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© albert lozano dreamstime.com
Markt |

Europäische Chip Hersteller müssen aggressiver sein

Seit einigen Jahren kämpft die Halbleiterindustrie mit rückläufigen Wachstumsraten. Der weltweite Markt für Mikrochips mit einem Umsatzvolumen von 300 Milliarden Dollar wuchs in den vergangenen fünf Jahren nur noch um durchschnittlich 2,7 Prozent jährlich.

Im Zeitraum von 2000 bis 2007 waren es noch 3,3 Prozent pro Jahr. Seit Jahren leidet die Branche an Überkapazitäten und hohen zyklischen Schwankungen. Und die Perspektiven sehen nicht besser aus: Neue asiatische Unternehmen erobern den globalen Massenmarkt für Computerchips – auf Kosten der etablierten europäischen und japanischen Halbleiterhersteller. "Etablierte Anbieter kämpfen schon seit Jahren mit einem immer schwierigeren internationalen Marktumfeld", sagt Martin Eisenhut, Partner von Roland Berger Strategy Consultants. "Unsere aktuelle Analyse zeigt vier Szenarien auf, die in Zukunft auftreten können. Dabei ist klar: Nur Hersteller, die auf Dauer in der Lage sind, auf einem globalen Markt Produkte mit einem hohen Mehrwert anzubieten, werden es schaffen, die günstigere Konkurrenz aus Asien zu schlagen." Höherer Mehrwert durch Differenzierung Die neue Roland Berger-Studie "Opportunities and challenges beyond Moore's Law" zeigt, dass Firmen nicht unbedingt dem bekannten Moore´schen Gesetz folgen müssen, um auf dem Halbleitermarkt erfolgreich zu sein. Nach diesem Gesetz verdoppelt die Industrie die Zahl der Transistoren pro Flächeneinheit auf einem Computerchip alle 18 bis 24 Monate – und das bei den gleichen Kosten pro Fläche. Dazu sind jedoch hohe Investitionen nötig, die oft durch staatliche Beihilfen gefördert werden. Deshalb hat sich der Schwerpunkt dieses Geschäftsmodells immer stärker nach Asien verschoben. Die Alternative für die hochentwickelte Halbleiterindustrie aus Europa und Japan liegt nach Ansicht der Roland Berger-Experten in neuen Generationen von Computerchips, die ein breiteres Anwendungsspektrum bieten – der so genannte "More than Moore"-Ansatz. Dieser Bereich, der heute schon rund 40 Prozent des Halbleitermarkts ausmacht, wächst doppelt so schnell wie der klassische Massenmarkt. "Zahlreiche Innovationen, etwa in der mobilen Kommunikation, in der Automobilbranche oder im Bereich der Erneuerbaren Energien haben die Nachfrage nach Halbleitern mit besonderen Eigenschaften erhöht", erläutert Michael Alexander, Senior Advisor bei Roland Berger Strategy Consultants. "Und in diesen Bereichen erwarten wir auch künftig großes Wachstumspotenzial wegen der starken Verbreitung von neuen, mobilen Geräten und energiesparenden Produkten sowie der Speicherung großer Datenmengen." Vier Szenarien für die Branche Anhand der aktuellen Entwicklungen auf dem globalen Halbleitermarkt identifizieren die Roland Berger-Experten vier mögliche Szenarien für Unternehmen, die dem "More than Moore"-Ansatz folgen. Die Szenarien hängen maßgeblich davon ab, ob die Nachfrage nach Halbleitern in den nächsten Jahren eher durch die Grundversorgung von Schwellenländern oder durch neue, hochwertige Produkte für weit entwickelte Märkte entstehen wird. Auf der Angebotsseite ist entscheidend, ob es asiatischen Herstellern gelingen wird, ihre hohen Fabrikkapazitäten für die Produktion technisch hoch differenzierter Lösungen zu nutzen. Vier Szenarien sind hier denkbar:
  • Ein Massenmarkt entsteht: Auch für komplexe Anwendungen etablieren sich zunehmend einfache und kostengünstige Produkte auf dem globalen Markt. Asiatische Konzerne und einige aufstrebende chinesische Chiphersteller sind die Gewinner bei diesem Szenario. Amerikanische, japanische und europäische Anbieter haben hier kaum Chancen.
  • Globalisierung komplexer Anwendungen: Neue "Killer"-Applikationen tauchen auf, internationale Standards entstehen, regionale Kundenbeziehungen verlieren an Bedeutung. In diesem Umfeld haben vor allem asiatische und amerikanische Konzerne mit starker internationaler Präsenz leichtes Spiel. Fusionen zwischen regionalen Anbietern sind möglich und werden ihre Marktposition stärken.
  • Erhalt des Status Quo: In diesem Szenario dürften bisherige Hersteller von Produkten mit hohem Mehrwert für komplexe Anwendungen die Konkurrenz der Neuanbieter kaum fürchten. Dabei sind etablierte Unternehmen aus Europa und Japan eindeutig im Vorteil.
  • Schwerpunktverlagerung der etablierten Anbieter: Auch das Premium-Segment der Chipindustrie verschiebt sich mit der Zeit in Richtung Schwellenländer wie China und Indien. Etablierte Anbieter von Hochleistungshalbleiterprodukten folgen rechtzeitig diesem Trend und stärken ihre globale Präsenz in den Wachstumsländern. Wer diese Transformation nicht schafft, verliert.
Weitere Konsolidierung der Branche in Sicht Insgesamt erwarten die Roland Berger-Experten eine weitere Konsolidierung des internationalen Halbleitermarktes. Heute schon generieren die fünf Top-Unternehmen der Branche bis zu 40 Prozent des gesamten Marktumsatzes. "Immer mehr kleinere Anbieter werden in den kommenden Jahren in finanzielle Notlage geraten, weil ihre Profitabilität immer stärker schrumpft", prognostiziert Martin Eisenhut. Dabei sollten Branchenunternehmen darauf achten, dass die Gesamtkapitalrendite, der so genannte "Return on Invested Capital" (ROIC), über einen konjunkturellen Zyklus der Branche über 10 Prozent liegt. "Nur so sind Firmen in der Lage, profitabel zu wirtschaften und notwendige Investitionen in die Entwicklung innovativer Lösungen zu tätigen", sagt Berger-Partner Eisenhut. Deshalb sollte die Halbleiterindustrie schon jetzt auf die richtige Strategie für die Zukunft setzen. Zwei Wege sind hier möglich. Einige Firmen setzen eher auf die bestehende Strategie: organisches Wachstum, Schließung unrentabler Produktionsstätten sowie Staatsbeihilfen. Andere Unternehmen verfolgen einen kreativen Ansatz und versuchen, sich auf dem Markt durch ein innovatives Geschäftsmodell, Firmenakquisitionen oder Partnerschaften neu zu positionieren. "Beide Optionen können erfolgreich sein – vorausgesetzt Unternehmen haben das eigene Geschäftsmodell richtig überprüft, um die beste Strategie für sich selbst zu definieren", fasst Eisenhut zusammen. "Wichtig ist jedoch bei jedem Geschäftsmodell, dass Branchenfirmen stark auf ihre bedrohte Profitabilität achten und sowohl ihre Liquidität als auch ihre Kosten unter Kontrolle halten."

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2024.03.28 10:16 V22.4.20-1
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