
Teststrecke für kabelloses Laden: Forschungsprojekt an der Bergischen Universität gestartet
Strom laden, ohne anzuhalten – was nach Zukunft klingt, wird in Nordrhein-Westfalen bald Realität. Die Bergische Universität Wuppertal entwickelt zusammen mit drei Industriepartnern ein System, das Elektroautos während der Fahrt mit Energie versorgen soll. Das geht aus einer Mitteilung der Universität vom 16. Juni 2025 hervor. Das Forschungsvorhaben mit dem Namen ERS.T-NRW zielt darauf ab, Elektromobilität komfortabler und praxistauglicher zu machen – etwa für Stadtverkehr, Buslinien oder Lieferfahrzeuge. Für die Erprobung wird eine 400 Meter lange Teststrecke in Aldenhoven gebaut. Ziel ist ein System, das sich einfach in bestehende Infrastrukturen einfügt und mit möglichst vielen Fahrzeugen kompatibel ist.
Energie für unterwegs: Forschung an neuer Ladetechnologie
Einmal auf die Straße und dabei ganz nebenbei laden – das ist die Idee hinter dem neuen Projekt der Bergischen Universität Wuppertal. Gemeinsam mit den Partnern DENSO AUTOMOTIVE Deutschland, Electreon Germany und STRABAG arbeitet das Forschungsteam an einer Lösung, die E-Autos während der Fahrt mit Strom versorgt. Das soll nicht nur den Alltag für Fahrerinnen und Fahrer vereinfachen, sondern auch neue Perspektiven für Elektrotaxen, Linienbusse und Logistikflotten eröffnen. Neben dem Komfort rückt auch die Energieeffizienz in den Fokus – mit intelligenter Steuerung und besserer Auslastung der Ladeinfrastruktur.
So funktioniert das System
Geladen wird hier nicht per Kabel, sondern direkt aus dem Straßenbelag: Unter dem Asphalt verbergen sich Spulen, die beim Überfahren Energie an passende Fahrzeuge übertragen. Möglich wird das durch eine Kombination aus induktiver Ladetechnik und smarter Kommunikation. Während das Auto Strom bekommt, tauschen Fahrzeug und Infrastruktur laufend Daten aus – etwa zur Batteriekapazität oder zum Energieverbrauch. Dadurch lassen sich Ladevorgänge gezielt steuern, die Batterie wird geschont und das Stromnetz effizienter genutzt.
Versuchsstrecke in Aldenhoven und Projektziele
Damit Theorie und Technik auf Praxistauglichkeit geprüft werden können, entsteht in Aldenhoven eine Teststrecke mit einer Länge von bis zu 400 Metern. Ausgestattet mit der neuen Technologie, sollen hier E-Fahrzeuge unter Alltagsbedingungen erprobt werden. Neben der Energieübertragung geht es dabei auch um die Funktionsfähigkeit der Steuerungstechnik und der Kommunikation zwischen Fahrzeug und Infrastruktur. Ergebnisse früherer Projekte fließen ein – so sollen bekannte Schwachstellen vermieden und die Technik weiterentwickelt werden.
Standardisierung im Blick
Ein Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Anschlussfähigkeit: Die neue Technik soll nicht nur bei Neuwagen, sondern auch bei bereits zugelassenen Fahrzeugen einsetzbar sein. Dazu wird eine Kommunikationsplattform entwickelt, die sich an internationalen Standards orientiert und mit verschiedenen Fahrzeugmodellen funktioniert. Nach Projektende sollen die Ergebnisse gezielt in Normungsgremien eingebracht werden – ein Schritt, der das kabellose Laden perspektivisch europa- oder sogar weltweit vereinheitlichen könnte.
Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt und wird mit rund 3,9 Millionen Euro aus Landes- und EU-Mitteln gefördert, davon fließen etwa 786.000 Euro an die Bergische Universität Wuppertal.