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Elektronikproduktion |

Wohin entwickeln sich die Rohstoffmärkte?

Die Industriemetalle überraschten im Krisenjahr 2009 mit einer fulminanten Preisrallye. So haben sich die Preise von Kupfer, Zink und Blei im letzten Jahr mehr als verdoppelt, und selbst Aluminium als „schwächstes“ Metall konnte immerhin noch eine Wertentwicklung von +45% aufweisen.

Die Preiserholung lässt sich teilweise fundamental erklären, da sich die globale wirtschaftliche Lage bedingt durch außerordentliche Konjunkturmaßnahmen und extreme monetäre Lockerung deutlich schneller stabilisiert bzw. erholt hat als zunächst angenommen. Durch die weiterhin stark expansiv ausgerichtete Geldpolitik der Zentralbanken dürfte sich der Aufschwung weiter fortsetzen. So ist es nicht verwunderlich, dass die Euphorie über eine wirtschaftliche Erholung seit Monaten das Bild beherrscht. Dabei wurden allerdings die negativen Fundamentaldaten von den Marktteilnehmern weitgehend ignoriert. Nach den starken Zuwachsraten in der zweiten Jahreshälfte 2009 dürfte sich das Wachstumstempo in 2010 normalisieren und die allgemeine Konjunktureuphorie etwas nachlassen. In den Industrieländern belasten noch immer die starken wirtschaftlichen Ungleichgewichte das Wachstum, zumal in einigen Ländern der finanzpolitische Impuls deutlich geringer wird. Inflationsseitig dürfte es im laufenden Jahr für die Rohstoffpreise wenig Unterstützung geben. In der Vergangenheit konnten die Rohstoffpreise häufig von Inflationsangst profitieren, weil Rohstoffe als Absicherungsinstrument gesucht waren. In 2010 jedoch dürfte die Inflation niedrig bleiben. Denn noch immer sind die Produktionskapazitäten stark unterausgelastet und die Arbeitslosigkeit ist hoch. Damit besteht kein Raum für Preiserhöhungen. Der inflationstreibende Effekt der zuletzt stark gestiegenen Energiepreise wird durch eine bis zum Herbst fallende Kernrate kompensiert. Die Teuerungsrate dürfte beispielsweise im Euroraum erst Ende 2011 wieder die kritische Schwelle von 2% erreichen. Insbesondere China hat rasch wieder auf den Wachstumskurs zurückgefunden, was sich in einem Nachfrageboom vor allem in der ersten Jahreshälfte 2009 niederschlug. Dabei hat China sich die günstigen Metallpreise in dieser Zeit zu Nutze gemacht und über den eigentlichen Bedarf hinaus Metalle importiert. Die Importe von Kupfer und Kupferprodukten beispielsweise haben sich im Laufe des ersten Halbjahres 2009 im Vergleich zu Dezember 2008 um 67% auf über 477 Tsd. Tonnen erhöht. In den Jahren davor schwankten sie zumeist zwischen 100 und 250 Tsd. Tonnen. Die Einfuhren von Aluminium haben sich während der ersten vier Monate des letzten Jahres im Vergleich zu Dezember sogar auf 440 Tsd. Tonnen mehr als verfünffacht. Zuvor war China lange Zeit Netto-Exporteur des Leichtmetalls. Die hohe Importdynamik Chinas dürfte sich in diesem Jahr jedoch merklich abkühlen. Bereits in der zweiten Hälfte des letzten Jahres haben die Kupfer- und Aluminiumimporte von ihrer Spitze deutlich um 45% bzw. sogar 80% nachgegeben. Mit zum Rückgang der Importe dürften unter anderem die geldpolitischen Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Abkühlung der lokalen Wirtschaft beitragen, die den Rohstoffhunger des Landes bremsen sollten. Durch die hohen Importe wurdezudem ein Teil der zukünftigen Nachfrage vorweggenommen. Da ein Großteil der importierten Metallvolumina in China nicht sofort verbraucht wurde, kam es zu einem deutlichen Aufbau der Lagerbestände sowohl innerhalb als auch außerhalb der börsenregistrierten Lagerhäuser. Die rekordhohen Kupferimporte haben beispielsweise dazu geführt, dass sich die Vorräte in den Lagerhäusern der Börse Shanghai allein im letzten Jahr verfünffacht haben. Der Aufbau der Vorräte setzt sich bislang auch in diesem Jahr fort. Die Börsen in London, Shanghai und New York melden zusammen Kupferbestände von insgesamt knapp 800 Tsd. Tonnen. Dies entspricht dem höchsten Stand seit sechs Jahren. Die Situation bei den anderen Industriemetallen sieht ähnlich aus. Deren Vorräte befinden sich ebenfalls auf teilweise mehrjährigen Höchstständen. Ein weiterer Aufbau der Lagerbestände deutet auf anhaltende Überschüsse an den Metallmärkten hin. Der größte chinesische Metallhändler, China Minmetals Nonferrous Metals Co., schätzt, dass darüber hinaus zusätzlich mehr als 1 Mio. Tonnen Kupfer in nicht börsenregistrierten Lagerhäusern liegen. Unseres Erachtens sind die Metallpreise im letzten Jahr deutlich stärker gestiegen als durch das Angebots-Nachfrage-Verhältnis zu rechtfertigen war, so dass sich die Preise zu stark von den schwachen Fundamentaldaten gelöst haben. Sollten diese wieder in den Fokus der Marktteilnehmer rücken, dürften die Metallpreise ihr sehr hohes Niveau nicht länger halten können und deutlich korrigieren. Einen Vorgeschmack darauf hat bereits die heftige Korrektur in den ersten Wochen dieses Jahres gegeben. Von ihren zu Jahresbeginn erreichten vorläufigen Höchstständen haben die Industriemetalle innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne deutlich korrigiert. Während Kupfer beispielsweise 18% verlor, gaben Zink und Blei sogar um bis zu 30% nach. Anschließend kam es jedoch zu einer ebenso heftigen Gegenbewegung. Binnen weniger Tage wurde ein Großteil der vorausgegangenen Verluste wieder aufgeholt. An den nach wie vor schwachen Fundamentaldaten hat sich jedoch nichts geändert. Wir gehen daher davon aus, dass der Abwärtstrend zunächst wieder aufgenommen wird. Im weiteren Jahresverlauf rechnen wir allerdings mit einer Erholung der Preise. Diese sollte durch eine Manifestierung der Erholung der Weltwirtschaft sowie durch neuerliche Investmentzuflüsse in die Rohstoffmärkte allgemein und die Metallmärkte im Speziellen unterstützt werden. Langfristig betrachtet dürfte es im Zuge einer wieder anziehenden Nachfrage nach Rohstoffen zu potenziellen Angebotsengpässen in der Zukunft kommen. China und andere Entwicklungsländer dürften die Erholung der Weltwirtschaft und damit der Nachfrage anführen. Diese Regionen haben bereits einen vollständigen Einbruch der Nachfrage im letzten Jahr verhindert. Positiv stimmen zudem die umfangreichen Infrastrukturinvestitionen, die unabhängig von den Konjunkturprogrammen durchgeführt und nicht wesentlich abnehmen werden. Darüber hinaus dürften spätestens ab 2011 auch die Industrienationen wieder stärker zur Nachfrage beitragen. Angebotsseitig sehen sich die Minenunternehmen auf langfristige Sicht rückläufigen Reserven und vor allem niedrigeren Metallgehalten gegenüber, so dass immer mehr Metallerze verarbeitet werden müssen, um eine gleichbleibend hohe Qualität der Metalle anbieten zu können. Dadurch steigen allerdings auch die Produktionskosten, so dass es im Falle sinkender Rohstoffpreise möglicherweise zu Minenschließungen kommen könnte, da die Betreiber nicht mehr profitabel wirtschaften können. Hinzu kommt, dass neue Ressourcen überwiegend in politisch instabilen Regionen gefunden werden. Nennenswerte Ressourcenvorkommen wurden in der jüngeren Vergangenheit überwiegend auf dem afrikanischen Kontinent gefunden. Bedingt durch die politische Instabilität in vielen afrikanischen Ländern sehen sich die Minenproduzenten dort jedoch verstärkt willkürlichen Lizenz- und Vertragsveränderungen gegenüber, die je nach Meinung des aktuell regierenden Regimes ausgelegt werden. Für die Unternehmen bedeutet dies zumeist höhere Produktionskosten, was eine Ausbeutung der durchaus reichlich vorhandenen Bodenschätze in diesen Ländern unattraktiver macht und sich diese daher in die Länge ziehen dürfte. Die Versorgungssicherheit von Rohstoffen aus diesen Regionen kann also nicht gewährleistet werden. Zudem kauft China vor allem in Afrika viele zum Großteil noch nicht erschlossene Vorkommen gegen Entwicklungshilfe wie zum Beispiel den Ausbau der Infrastruktur. Damit sichert sich das Land zukünftig benötigte Rohstoffe zur Eigenversorgung, was allerdings bedeutet, dass diese nicht mehr den restlichen Konsumentenländern zur Verfügung stehen. Zwar werden viele Rohstoffkonzerne durch die aktuell hohen Preise animiert, in den Ausbau bestehender bzw. die Erschließung neuer Minen zu investieren, allerdings ist dies ein langwieriger Prozess, der viele Jahre dauert. Vom Beschluss zum Bau einer neuen Mine bis zur ersten kommerziellen Produktion vergehen in der Regel mindestens drei bis fünf Jahre, abhängig von der Beschaffung des Vorkommens, der vorhandenen Infrastruktur, der Finanzierung, etc. Zudem verschlingt die Erschließung neuer Rohstoffvorkommen häufig Milliardenbeträge. Die Unternehmen stellen sich in letzter Zeit daher vermehrt die Frage, ob nicht die Übernahme eines Wettbewerbers kostengünstiger ist als der Bau einer neuen Mine. Dies hat allerdings zur Folge, dass weniger in die Exploration und Erschließung neuer Ressourcen investiert wird und die bekannten Vorkommen schneller ausgebeutet werden. Zudem führt dies zu einer höheren Marktkonzentration. Als Folge dessen verknappt sich das Angebot weiter, was zu langfristig steigenden Rohstoffpreisen beitragen dürfte.

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2024.03.28 10:16 V22.4.20-1
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