
"Made in the USA"-Gewinn für Trump: KI-Lieferanten bauen Produktion in den USA aus
Mit hohen Tarifen will Trump “Made in the USA" vorantreiben. Für iPhones wird diese Strategie wahrscheinlich nicht funktionieren, dafür könnte in Künstlicher Intelligenz, mit Firmen wie Nvidia und ihren Zulieferern, ein Gewinn für die Administration liegen.
Die Taiwanesische Firma Foxconn arbeitet in Houston, Texas am Ausbau ihrer Kapazität, KI-Server in den USA herzustellen. So möchte Foxconn in der Zukunft einen bedeutenden Anteil seiner Grafikprozessor-Module (GPU) und GPU-Platinen in den USA produzieren, wie das Newsportal Nikkei Asia berichtet. Foxconn ist ein Hauptzulieferer des KI-Computing-Unternehmens Nvidia.
Foxconn und das ebenfalls taiwanesische Unternehmen Wistron sind die einzigen Lieferanten, die Nvidia mit GPU-Modulen und Platinen beliefern. Auch Wistron will seine Kapazitäten für die Produktion von KI-Servern in den USA erweitern. Beide Firmen arbeiten an der Produktion in Texas, die innerhalb von 15 Monaten oder weniger ausgebaut werden soll.
Weitere KI-Lieferanten haben ähnliche Ziele: TSMC will noch dieses Jahr in seinem Werk in Arizona mit der Produktion von KI-Chips beginnen, darunter auch die neuesten Blackwell-Chips von Nvidia. Der Speicherchip-Hersteller SK Hynix aus Südkorea, ein wichtiger Nvidia-Zulieferer, verlegt die Produktion von HBM-Chips (High Bandwidth Memory) in den Bundesstaat Indiana.
Auch die Zulieferer von Komponenten und mechanischen Teilen Delta Electronics, Lite-On Technology, Chenbro und Foxlink sowie Assemblierer wie Quanta Computer, Wywinn und Inventec errichten oder erweitern Anlagen in den USA. Pegatron arbeitet laut eigenen Angaben an Plänen für den Bau einer KI-Server-Fabrik in den USA, vermutlich in Texas. Das zeigen Recherchen von Nikkei Asia.
Die Entwicklung einer amerikanischen Lieferkette für KI-Sever könnte somit Trumps erstes erfolgreiches Onshoring eines High-Tech-Produkts werden – einer der kompliziertesten Maschinen der Welt – und somit sein erster “Made in the USA”-Gewinn.
USA-KI-Rechenzentren sinnvoller als USA-IPhone-Produktion
Diese Entwicklung eines amerikanischen KI-Server-Ökosystems beschleunigte sich, nachdem Nvidia Pläne bekannt gab, 500 Milliarden Dollar in den Bau eines Supercomputers in den USA zu investieren, mit der Unterstützung mehrerer Zulieferer. Diese Ankündigung kam nur wenige Wochen nachdem Trump Anfang April den Tarif-Krieg eröffnete.
Trumps stärkster Schachzug in Sachen Tarife richtete sich gegen Apple: Er drohte dem Konzern einem 25%-Tarif auf im Ausland produzierte iPhones. Apple zeigt sich aber, anders als die KI-Server-Lieferkette, nicht gewillt, auf die Drohung zu reagieren. KI-Server sind zwar momentan ausgenommen von solchen Tarif-Androhungen, dennoch sei es für die Branche “nötig”, die Produktion in den USA auszubauen, sagt Wistron Chairman Simon Lin zu Nikkei Asia. Der Grund sei die Ungewissheit in Sachen Tarif-Richtlinien der Trump-Administration.
Für Apple macht der Ausbau der Produktion in den USA weniger Sinn, weil die Herstellung von iPhones sehr arbeitsintensiv ist und viele der Komponenten mit Gewinn-Margen von weniger einem Dollar pro Stück hergestellt werden.
Das Serversystem GB200 NVL 72 von Nvidia, das derzeit leistungsstärkste KI-Serversystem der Welt, ist eines der kompliziertesten technischen Produkte der Welt. Angesichts der Größe, des Gewichts und des Preises von 3 Millionen Dollar dieses Systems ist es sinnvoller, KI-Rechenzentren in den USA zu bauen als das iPhone in den USA zu produzieren. Ausserdem befinden sich in der KI-Branchen die Kunden in den USA: Cloud-Service-Anbieter wie Microsoft, Meta, Google und AWS bauen in rasantem Tempo KI-Rechenzentren auf. Diese Konzerne haben die finanziellen Mittel, die Veränderungen in der Lieferkette zu stemmen.
“Selbst wenn sie höhere Kosten in der Lieferkette [der USA] sehen, sind sie eher in der Lage, diese zu stemmen, weil ihre Taschen so tief sind,” sagt Baron Fung, Analyst für Rechenzentren bei der Dell'Oro Group zu Nikkei Asia. "Marktanteile zu gewinnen ist für sie sehr wichtig. Das hat oberste Priorität. Kosten sind zweitrangig."
Widerstandsfähigkeit der Lieferkette wird gestärkt
KI-Rechenzentren sind seit Ende 2022 der wichtigste Wachstumsmotor der Technologiebranche. John McWilliams, Leiter des Bereichs Datenzentren bei Cushman & Wakefield, sagt zu Nikkei Asia:
“Wir müssen wirklich bedenken, dass die KI noch in den Kinderschuhen steckt. [Sie] kam erst 2022 mit ChatGPT von Open AI auf den Markt. Das ist noch nicht lange her. Wir haben in den letzten drei Jahren gesehen, wie sie sich ausbreitet, und wir erwarten, dass sich dieser Trend fortsetzt. Es gibt eine exponentielle Wachstumskurve für generative KI.”
Bernstein Research schätzt, dass die neue Investition von TSMC in Arizona es US-Kunden ermöglichen könnte, bis 2032 bis zu 50% ihres Chip-Bedarfs im Inland zu decken. Im Jahr 2024 war dieser Prozentsatz praktisch null.
Mit dem Onshoring von Chip-Produktion und Supply-Chain-Operationen wird die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette gestärkt, sagte Nvidia-CEO Jensen Huang im Mai gegenüber Reportern. Es werden aber künftig nicht alle Komponenten in den USA produziert. Zum Beispiel Chipsubstrate, Schnelltrenner für die Kühlung und Leiterplatten (PCB) werden aus Kosten- und Umweltschutzgründen weiter in Asien hergestellt, so sagen mehrere Führungskräfte der Branche gegenüber Nikkei Asia.