
Wenn neu keine Option ist: Factronix gibt Komponenten ein zweites Leben
Während Nachhaltigkeit in der Elektronikindustrie zunehmend an Bedeutung gewinnt, rückt auch die Rückgewinnung und Wiederverwendung von Bauteilen stärker in den Fokus. Auf der Evertiq Expo Göteborg 2025 erläuterte Factronix-CEO Stefan Theil, wie sein Unternehmen jährlich Hunderttausenden von Komponenten ein „zweites Leben“ gibt.
In seinem Vortrag „Component Reclaim – a green solution for the electronic industry“ stellte Theil Dienstleistungen wie Bauteilrückgewinnung, Laser-Reballing, Neuverzinnung und Testverfahren vor – alles mit dem Ziel, die Lebensdauer von Komponenten zu verlängern. Gegenüber Evertiq erklärte er, dass die größte technische Herausforderung in der Automatisierung liege, da „jede Leiterplatte anders ist“.
Das Vorgehen unterscheide sich je nach Kundenanforderung: „Wenn es sich um eine Schrottplatine handelt, ist das für uns einfach. Wenn der Kunde die Platine zurückhaben will, müssen wir sehr sorgfältig arbeiten und folgen dann detaillierten Arbeitsanweisungen“, so Theil. Derzeit gewinne Factronix „einige Hunderttausend, bis hin zu vielleicht einer Million“ Komponenten pro Jahr zurück, wobei die Mengen in Zeiten von Engpässen deutlich anstiegen.
Die Kundenbasis des Unternehmens liegt vor allem in Branchen mit hohen Qualitätsanforderungen. „Unsere Hauptkunden sind in der Militär- und Luftfahrtindustrie – alles, was fliegt. Sie verlassen sich auf höchste Qualitätsstandards. Deshalb kümmern wir uns nicht nur um das Lötmaterial der Bauteile, sondern können diese auch umfassend testen. Das Gesamtpaket aus Löten und Testen macht den Unterschied“, erklärte Theil.
Gleichzeitig räumte er ein, dass die Wahrnehmung von wiederaufbereiteten Komponenten weiterhin eine Herausforderung sei. „‚Secondhand-Komponenten‘ klingt immer hart. Mein Ziel ist nicht, Kunden zu überzeugen – sehr oft nutzen sie uns, weil sie keine andere Wahl haben. Bei Obsoleszenzproblemen sehen sie uns dann als gute Option und Lösung, um wieder lieferfähig zu sein.“
Preisgestaltung sei dabei entscheidend: „Es macht keinen Sinn, wenn ein neues Bauteil 100 Euro kostet und ich dafür 120 Euro verlange. Wir versuchen immer, eine kosten- und kundengerechte Lösung zu finden.“ Zugleich würden Umweltstandards bei Entscheidungen eine immer größere Rolle spielen: „Jeder muss über Umweltstandards nachdenken. Das hat sich in der Industrie stark verändert – und das ist unser Ziel für die Zukunft.“
Stefan Theil wird auch bei der Evertiq Expo in Warschau am 23. Oktober 2025 auftreten und erneut über Themen wie Bauteilrückgewinnung, Laser-Reballing, Neuverzinnung und Testservices sprechen – Dienstleistungen, die elektronische Komponenten vor der Entsorgung bewahren und ihnen ein zweites Leben ermöglichen.