
China holt bei Chip-Produktion auf
Die steigende Nachfrage nach Hochleistungschips für künstliche Intelligenz (KI) und die US-Ausfuhrkontrollen im Halbleiterbereich beeinflussen die chinesische Halbleiterindustrie. Beide Trends führten zu einer starken Lokalisierung der Wertschöpfungskette und einem Ausbau der Zulieferindustrie für Halbleiteranlagen in China, heißt es in einem Bericht von GTAI (German Trade and Invest).
Der Umsatzanteil der großen ausländischen Ausrüster in China sank demnach im 3. Quartal 2024 um 5 Prozentpunkte auf 40 Prozent und dürfte 2025 auf 33 Prozent weiter zurückgehen. Laut dem internationalen Branchenverband SEMI sollen die Produktionskapazitäten im globalen Halbleitermarkt im Jahr 2025 um etwa 7 Prozent deutlich wachsen. Für China sind die Aussichten zum Marktwachstum gemischt. So sind Investitionen in etwa auf Vorjahresniveau zu erwarten. Börsennotierte Halbleiterhersteller planen Investitionen in Höhe von 11,4 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025.
Eine zentrale Rolle für die Halbleiterfertigung spielen Lithographiemaschinen. Derzeit gibt es weltweit nur vier Hersteller, die über Produktionskapazitäten für Front-End-Lithographieanlagen verfügen: ASML (Niederlande), Canon, Nikon (beide Japan) und SMEE (China). Während die USA, Japan und die Niederlande Exportbeschränkungen für die EUV-Technologie nach China verhängt haben, sind Deep-Ultraviolet-(DUV)-Geräte, mit denen man weniger kritische Chip-Strukturgrößen herstellen kann, weiterhin in China verfügbar. Der CEO von ASML, Christophe Fouquet, erklärte Ende Dezember 2024, dass chinesische Halbleiterhersteller ohne EUV-Lithografie der globalen Industrie um 10 bis 15 Jahre hinterherhinken würden.
Für chinesische Ingenieure ist es bislang eine Herausforderung, eigene EUV- oder auch DUV-Argonfluorid-(ARF)-Immersionslithographiemaschinen zu entwickeln, aber sie machten Fortschritte: Kürzlich wurde ein Lithograhiegerät aus chinesischer Produktion vorgestellt, das eine Lichtquelle mit einer Wellenlänge von 193 Nanometern verwendet und eine Auflösung kleiner oder gleich 65 Nanometer erreicht. Obwohl diese Anlage noch eine Trocken-DUV-Anlage ist, liegt sie auf dem höchsten Niveau aller Trocken-DUV-Lithographieanlagen.
Wegen der US-Exportbeschränkungen könne China zwar nicht fortschrittlichste Chips herstellen, aber in vielen Segmenten für Standardchips sei das Land stark aufgestellt, beispielsweise bei Speicherchips (DRAM). So ist der in Shanghai ansässige Chiphersteller SMIC den Angaben nach mittlerweile das drittgrößte Wafer-Foundry-Unternehmen der Welt.
Für ein autonom fahrendes Automobil sind zur Zeit 1.600 bis 3.000 unterschiedliche Chips erforderlich. Auf DRAM entfalle etwa ein Viertel der Kosten für Chips in einem modernen Fahrzeug. Das chinesische Ministerium für Industrie- und Informationstechnologie (MIIT) hat Autobauer 2024 dazu aufgerufen, die Beschaffung von lokal produzierten Auto-Chips bis 2025 auf 25 Prozent zu erhöhen.
Ein großes Einsatzgebiet von Hochleistungschips ist KI. Im Januar 2025 überraschte das chinesische KI-Start-up DeepSeek mit angeblich erheblich geringeren Kosten und Ressourceneinsatz. Auch ohne neueste Maschinen und Chips gelingt es China offenbar, fortschrittliche KI-Modelle zu entwickeln. Nach Einschätzung von Clem Delangue, dem Geschäftsführer des KI-Portals Hugging Face, wird China im KI-Rennen führen, weil chinesische KI-Firmen Open-Source-Ansätze verfolgen. Dies ermögliche ihnen eine schnellere Weiterentwicklung.
Das chinesische Unternehmen ByteDance, zu dem auch TikTok gehört, plant im Jahr 2025, über 12 Milliarden US-Dollar in KI-Infrastruktur zu investieren, wobei 5,5 Milliarden US-Dollar für den Kauf von KI-Chips in China und 6,8 Milliarden US-Dollar für Investitionen im Ausland vorgesehen sind, wo Nvidia-Chips verfügbar sind.
Die chinesische Regierung fördert die heimische Chipentwicklung mit umfangreichen Mitteln. Im Mai 2024 startete die dritte Phase des chinesischen Halbleiterfonds (National Integrated Circuit Industry Investment Fund) mit einem Kapital von 47,5 Milliarden US-Dollar. Die ersten beiden Phasen ab 2014 hatten ein Fördervolumen von zusammen 51,6 Milliarden US-Dollar.
Laut einer ZVEI-Studie vom September 2024 stellen die USA 53 Milliarden US-Dollar und Japan 65 Milliarden US-Dollar für die Förderung der Halbleiterindustrie bereit, wobei ein Teil der japanischen Investitionen auch in die KI-Industrie fließt. Demgegenüber kommt China auf eine Fördersumme von 143 Milliarden US-Dollar. Neben direkten Zuschüssen gewährt die Regierung zudem Steuernachlässe.