
“Ein weiteres Krisenjahr” für die deutsche EMS-Industrie
Nach einem schwachen 2024 kämpfen deutsche Dienstleister 2025 weiterhin mit Problemen wie Fachkräftemangel und US-Zollpolitik. Das zeigt die Branchenumfrage von EMS SCOUT. Für 2026 gibt es aber Hoffnung auf Besserung.
Das Jahr 2024 war kein gutes für die EMS-Industrie in Deutschland. Über die Hälfte der von EMS SCOUT befragten Unternehmen verzeichneten einen Umsatz, der unter jenem des Vorhahres 2023 lag. 2025 geht es ähnlich weiter: Die Umsätze von 61% der befragten Unternehmen sinken bisher weiter. Für die zweite Hälfte des Jahres erwarten zwar etwa die Hälfte der Unternehmen eine Besserung, 20% erwarten aber eine weitere Verschlechterung und der Rest erwartet keine Veränderung im Vergleich zu den ersten beiden Quartalen.
EMS SCOUT hat seine Umfrage im Juli 2025 durchgeführt. 121 deutsche EMS-Unternehmen haben daran teilgenommen. EMS SCOUT ist eine digitale Plattform, die OEM-Unternehmen bei der Suche nach passenden EMS-Dienstleistern unterstützt. In einer Medienmitteilung gibt die Plattform im August die Ergebnisse ihrer diesjährigen Umfrage bekannt. Dort bezeichnet EMS SCOUT 2025 als “ein weiteres Krisenjahr” für viele EMS-Dienstleister.
Nicht nur im Vergleich zum Vorjahr sind die Umsätze schlecht, sondern auch gemessen an den Erwartungen für 2025. So werden laut Umfrage 55% der Unternehmen ihre internen Umsatzziele nicht erreichen. Dennoch sind die Unternehmen 2025 optimistischer als 2024. Die Zahl der Unternehmen, die das zweite Halbjahr positiv bewerten, hat sich im Vergleich zu 2024 erhöht.
Aktuelle Herausforderungen der Branche
Laut EMS SCOUT ist kein klarer Trend erkennbar, welche Sektoren der Branche stärker oder weniger stark von den Umsatzeinbrüchen betroffen sind. Zwar seien Unternehmen mit Kunden aus den Bereichen Luft- und Raumfahrt, Verteidigung und Medizintechnik tendenziell besser aufgestellt, aber auch in diesen Sektoren kämpfen einige EMS-Dienstleister mit Auftragsrückgängen. Entscheidend sei weniger die Branche und mehr das konkrete Produktportfolio der Kunden.
EMS SCOUT zählt die größten aktuellen Herausforderungen für die Branche wie folgt auf:
- Politische Rahmenbedingungen in Deutschland und der EU
- Hoher Wettbewerbsdruck – auch aus Asien
- Preisdruck durch gestiegene Preise
- Fachkräftemangel
- Schlechte Planbarkeit und mangelnde Auftragslage
- Kurzfristige Kundenaufträge mit kleinen Losgrößen
- US-Zollpolitik
79% der Unternehmen berichten von einer Auslastung unter 90%, 32% sogar unter 70%. 81% der Firmen verfügen über einen Auftragsbestand von unter einem Jahr, was die Planbarkeit stark einschränkt. So schreibt EMS SCOUT in seiner Mitteilung.
Die aktuelle Lage wird laut der Umfrage auch Auswirkungen auf das Personal haben. So planen 18 EMS-Dienstleister einen Personalabbau. Gleichzeitig suchen derzeit 40 Unternehmen zusätzliches Personal, was den Fachkräftemangel zeigt. Laut EMS SCOUT ist das “ein deutliches Signal für eine differenzierte Entwicklung innerhalb der Branche”.
Mehr Zuversicht für 2026
Während für die zweite Hälfte von 2025 noch viele Unternehmen keine Besserung erwarten, blicken die meisten zuversichtlicher auf das kommende 2026. 73% der befragten Unternehmen erwarten für 2026 ein Umsatzwachstum, und 43% sogar ein Wachstum von mehr als 10%. 17 % rechnen mit einem stabilen Niveau im Vergleich zu 2025, und nut 5% erwarten ein schlechteres Niveau als 2025.
Laut EMS SCOUT sprechen einige Unternehmen davon, dass “die Talsohle erreicht” sei und sich erste positive Signale aus dem Markt zeigen – vor allem vonseiten der Kundschaft.