwar wird erwartet, dass sich die Nachfrage allmählich erholen wird, doch zeigen die Daten von Weiss, dass eine kontinuierliche Anpassung angesichts der Marktkonsolidierung und betrieblicher Ineffizienzen unerlässlich sein wird. 

Die Präsentation in Warschau unterstrich, dass die europäische EMS-Branche zwar widerstandsfähig ist, aber strategische Voraussicht und flexible Lieferkettenpraktiken anwenden muss, um in einem zunehmend globalisierten Markt wettbewerbsfähig zu bleiben. 

Die letzte Evertiq Expo des Jahres markiert das Ende einer weiteren erfolgreichen Veranstaltungsreihe. Die Evertiq Expo kehrt im kommenden Jahr zurück und beginnt am 6. Februar mit einer spannenden Veranstaltung in Sophia Antipolis, Frankreich. Evertiq freut sich darauf, Sie im neuen Jahr wieder zu mehr Networking, Innovation und Brancheneinblicken begrüßen zu dürfen - bei den Evertiq Expos quer durch Europa.


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