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© photographer / dreamstime.com
Elektronikproduktion |

Mafia-ähnliche Methoden setzen Marktkräfte aufs Spiel

Ich glaube an mehr Wettbewerb – wobei EMS-Dienstleister und Kunden stärker zusammenarbeiten sollten. Hier ist das Potential für Verbesserungen enorm.

So funktioniert das jedoch in meiner Branche nicht immer; hier gibt es einen Bereich in dem Marktkräfte neutralisiert werden. Es ist ein Glücksspiel. Das gilt innerhalb der gesamten Elektronikbranche, welche in vielerlei Hinsicht der Planwirtschaft eines totalitären Staatsapparates gleicht. Während der Rezession vor ein paar Jahren haben viele Komponenten-Hersteller in der Elektronik-Industrie Fabriken geschlossen und Produktionskapazitäten verringert. Als die Nachfrage wieder anstieg waren wir Vertragshersteller mit Zulieferern konfrontiert, die die Bedürfnisse der Branche nicht erfüllen konnten. Das bedeutet, die Nachfrage überstieg die von den Lieferanten erzeugte Realität. In einer idealen Welt hätten wir uns an einen anderen Zulieferer gewandt. Das ist in der Elektronikbranche mit vielen unterschiedlichen Komponenten und wenigen Spielern nicht immer möglich.
Über den Autor: Olle Hultberg ist Bau-ingenieur und Unternehmer. Er hat bereits mehrere Start-Up-Unternehmen erfolgreich auf den Weg gebracht. Sein beruflicher Werdegang hat sich auf den Managementbereich konzentriert, wobei Erfahrungen in unter-schiedlichen Rollen und Branchen gesammelt wurden. Olle Hultberg ist Autor des Buches Management von komplexen Change-Over-Projekten'. Im Jahr 2007 erwarb er – zu-sammen mit Fredrik Berghel – das Unternehmen EDC in Munkfors (Schweden). Heute ist das Unternehmen Teil des Inission Group mit Produktionsstätten in Stockholm, Göteborg, Munkfors und Tallinn. Das Unternehmen erwirtschaftet einen Umsatz von SEK 260 Millionen. Olle Hultberg ist Besitzer und Präsident von Inission. © Inission
Das Wort Allokation wird in der Branche benutzt um ein Konzept zu beschreiben in dem die Nachfrage das Angebot übersteigt. Dabei priorisieren Lieferanten die von ihnen gehaltenen Komponenten und Bauteile und verteilen diese auf ihre Kunden. Unsere Lieferanten haben es schwer diesen Prozess verständlich zu beschreiben. Und man könnte glauben, dass sie einfach nicht wollen. Als Auftragsfertiger leben wir in einer Branche mit dünnen Margen. Unser Kerngeschäft ist die Produktion und wir konkurrieren mit der Effizienz eben dieser. Ein Großteil unserer Kosten entsteht durch den Einkauf von Komponenten und mit variierenden Kosten verändern sich natürlich auch unsere Margen. Wie Sie bereits vermuten ist in einer solchen Situation ein Ungleichgewicht in unserer Beziehung zu den Lieferanten nicht wirklich von Nutzen. Deshalb sollten wir gemeinsame Anstrengungen unternehmen, um die Bedingungen zu verbessern. Unsere größten Kontrahenten sind Vertriebshändler, die elektronische Komponenten und Bauteile von den Herstellern importieren. Sie sind Teil der Lieferkette und verdienen – aus Sicht der Branche – gut. Sie bringen wenig an Wert in die Wertschöpfungskette; meist sind sie zudem die Boten eines Allokationsbescheids. Man könnte denken, dass wir Vertragshersteller über diesen Teil der Lieferkette springen könnten und direkt vom Hersteller kaufen könnten. Leider stehen Vertriebshändler und Hersteller zusammen, so dass diese Möglichkeit nicht besteht. Vor diesem Hintergrund ist es leicht zu verstehen, dass es zu erpresserischen Phänomenen kommt. Spot-Price-Unternehmer kaufen Komponenten als reine Spekulationsware und Preise können so 10-20mal höher liegen. Die weniger seriösen Spot-Lieferanten verschicken zudem gefälschte Komponenten. Alternativ sollten wir das Geschäftsmodell ändern – zu einem Modell in dem die Leistung der Vertriebspartner gefördert wird. Ich schlage vor, dass sich unsere Kunden mit uns zusammenschliessen und Produkte konstruieren und Komponenten von 'guten' Lieferanten nutzen. Denn diese gibt es. Die Kosteneinsparungen, welche wir durch eine Fertigung in Asien erzielen sind gering verglichen mit dem was wir durch eine Optimierung unserer Supply-Chain erreichen könnten. In Fällen, in denen es uns gelungen ist die Produkte – mit Fokus auf Materialkostensenkung – neu zu konstruieren, konnten bis zu 15% an Kosten eingespart werden. Gleichzeitig konnten Flexibilität und Liefertreue ebenfalls verbessert werden. Unser Unternehmen hat einen Umsatz von fast SEK 300 Mio. (EUR 34 Millionen) und unsere Kunden könnten so fast SEK 45 Millionen (EUR 5 Millionen) sparen. Der Umsatz der EMS-Industrie in Schweden liegt bei rund SEK 20 Milliarden (EUR 2,3 Milliarden); das Einsparungspotential bei SEK 3 Milliarden (EUR 340 Millionen). Wo fangen wir an? Ich möchte mit diesem Artikel unsere Industrie im Allgemeinen und Einkaufsleiter im Besonderen herausfordern: trauen Sie sich dem Angebot von Preisnachlässen durch Auftragsfertigung in Niedriglohnländern zu widerstehen. Konzentrieren Sie sich auf die Produktkonstruktion. Setzen Sie zudem Ziele für eine Preissenkung und arbeiten Sie mit Ihrem Vertragshersteller zusammen. Das funktioniert. Die Ergebnisse sind sehr gut und bringen eine signifikante Verbesserung in der Lieferleistung. Gemeinsam haben wir die Chance das Wort Allokation aus unserem Branchenvokabular ein für alle mal zu verbannen. Also! Wo fangen wir an?

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2024.04.26 09:38 V22.4.33-1
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