„China für China“ gewinnt bei Europa-Unternehmen an Dynamik
Die geopolitische Dynamik beschleunigt die Bildung der „China for China“-Lieferkette, die von Chinas riesigem Binnenmarkt angetrieben wird. Dieser Trend zeigt sich besonders deutlich im Automobilsektor, so TrendForce unter Verweis auf seine jüngsten Analysen.
Von Dennis Dahlgren
Die chinesische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, dass die einheimischen Automobilhersteller den Anteil der lokal hergestellten Chips bis zum Jahr 2025 auf 25 Prozent erhöhen - und gleichzeitig ausländische Unternehmen ermutigen, ihre Produktion zu regionalisieren. Als Reaktion darauf haben wichtige europäische Anbieter von Automobilchips wie STMicroelectronics, Infineon, NXP und das japanische Unternehmen Renesas Partnerschaften mit chinesischen Foundries wie SMIC und HHGrace geschlossen, um die Entwicklung verschiedener Plattformen zu beschleunigen.
Laut TrendForce hatten chinesische Foundries in der Vergangenheit Schwierigkeiten, Aufträge von IDMs für MCUs im Automobilbereich zu erhalten, da die eFlash/eNVM-Fertigungsprozesse langsamer vorankamen und die Verifizierungsprozesse für die Automobilbranche und OEMs sehr streng sind.
Die zunehmenden geopolitischen Spannungen und das Aufkommen kostengünstiger EV-Modelle in China haben die Automobilzulieferer jedoch dazu veranlasst, sich auf die Kostenoptimierung zu konzentrieren. Diese Verlagerung in Verbindung mit dem „China für China“-Ansatz hat neue Möglichkeiten für europäische und japanische IDMs geschaffen, mit diesen Foundries zusammenzuarbeiten.
STMicroelectronics hat, wie bereits berichtet, ein Joint Venture mit Hunan Sanan in China gegründet und ist nun auch eine Partnerschaft mit HHGrace eingegangen, um 40-nm-MCUs für die Industrie und den Automobilsektor zu entwickeln. Die Massenproduktion soll laut TrendForce Ende 2025 beginnen - wenn die Entwicklung reibungslos verläuft.
In der Zwischenzeit haben Renesas und Infineon im Jahr 2024 Gespräche mit chinesischen Foundries über Partnerschaften für die Auftragsfertigung aufgenommen. Auch NXP hat Ambitionen bekundet, eine Lieferkette in China aufzubauen. Zwar gibt es keine unmittelbaren Pläne für die Errichtung einer lokalen Produktionsstätte, doch sollen die Gespräche mit chinesischen Foundries über eine Auftragsfertigung noch nicht abgeschlossen sein.
Für ausländische Gießereien, die in China tätig sind, stellt die Möglichkeit, ihre Kunden bei der Verlagerung von Produkten zwischen Plattformen und Produktionsstätten zu unterstützen, um die Lokalisierungsstandards zu erfüllen, sowohl ein Potenzial als auch eine große Hürde dar. Der Preiswettbewerb mit den lokalen chinesischen Gießereien bleibt hart und erhöht den Druck, die Rentabilität aufrechtzuerhalten, berichtet TrendForce weiter.
Das Marktforschungsunternehmen hebt hervor, dass IDMs und chinesische Foundries zwar am Aufbau von Partnerschaften in den Bereichen Automobil- und Industriesteuerungs-Chips arbeiten, dass diese Produkte jedoch viel strengeren Validierungs- und Zertifizierungsanforderungen unterliegen als Consumer-Chips. TrendForce prognostiziert daher, dass die von IDMs hergestellten Produkte im Rahmen der „China for China“-Strategie in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 in die Massenproduktion gehen werden. Bis 2026 würden diese Kooperationen voraussichtlich weiter zunehmen und ihre Wirkung verstärken.