Elektronikproduktion |
Risikofaktor #2: Weniger Ressourcen für die OEMs dieser Welt
Im ersten Artikel dieser Serie habe ich über die kontinuierliche Nachfrage nach Preissenkungen gesprochen – in einer Zeit in der Kosten steigen und nicht etwa sinken. Ich erklärte, dass diese Nachfrage seitens der OEM-Kunden an die EMS-Dienstleister eine irrationale Erwartungshaltung darstellt; sie fügt allen (auch nur im Entferntesten) an dieser Transaktion Beteiligten Schaden zu. Konkret erklärte ich:...
Entlang der gesamten Lieferkette wurde jeder Knotenpunkt bis auf das Äusserste gespannt. Lieferanten von Rohstoffen über Komponenten bis hin zu den wichtigsten Baugruppen drücken sowohl die EMS- als auch die ODM-Industrie. Das Ergebnis? Ganze Endmarktsegmente werden aufgegeben oder vom OEM verkauft da man die Zulieferer nicht länger für einen Gewinn 'ausquetschen kann'.
Die 'Outsourcing-Dividende' ist schon lange aufgebraucht. Und die nächste – noch kostengünstigere Region (weit hinter dem nächsten Horizont) – ist mehr ein Wunschtraum als eine wirkliche Alternative. Es fehlen Infrastruktur, Ressourcen, ausgebildetes Personal und politische Stabilität fehlen um die derzeitigen Lösungen ersetzen zu können.
Ein kleiner Teil in diesen Sätzen fehlt jedoch. Ich glaube, dass die Führungsriege der meisten OEMs dieser Welt das oben genannte bereits erkannt haben.
OEM Führungskräfte (der obersten Riege) betreiben schon seit einiger Zeit 'Bergbau' bei alternativen Lösungen zur Kostensenkung. Sie pressen jeden Unternehmensbereich in einem sinnlosen Versuch die Marge zu erhalten und damit auch die 'Obszönität' genannt Wall Street zu besänftigen. Eine bezarre neue Realität in der Analysten von Wertpapieren die Ergebniserwartungen vorgeben. Und das obwohl sie selber gar nichts produzieren und bestenfalls einen minimalen Einblick in die komplexe Realität der Elektronik-Industrie haben.
Entlassungspapiere sind jetzt die Eintrittskarten zu einem besseren Nettoprofit
Kein Bestandteil der Geschäftsprozesse ist unantastbar; jeden Arbeitsplatz in jedem Unternehmen kann ausgelagert werden – außer natürlich denen des Senior Management Teams. Design, IS/IT, Lohn- und Gehaltsabrechnung, Human Resources, Produktion, Logistik, Finanzen, Customer Service, etcetera, etcetera, etcetera. Alles kann von jemand anders gemacht werden – und das zu einem niedrigeren Preis. Wahrscheinlich nicht mit dem gleichen Maß an Scharfsinn und Enthusiasmus wie bei einem 'echten' Mitarbeiter des Unternehmens – aber immerhin zu einem niedrigeren Preis.
Schnee von gestern sagen Sie? Lesen Sie ruhig weiter.
So unglaublich es scheinen mag sind es jetzt – offenbar – die Leute im Bereich Outsourcing die von Entlassungen bedroht sind. Ich sage bewusst – offenbar – weil wir hier bei CBA eine wachsende Liste von Menschen haben die – entweder – komplett verschwunden sind oder nun zu einem SEHR VIEL KLEINEREM Team gehören. In einigen Fällen ist das Team so klein, das nicht einmal ein Programm auf der gegenüberliegenden Strassenseite adäquat betreut werden könnte – ganz abgesehen von einem das auf der anderen Seite des Planeten liegt.
Dennoch sehen wir weiterhin mittelständische OEM-Unternehmen die eine Supply-Chain-Lösung quer über den gesamten Planeten organisieren – mit einem minimalistischen Team von Managern, wobei Manager-Team und Produktionsstätten in völlig verschiedenen Zeitzonen liegen.
Ein äußerst riskanter und vor allem fragwürdigen Ansatz, unvereinbar mit der heutigen Realität.
Ich denke, es läuft auf folgendes hinaus: Wenn die Geschäftsleitung entscheidet, dass der Nummer eins (sprich: 'einzige') Schwerpunkt des Outsourcing-Team die Preisminderung werden soll (egal, welchen Verlauf die Kostenkurve zeigt) dann braucht man nur noch einen einzigen Mitarbeiter; einen der laut und feindselig "Ich brauche es billiger oder ich geh' woanders hin!" brüllen kann.
Wenn Sie alles – ausser dem Outsourcing-Team – entlassenen oder ausgelagert haben, was bleibt dann noch übrig?
Vor fast sechs Jahren schrieb ich ...
"Wenn Sie noch nie etwas mit Outsourcing zu tun hatten, vertrauen Sie mir – Outsourcing ist harte Arbeit.“
Es spielt keine Rolle, ob Sie für den Käufer oder Verkäufer arbeiten, oder ob Sie Lieferant von Bauteilen oder Dienstleistungen sind - Outsourcing ist harte Arbeit. Und meiner bescheidenen Meinung nach sind die Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit Outsourcing verdienen einige der engagiertesten – und am wenigsten geschätzten – Menschen in der Elektronik-Industrie.
Waren diese Leute damals wirklich unterschätzt (und jetzt)? Da viele von ihnen – in der Zwischenzeit – entlassen wurden, scheint es so.
Vielleicht liegt es daran, die Leute im Outsourcing-Team ihren Bossen niemals erklärt haben wie kompliziert und problematisch Outsourcing eigentlich ist. Wahrscheinlich, weil sie zu sehr damit beschäftigt waren Produktlieferungen zu beschleunigen und gleichzeitig die Auswirkungen von überschüssigem Material zu mildern (nachdem die dritte Prognoseveränderung des Monats hereinschneite). Prognosen die bereits obsolet sind noch bevor die Probleme die sie bereiten gelöst werden können.
Oder sie haben nichts gesagt, weil sie genau wussten, das ihnen niemand zuhören würde.
Haben Sie schon mal einem CEO zugehört, der den Analysten das nächste große Handelsunternehmen vorstellt (Für ein fantastisches neues Produkt – das ALLES verändern wird. Das im Unternehmen jedoch niemals jemand in der Hand haben wird?) Ich höre so etwas die ganze Zeit bei den so genannten Earnings Calls und sehe es in den Pressemeldungen (die nur geschrieben werden um Aktienkurse zu verbessern).
Nun raten Sie mal … diese CEO-Träume sind nur möglich, weil es Hunderte, wenn nicht Hunderttausende, von hart arbeitenden Menschen gibt, die die Produkte bauen (von denen der CEO denkt niemand wird sie jemals berühren). Menschen innerhalb und außerhalb des Unternehmens mit dem Willen sich 'dreckig zu machen' und endlose Kämpfe ausfechten; Menschen, deren Erfahrung durch Narben und nicht durch Patina sichtbar wird; Menschen, die es möglich machen – jeden Tag – und nicht weil ihnen jemand wie geschätzt sind, sondern trotz de Tatsache das sie ignoriert werden.
Wenn Sie einer dieser wenigen 'Übriggebliebenen' sind; wir wissen, dass Sie – trotz des Mangels an Respekt und Unterstützung – weitermarschieren werden. Wenn Sie nicht mehr 'dazugehören', aber dies hier lesen – lassen Sie es uns wissen (wir freuen uns von Ihnen zu hören)!
Sie sind alle grossartig und wir wissen es.