Foxconn landet wieder im Fegefeuer

Foxconn Technology Group, eine Tochtergesellschaft von Hon Hai Precision Industries Ltd., ist der weltweit führende EMS-Dienstleister. Das Unternehmen ist auf der letzten Global Fortune 500 Liste auf Position 112. Derzeit beschäftigt Foxconn in China über 900'000 Mitarbeiter. Das Unternehmen plant die Mitarbeiterzahlen bis Ende 2011 auf 1,3 Millionen zu erweitern. Die Gesellschaft und die Medien haben sich in jüngster Zeit auf Foxconn eingeschossen; nicht wegen dieser riesigen Zahl an Mitarbeitern und den riesigen Gewinnen. Vielmehr waren es die 17 jungen Mitarbeiter die sich zwischen Januar und August 2010 versucht haben das Leben zu nehmen. Nun schaut die Welt auf die Notlage der Fliessarbeiter bei Foxconn und anderen Unternehmen. Gewinnmaximierung ist das ultimative Unternehmensziel. Würde und Wohlbefinden der Arbeitnehmer sind daher nicht von Bedeutung. Foxconn ist nicht der Einzige, der zur Verantwortung gezogen werden muss. Es ist jedoch das prominenteste Beispiel für einen Management-Ansatz, der Produktivität durch die Degradierung seiner Arbeitnehmer zu Maschinen steigert, heißt es in dem Bericht von SACOM. Source: SACOM Ergebnisse aus dem SACOM-Bericht: Note: Die Reaktion von Foxconn wurde den jeweiligen Bereichen in kursiv nachgestellt. SACOM─laut dem Bericht „Workers as Machines: Military Management in Foxconn“─kommt zu dem Schluss, dass die Arbeitspraktiken von Foxconn illegal und unethisch sind. Die Einkaufspraktiken der Markenfirmen machen direkten Druck auf die Arbeitnehmer von Foxconn. SACOM stützt seine Schlussfolgerungen auf Desk-Research und Interviews mit 100 Foxconn Mitarbeitern in den Anlagen in Longhua und Guanlan (beide Shenzhen) und dem Foxconn-Werk in Hangzhou, zwischen dem 22. Mai und 21. September 2010. Foxconn ist sicherlich nicht perfekt, aber wir nehmen unsere Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern sehr ernst und wir versuchen jedem unserer mehr als 937'000 Mitarbeiter in China ein sicheres und positives Arbeitsumfeld, Vergütungen und Zusatzleistungen zu bieten, die im Wettbewerb mit unseren Branchenkollegen konkurrenzfähig sind. Wir haben uns verpflichtet, die Wirtschaft der Städte in denen wir tätig sind weiter zu unterstützen und respektieren alle staatlichen Gesetze und Vorschriften, einschließlich derjenigen im Zusammenhang mit Beschäftigung, Überstunden, der Behandlung unserer Mitarbeiter und der Zusammenarbeit mit akkreditierten Gewerkschaften. Löhne Am 1. Oktober erklärte Foxconn eine Erhöhung des Grundlohns für Fließbandarbeiter in Shenzhen vornehmen zu wollen; auf CNY 2’000 pro Monat. Danach sollen 85% der Arbeitnehmer davon profitieren. SACOM setzt ein Fragezeichen hinter dieser Erklärung. Bis heute haben Foxconn Arbeiter in Shenzhen keine förmliche Erklärung zu dieser Absicht erhalten. Jeder Lohnerhöhung ist eine Änderung des Arbeitsvertrages und eine schriftliche Mitteilung ist erforderlich (Artikel 35 des Arbeitsvertragsgesetz) Das Foxconn noch keine schriftliche Erklärung gegenüber den Arbeitnehmer in Bezug auf diese Lohnerhöhung abgegeben hat, ist eine Verletzung der relevanten chinesischen Gesetze. Zum 1. Oktober wurde eine allgemeine Erhöhung des Mindestlohnes in allen chinesischen Niederlassungen eingeleitet. Dieser Schritt folgt einer 3-monatigen Evaluierung der Arbeitnehmer. 85% der Mitarbeiter sind für eine Erhöhung qualifiziert; die restlichen 15% werden einen weiteren Evaluierungsprozess in Zukunft haben. Die Erhöhung an den jeweiligen Standorten (die Oktoberlöhne werden in der ersten Novemberwoche ausgezahlt) basiert auf einer Überprüfung des staatlich verordneten Lohnniveau, der regionalen Entwicklung in Bezug auf Lebenshaltungskosten und das ortsbezogene Lohnniveau. Im Falle von Shenzhen, wo mehr als 500'000 unserer Mitarbeiter beschäftigt sind, wurde der Mindestlohn erheblich erhöht; auf RMB 2'000 pro Monat. Zusatzleistungen, wie etwa kostenlose und kostenguenstige Unterkunft und Verpflegung, medizinische Versorgung und andere notwendige Versicherungen sind davon nicht betroffen. Entgegen den Behauptungen fuehren die Lohnerhöhungen nicht zu einer Reduzierungen oder einer Streichung von Zusatzleistungen und Bonuszahlungen. Arbeitsstunden & Überstunden Nach der Flut von Selbstmorden, setzte Foxconn eine Begrenzung der monatlichen Überstunden auf 80 Stunden fest, weit höher als das gesetzliche Maximum von 36 Stunden. Arbeitnehmer, die von SACOM interviewt wurden, erwähnt, dass die neu eingeführte "Überstunden Kontrolle" in einem Betrug mit der Registrierung der Überstunden geführt hat. Es bedeutet, dass die Überstunden zwar stattfinden, aber nicht wie solche bezahlt werden. Foxconns Produktionsarbeiter müssen an Versammlungen teilnehmen: morgens, nach Schichtende und wöchentliche Sitzungen, in denen das Management Vorträge über Produktionsquoten, Arbeitsziele und Disziplin hält. Die Mitarbeiter werden für diese Zeit nicht bezahlt (rund 1 Stunde pro Tag). Die Zeit für Weiterbildung und Training wird ebenfalls nicht voll bezahlt. Das Ergebnis: Arbeitnehmer verdienen nicht mehr als vor der Lohnerhöhung im Juni 2010. Chinesische Gesetze besagen, dass Mitarbeiter mehr Überstunden als die vorgeschriebenen 36 Stunden pro Monat machen dürfen. Wir akzeptieren diese freiwilligen Arbeitswünsche und stellen gleichzeitig sicher, dass dies nicht über die Richtlinien der EICC (Electronic Industry Citizenship Coalition) von 60 Arbeitsstunden pro Woche einschließlich Überstunden nicht hinausgeht. Die Arbeitnehmer bekommen das 1,5 fache des Grundgehalts gezahlt, wenn Überstunden an Wochentagen geleistet werden; fuer Wochenenden das 2-fache und an Nationalfeiertagen das 3-fache. Alle Überstunden sind freiwillig und in Übereinstimmung mit chinesischem Recht Durchschnittliche Überstundenzahl zwischen Juni und September war wie folgt: im Juni 57,3 Stunden, im Juli 58,8 Stunden, im August 59,7 Stunden und im September 63,1 Stunden (Ausgleich für das Mid-Autumn-Festival). Alle sind im Bereich der EICC Richtlinien Praktika und Studenten Wie viele unserer Branchenkollegen auch, kooperiert Foxconn mit akkreditierten Berufs- und Fachschulen in China. Hier werden kurze On-The-Job-Praktika für Schüler die 16 Jahre oder älter sind organisiert. Während dieser Ausbildungsprogramme wird der allgemeine Versicherungsschutz für die Praktikanten von der jeweiligen Schule geleistet. Foxconn zahlt jedoch ein normales Gehalt plus Zusatzleistungen in dieser Zeit. Dies beinhaltet Unterkunft und Verpflegung sowie medizinische Absicherung und Unfallversicherung für alle Auszubildenden. Foxconn Löhne für Praktikanten sind gleich denen für reguläre Arbeitnehmer und höher als die per Gesetz vorgeschriebenen. Die durchschnittliche Praktikumszeit liegt zwischen 2 – 6 Monaten. Derzeit sind 7,6% der Arbeitnehmer in China und zu keiner Zeit lag dieser Anteil je über 15% (auch in der sommerlichen Hochsaison, wenn mehr Studenten sich für das Praktikanten-Programm einschreiben). Praktikanten dürfen nicht für gefährliche oder gefährlich eingestufte Arbeiten eingesetzt werden. Während wir eine kleine Zahl von Vorfällen registriert haben, bei denen Praktikanten freiwillig Überstunden gearbeitet haben, sind wir dabei ein Verbot jeglicher Überstunden für Praktikanten einzuführen. Derzeit wird diese Regelung in allen Produktionsanlagen durchgesetzt. Zehntausende Berufsschüler aus allen Bereichen (Journalismus, Kinderbetreuung, Schlosser) arbeiten im Namen von Praktika bei Foxocnn. Was kann Foxconn diesen Studenten an Ausbildung bieten? Artikel 3 der Verordnung über die Platzierung von Studenten für Praktika fordert, dass dies Teil der Ausbildung der Studierenden ist; im Einklang mit den Lehrplänen und Zielen. Artikel 5 dieser Verordnung sieht vor, dass die Arbeitszeit von Praktikanten nicht mehr als 8 Stunden pro Tag betragen darf. ----- Quelle: Students & Scholars against Corporate Misbehaviour (SACOM) SACOM ist eine in Hong Kong ansässige Non-Profit Organisation. Sie wurde 2005 gegründet.