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Rauschgenerator im Taschenformat zum schnellen Testen der Signalantwort von Schaltungen
Frage: Kann man ein Frequenzspektrum erzeugen, das alle Frequenzen gleichzeitig abdeckt?
Antwort: Rauschen ist der Feind aller elektrischen Schaltungen, und deshalb sollte jede Schaltung, die etwas auf sich hält, so wenig Rauschen wie möglich erzeugen. Allerdings gibt es auch Fälle, in denen explizit eine gut charakterisierte Rauschquelle benötigt wird, die außer Rauschen kein anderes Signal ausgibt.
Die Charakterisierung von Schaltungen ist ein solcher Fall. Die Ausgänge vieler Schaltungen lassen sich charakterisieren, indem man ihr Eingangssignal einen bestimmten Frequenzbereich durchlaufen lässt und die Reaktion des Designs beobachtet. Derartige Sweeps am Eingang können aus diskreten Eingangsfrequenzen zusammengesetzt sein, oder man verändert die Frequenz einer Sinuswelle stetig. Sinuswellen mit extrem niedrigen Frequenzen (unter 10 Hz) lassen sich allerdings nur schwierig in reiner Form produzieren. Mit einem Prozessor, einem D/A-Wandler (DAC) und einigen komplexen, präzisen Filterschaltungen ist es zwar möglich, relativ reine Sinuswellen zu erzeugen, jedoch muss sich das System auf jeder Frequenzstufe neu einschwingen, sodass sequenzielle, durchgehende Sweeps mit vielen Frequenzen ihre Zeit brauchen. Schneller geht es, wenn man sich auf eine geringere Zahl diskreter Frequenzen beschränkt, jedoch erhöht sich hierbei das Risiko, dass man kritische Frequenzen mit High-Q-Phänomenen auslässt.
Die Verwendung eines „White Noise Generators“, also einer Schaltung zur Erzeugung von weißem Rauschen, ist schneller und einfacher als das eben beschriebene Gleitsinus-Verfahren, weil auf effektive Weise alle Frequenzen gleichzeitig und mit einheitlicher Amplitude erzeugt werden. Indem man weißes Rauschen an den Eingang eines Prüflings legt, erhält man schnell einen Überblick über das Verhalten über einen kompletten Frequenzbereich hinweg. Hier wird somit kein teurer oder komplexer Gleitsinus-Generator benötigt, sondern man verbindet den Ausgang des Prüflings lediglich mit einem Spektrumanalysator und wartet ab. Mit zunehmender Mittelwertbildung und längeren Erfassungszeiten erhält man mit der Zeit ein präziseres Bild des Ausgangsverhaltens über den jeweils interessierenden Frequenzbereich.
Die zu erwartende Reaktion des Prüflings auf weißes Rauschen ist ein über die Frequenz geformtes Rauschen. Mit weißem Rauschen lässt sich also unerwartetes Verhalten wie zum Beispiel seltsame Frequenzspitzen oder Oberwellen sowie unerwünschte Artefakte im Frequenzgang rasch aufspüren.
Nicht zuletzt kann ein sorgfältig vorgehender Ingenieur mit dem Rauschgenerator auch ein Prüfsystem testen. Laborinstrumente zum Messen von Frequenzgängen sollten ein flaches Rauschprofil produzieren, wenn sie einen Rauschgenerator mit bekannt flachem Frequenzgang messen.
Aus praktischer Sicht spricht für einen Rauschgenerator, dass er einfach anzuwenden ist, sich dank seiner Kompaktheit auch für Labors mit beengten Platzverhältnissen eignet, auch für Messungen im Feld verwendbar und zudem auch kostengünstig ist. Hochwertige Signalgeneratoren mit einer Vielzahl von Einstellmöglichkeiten sind zwar wegen ihrer Vielseitigkeit attraktiv, jedoch kann eben diese Vielseitigkeit auch schnellen Frequenzgang-Messungen im Weg stehen. Ein gut konstruierter Rauschgenerator dagegen erfordert keine Einstellmöglichkeiten und produziert dennoch ein vollständig vorhersagbares Ausgangssignal.
Rauschen – ein heikles Thema
Das thermische Rauschen von Widerständen, häufig auch als Johnson- oder Nyquist-Rauschen bezeichnet, entsteht durch die thermische Bewegung von Ladungsträgern in einem Widerstand. Dieses Rauschen ist weitgehend weiß mit einer nahezu Gaußschen Verteilung. Mit elektrischen Größen ausgedrückt, berechnet sich die Rauschspannung nach der folgenden Formel:
VNOISE = √4kB∙T∙R
Darin ist kB die Boltzmann-Konstante, T die absolute Temperatur (in Kelvin) und R der Widerstand. Die Rauschspannung entsteht durch die zufällige Bewegung von Ladungsträgern in dem Widerstand, also im Prinzip nach der Formel R x INOISE. Tabelle 1 zeigt exemplarische Werte bei 20 °C.
Tabelle 1. Rauschspannungsdichte verschiedener Widerstände
Ein Widerstand von 10 MΩ stellt somit eine breitbandige Rauschspannungsquelle von 402 nV⁄√Hz in Reihe mit dem nominellen Widerstand dar. Eine von einem Widerstand abgeleitete und entsprechend verstärkte Rauschquelle ist für den Laboreinsatz hinreichend stabil, da Schwankungen von R und T nur über den Quadratwurzel-Term in das Rauschen eingehen. Zum Beispiel bewirkt eine Temperaturänderung von 20°C auf 26°C eine Widerstandsänderung von 293 kΩ auf 299 kΩ. Da die Rauschdichte direkt proportional zur Quadratwurzel der Temperatur ist, hat diese Temperaturänderung um 6 °C nur eine relativ geringfügige Änderung der Rauschdichte um 1 % zur Folge. Ähnlich ist es mit dem Widerstand: eine Widerstandsänderung um 2 % bewirkt nur eine Änderung der Rauschdichte um 1 %.
In Bild 1 erzeugt der 10-MΩ-Widerstand R1 ein weißes, Gaußsches Rauschen am nicht invertierenden Eingang des Operationsverstärkers. Die Widerstände R2 und R3 sorgen für die Verstärkung der Rauschspannung am Ausgang. Der Kondensator C1 filtert Ladungs-Glitches des Chopperverstärkers aus, und so liegt am Ausgang ein weißes Rauschsignal von 10 µV/√Hz.
Die Verstärkung (1 + R2/R3) ist hoch und beträgt im vorliegenden Beispiel 21 V/V.
Obwohl R2 hoch ist (1 MΩ), tritt das aus R2 resultierende Rauschen gegenüber dem verstärkten Rauschen von R1 in den Hintergrund.
Bild 1. Komplettschaltbild des Rauschgenerators. Das Johnson-Rauschen von R1 wird durch den driftarmen Micropower-Operationsverstärker LTC2063 verstärkt.
Der in dieser Schaltung eingesetzte Verstärker muss ein hinreichend niedriges eingangsbezogenes Spannungsrauschen aufweisen, damit R1 die dominierende Rauschquelle ist. Schließlich soll nicht der Verstärker, sondern das Widerstandsrauschen die Gesamtgenauigkeit der Schaltung dominieren. Der Verstärker in dieser Schaltung muss sich außerdem aus dem gleichen Grund durch ein hinreichend geringes eingangsbezogenes Stromrauschen auszeichnen, damit (IN x R2) nicht in die Nähe des Produkts aus dem Rauschen von R1 und der Verstärkung gerät.
Wieviel Verstärker-Spannungsrauschen ist im Rauschgenerator hinnehmbar?
Tabelle 2 zeigt, wie stark das Rauschen durch unabhängige Quellen zunimmt. Eine Zunahme von 402 nV⁄√Hz auf 502 nV⁄√Hz entspricht lediglich 1,9 dB in logarithmischen Volt bzw. 0,96 dB an Leistung. Wenn das Operationsverstärker-Rauschen rund 50 % des Widerstandsrauschens ausmacht, verändert eine Schwankungsbreite von 5 % im VNOISE-Wert des Operationsverstärkers die Rauschdichte am Ausgang nur um 1 %.
Tabelle 2. Anteil des Operationsverstärker-Rauschens
In einem Generator für weißes Rauschen kann deshalb nur ein Operationsverstärker ohne rauschenden Widerstand eingesetzt werden. Ein solcher Operationsverstärker muss an seinem Eingang außerdem ein flaches Rauschprofil aufweisen. Die Rauschspannung ist jedoch häufig nicht präzise angegeben und weist produktionsbedingt sowie über die Spannung und die Temperatur eine große Schwankungsbreite auf.
Andere Schaltungen zur Erzeugung von weißem Rauschen arbeiten möglicherweise auf der Basis einer Z-Diode mit deutlich schlechter vorhersagbaren Eigenschaften. Das Ausfindigmachen einer Z-Diode, die bei einem Strom im Mikroamperebereich ein stabiles Rauschen erzeugt, kann aber besonders bei niedrigen Spannungen (<5 V) schwierig sein.
Einige anspruchsvolle Generatoren für weißes Rauschen basieren auf einer langen pseudo-zufälligen binären Sequenz (pseudo-random binary sequence, PRBS) und speziellen Filtern. Ein kleiner Controller und ein DAC können hierfür ausreichen. Allerdings ist es nur etwas für erfahrene Ingenieure, sicherzustellen, dass der DAC keine Einschwing-Glitches, Oberwellen oder Intermodulationsprodukte erzeugt. Die Auswahl der bestgeeigneten PRBS bringt überdies zusätzliche Komplexität und Unsicherheit mit sich.
Driftfreie Lösung mit geringem Stromverbrauch
Zwei Entwurfsvorgaben dominieren dieses Projekt:
Autoren: Aaron Schultz arbeitet als Applications Engineering Manager in der LPS Business Unit von © Analog Devices. Im Rahmen seiner verschiedenen System-Engineering-Positionen sowohl im Design- als auch im Applikationsbereich kam er mit zahlreichen Aspekten in Kontakt, vom Batteriemanagement über Photovoltaik, dimmbare LED-Treiberschaltungen, Gleichspannungswandler für niedrige Spannungen und hohe Ströme, Hochgeschwindigkeits- Lichtwellenleiterkommunikation, Forschung und Entwicklung im Bereich der fortschrittlichen DDR3-Speicher, Entwicklung individueller Tools und Validierung bis hin zu elementaren analogen Schaltungen. Mehr als die Hälfte seiner Laufbahn entfiel jedoch auf den Power-Conversion-Bereich. Er absolvierte Studiengänge an der Carnegie Mellon University (1993) und am MIT (1995). Peter Haak begann 1986 mit der Elektronikentwicklung. Seit 1993 arbeitete er als unabhängiger Berater mit dem Schwerpunkt Sensoren und Instrumente. Er war für viele verschiedene Kunden tätig, deren Spektrum von kleinen Betrieben bis zu Großunternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen reicht.
Widerstand | Rauschspannungsdichte |
10 Ω | 0.402 nV/√Hz[/center] |
100 Ω | 1.27 nV/√Hz |
1 k Ω | 4.02 nV/√Hz |
10 kΩ | 12.7 nV/√Hz |
100 kΩ | 40.2 nV/√Hz |
1 MΩ | 127 nV/√Hz |
10 MΩ | 402 nV/√Hz |
RNOISE (nV/√Hz) | Amp en | Eingangsbezogen (gesamt) |
402 nV/√Hz | 300 | 501.6 nV/√Hz |
402 nV/√Hz | 250 | 473.4 nV/√Hz |
402 nV/√Hz | 200 | 449.0 nV/√Hz |
402 nV/√Hz | 150 | 429.1 nV/√Hz |
402 nV/√Hz | 100 | 414.3 nV/√Hz |
- Der Rauschgenerator soll einfach zu bedienen und portabel sein, was nach Batteriebetrieb verlangt und somit Micropower-Elektronik erfordert.
- Der Generator muss auch bei niedrigen Frequenzen von 0,1 Hz und darunter ein gleichförmiges Rauschen erzeugen.
Autoren: Aaron Schultz arbeitet als Applications Engineering Manager in der LPS Business Unit von © Analog Devices. Im Rahmen seiner verschiedenen System-Engineering-Positionen sowohl im Design- als auch im Applikationsbereich kam er mit zahlreichen Aspekten in Kontakt, vom Batteriemanagement über Photovoltaik, dimmbare LED-Treiberschaltungen, Gleichspannungswandler für niedrige Spannungen und hohe Ströme, Hochgeschwindigkeits- Lichtwellenleiterkommunikation, Forschung und Entwicklung im Bereich der fortschrittlichen DDR3-Speicher, Entwicklung individueller Tools und Validierung bis hin zu elementaren analogen Schaltungen. Mehr als die Hälfte seiner Laufbahn entfiel jedoch auf den Power-Conversion-Bereich. Er absolvierte Studiengänge an der Carnegie Mellon University (1993) und am MIT (1995). Peter Haak begann 1986 mit der Elektronikentwicklung. Seit 1993 arbeitete er als unabhängiger Berater mit dem Schwerpunkt Sensoren und Instrumente. Er war für viele verschiedene Kunden tätig, deren Spektrum von kleinen Betrieben bis zu Großunternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen reicht.