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© IfW Kiel
Markt |

IfW Kiel schlüsselt Abhängigkeit von China auf

Die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von Importen aus China ist laut einer aktuellen Analyse des IfW Kiel deutlich geringer, als durch klassische Handelsstatistiken suggeriert wird. Insgesamt hänge nur ein äußerst kleiner Teil der deutschen Produktion direkt oder indirekt von chinesischen Vorleistungen ab, heißt es in der Studie.

Der mit Abstand größte Teil entstamme deutschen Eigenleistungen. Allerdings dominiere China bei einzelnen Rohstoffen und Produkten, insbesondere im Bereich Elektronik, den Weltmarkt sowie die deutsche Versorgung und könne als Lieferant kurzfristig auch nicht ersetzt werden.

„Um die Versorgungssicherheit in Bezug auf kritische Rohstoffe sowie Vor- und Endprodukte zu gewährleisten, braucht Deutschland dringend eine Strategie für mehr Diversifizierung. Dies wäre nicht nur die richtige Antwort auf zunehmende geopolitische Rivalitäten, sondern dient vor allem auch der Absicherung gegen Lieferengpässe“, sagt Alexander Sandkamp, Mitautor des Kiel Policy Briefs „Leere Regale made in China: Wenn China beim Handel mauert“.

Für die deutsche Wirtschaft demnach unabdingbare Produktgruppen, bei denen die Abhängigkeit von China besonders hoch ist, sind mit einem Importanteil von rund 80 Prozent Laptops, Mobiltelefone (Importanteil 68 Prozent), bestimmte Textilprodukte (Spinnstoffwaren 69 Prozent) Computereinheiten wie Sound- und Grafikkarten (62 Prozent), Fotoelemente und LEDs (61 Prozent) oder Platinen und Leiterplatten (Schaltungen gedruckt 58 Prozent).

© Ifw Kiel

Einige der für die Produktion von Spezialtechnologie wichtigen und von der EU als kritisch eingestuften seltenen Erden und Rohstoffe wie Scandium oder Antimon bezieht Deutschland demnach zu 85 Prozent und mehr aus China. Sie kommen beispielweise in der Batterieproduktion oder Oberflächenbeschichtung zum Einsatz.

Äußerst hoch ist die deutsche Abhängigkeit von China auch bei bestimmten Medizinprodukten, etwa Atemschutzmasken oder Schmerzmitteln, mit Importanteilen von zum Teil über 90 Prozent.

„Politisch ist eine Abkopplung Deutschlands von China nicht mehr undenkbar. Ein militärischer Konflikt zwischen der Volksrepublik und Taiwan etwa dürfte Sanktionen auf europäischer Ebene auslösen. In einem solchen Fall könnte auch Taiwan aufgrund chinesischer Blockaden als Lieferant ausfallen. Das würde eine deutsche Versorgungsnotlage bei bestimmten kritischen Produkten verschärfen“, so Alexander Sandkamp.

Speziell bei Computereinheiten und -teilen sowie elektronischen Schalteinheiten bediene neben China auch Taiwan einen nennenswerten Teil der globalen und auch deutschen Nachfrage. Sollte die EU chinesische Importe boykottieren, stünden dafür praktisch keine alternativen Zulieferer zur Verfügung. Darüber hinaus ist Taiwan für die Versorgung mit Fahrradkomponenten essenziell.

Insgesamt identifizieren die Autoren 221 Produkte, bei denen China und Taiwan gemeinsam den deutschen Import dominieren. Bei der Mehrzahl der Produkte liegt der Importanteil beider Länder bei über 80 Prozent.

Abgesehen von den genannten kritischen Vorleistungen ist die Bedeutung Chinas für die deutsche Wirtschaft laut Analyse aber überraschend gering. Nur etwa 0,6 Prozent der direkten Vorleistungen, die für die deutsche Produktion benötigt werden, stammen den Berechnungen nach aus China. Wichtiger sind sowohl die USA (0,8 Prozent) als auch Frankreich (0,7 Prozent). Bezieht man indirekte Vorleistungen mit ein, die Deutschland aus Drittländern bezieht und die dort mit Hilfe chinesischer Vorprodukte hergestellt werden, steige der Anteil Chinas an der deutschen Produktion auf 1,5 Prozent.

Auch im Bereich der in Deutschland konsumierten Endprodukte ist China nur von untergeordneter Bedeutung. Direkt stammen 1,4 Prozent der in Deutschland konsumierten Leistungen aus China, unter Berücksichtigung indirekter Verflechtungen steigt der Anteil auf 2,7 Prozent. Die Bedeutung Chinas für den Endverbrauch ist somit fast doppelt so hoch wie für die deutsche Produktion.

Diese Zahlen stehen im Kontrast zu gängigen Handelsstatistiken, wonach China mit knapp 12 Prozent das wichtigste Ursprungsland aller deutschen Importe ist. Aus den USA stammen demnach gut 6 Prozent, aus Frankreich gut 5 Prozent. Von der Europäischen Union als Ganzes stammen über 50 Prozent der deutschen Importe.

Über 80 Prozent der heimischen Produktion und über 70 Prozent des heimischen Konsums entstammen laut Analyse deutscher Eigenleistung. Eine Abkopplung der EU von China, bei der der Handel um 97 Prozent reduziert wird, würde die deutsche Wirtschaftsleistung nach Modellrechnungen auf lange Sicht – also, wenn neue Lieferstrukturen gefunden und etabliert sind – um 1 Prozent geringer ausfallen lassen. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt 2021 entspricht das entgangener Wertschöpfung in Höhe von 36 Milliarden Euro pro Jahr.

„Unsere Berechnungen zeigen, dass die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von China gesamtwirtschaftlich gesehen nur gering ist. Allerdings würde ein abrupter Abbruch der Handelsbeziehungen zunächst eine Versorgungslücke mit wichtigen Rohstoffen, Medikamenten und Produkten bedeuten, mit der Folge erheblicher Wohlstandseinbußen für Deutschland“, sagt Alexander Sandkamp abschließend.


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2024.04.26 09:38 V22.4.33-1
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