
“Wenn Sie es richtig machen, kann das Bauteil nicht überhitzen”
Jörg Nolte von Kurtz Ersa erklärt an der Evertiq Expo Berlin, wie die Nacharbeit an elektronischen Baugruppen funktioniert.
Jörg Nolte ist Produktmanager bei Kurtz Ersa, spezialisiert auf Lötwerkzeuge, Rework und Inspektionssysteme. Auf der Evertiq Expo in Berlin erklärt er, was Kurtz Ersa im Bereich der Nacharbeit macht und was die Vorteile bei diesem Vorgehen sind.
“Wenn man von Nacharbeit spricht, kann man das ja auf Produkte beziehen, die gerade hergestellt wurden, die also fehlerbehaftet sind und einer Nacharbeit bedürfen, oder man kann es auf Produkte beziehen, die schon im Feld sind”, sagt Nolte.
So könne man einzelne Bauteile und somit die Baugruppen, zu denen sie gehören, reparieren. Auch recycling sei aber ein Thema, also die Wiederverwendung von Bauteilen in anderen Produkten:
“Defekte Bauteile, falsch montierte Bauteile und falsch gelötete Bauteile hat man zuerst im Fokus. Aber es geht weiter beim Recycling. Man kann Bauteile von bestehenden Baugruppen weiterverwenden und sie später wieder einsetzen. Man kann beispielsweise im Bereich des Prototyping oder des Redesign von elektronischen Schaltungen Bauteile oder gar ganze Baugruppen wiederverwenden”, so Nolte.
Das Unternehmen beobachte in letzter Zeit auch, dass viele Kunden ein “Upgrade” der Elektronik durchführen, indem sie einzelne Teile austauschen, wie zum Beispiel Prozessoren.
Schonende Hybridheiztechnik von Kurtz Ersa
Nolte beschreibt, wie Kurtz Ersa die Nachtarbeit an Baugruppen durchführt. Zentral ist dabei, dass das Unternehmen eine hybride Heiztechnik verwendet:
“Bei den Systemen geht es darum, dass wir mit einer sehr schonenden Heiztechnik versuchen, die Baugruppen zu bearbeiten. Diese Hybridheiztechnik, die wir vor Jahren eingeführt haben, hat sich stark bewährt bei diesen Materialien – bei den Kunststoffmaterialien und auch bei den Baugruppen”, sagt Nolte.
Dazu werde die Temperatur mit einem Sensor ständig überwacht, um Überhitzung vorzubeugen, erklärt er:
“Wir arbeiten mit einem geschlossenen Regelkreis. Das heißt, dass die Temperatur an der Baugruppe ständig über einen Sensor überwacht wird. Wenn Sie das also richtig machen, kann die Baugruppe oder das Bauteil nicht überhitzen.”
Hybridheizköpfe seien bei dem Prozess sinnvoll, um keine zu grossen Temperaturgradienten zwischen verschiedenen Teilen zu erzeugen, erklärt Nolte:
“Es gibt das Zielbauteil, aber natürlich auch Nachbarbauteile auf der Oberseite und auf der Unterseite der Platine. Und man möchte hier eigentlich eine homogene Erwärmung herbeiführen. Ich möchte nicht nur dieses Zielbauteil erwärmen, sondern auch den Bereich darum herum, um keine zu großen Temperaturgradienten auf der Baugruppe zu erzeugen”
Auch wichtig sei, dass man während des Prozesses die Unterheizung variieren kann, sagt Nolte. Er erklärt, warum:
“Wenn man mit sehr hohen thermischen Massen zu tun hat, dann ist es wichtig, die komplette Baugruppe erstmal von der Unterseite her auf Temperatur zu bringen, weil man von der Oberseite die Lötenergie für das Zielbauteil gar nicht alleine einkoppeln kann. Wenn man auf der Baugruppe Bereiche mit weniger thermischen Massen und Bereiche mit höheren thermischen Massen hat, dann muss man darauf reagieren können.”
Berührungslose Restlodentfernung
Weiter macht Kurtz Ersa eine berührungslose Restlodentfernung, also Scavenging. Scavenging ist eine alternative zu früheren Methoden, bei denen Pads öfter mit abgerissen sind:
“Die Kunden haben lange Jahre Lötspitzen genommen und das Restlot entfernt. Manche haben auch Entlötlitze genommen und dann die Pads mit abgerissen – das haben wir auch jahrzehntelang gemacht. Und mittlerweile sagen alle: Naja, das sollte eigentlich besser nicht mehr passieren”, erklärt Nolte.
Nolte beschreibt den Prozess des Scavenging, den Kurtz Ersa anwendet:
“Es kommt eine Vakuumdüse, außenrum Heißgas, um das Lod erneut aufzuschmelzen und dann abzusaugen. Da haben Sie dann keinen Kontakt mit der Platine, keine Chance, irgendwelche Pads abzureißen.”
Einfache Handhabung
Auch wichtig bei der Nacharbeit sei eine einfache Handhabung, gerade auch, weil sie oft von Mitarbeitern bedient werden, die nicht Prozessexperten sind. Nolte sagt:
“In unterschiedlichen Regionen, also vor allem in Asien und Amerika, sind diejenigen, die Reparaturarbeiten durchführen, nicht unbedingt Prozessexperten. Teilweise sind es auch angelernte Kräfte, die diese Systeme nutzen müssen, um Reparaturen oder Nacharbeit an Baugruppen durchzuführen. Es ist sehr wichtig, dass man bei der Software daran denkt, den Benutzer an die Hand zu nehmen und ihn zu führen.”
Um dieses Problem anzugehen arbeitet das Unternehmen mit Schaubildern:
“Wir arbeiten tatsächlich mit Schaubildern, die erklären sollen, was der User als nächstes tun soll. Über die letzten Jahre sind wir auch oft von Kunden für diese Softwareoberfläche gelobt worden, weil sie eine schöne Situation für den Operator schafft”, sagt Nolte.
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