Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Leiterplatten |

5Q/5A: Ruwel beantwortet unsere Fragen

5 Fragen / 5 Antworten: Frank Hoiboom, Leiter Marketing & PR bei Ruwel International, hat sich an unserer Interview-Serie beteiligt.


Wie gut haben Sie das Jahr 2009 und den wirtschaftlichen Abschwung verkraftet? Die Ruwel-Gruppe hatte in 2008 mit 58 % seinen Umsatzschwerpunkt in der Automobilzulieferindustrie, die sich weltweit seit Oktober 2008 in ihrer schwersten Krise befindet. Das nahezu vollständig auf Kunden aus der Automobilzulieferindustrie spezialisierte Werk in Geldern wies im Februar 2009 nur noch eine Produktionsauslastung von rund 50 % auf. Nach Rückfrage bei unseren Kunden war abzusehen, dass das Auftragsvolumen über Monate hinweg auf sehr niedrigem Niveau bleiben würde, und keine Erholung im Laufe des Jahres absehbar war. Deshalb hätte die Liquidität auf Dauer nicht gereicht. Die Suche nach Investoren verlief zunächst schwierig. Die Auftragslage verbesserte sich nicht, so dass im Mai in beiden Werken die Belegschaft deutlich reduziert und sogar die Schließung eingeleitet werden musste. Neue Kunden und zusätzliche Volumen von bestehenden Kunden führten jedoch zu einem Aufbau des Auftragsbestandes. Im August konnte der Umsatz stabilisiert werden. In letzter Minute meldete der weltweit größte Leiterplattenhersteller Unimicron Interesse an. Dieser stieg als strategischer Investor gemeinsam mit dem früheren Ruwel-Gesellschafter BlueBay ein. Beide gründeten das neue Unternehmen Ruwel International GmbH und beschäftigen heute dort rund 235 Mitarbeiter. Das neue Unternehmen ist heute gesund und schuldenfrei. Die Auftragslage für 2010 kann als sehr gut bezeichnet werden. Welche Maßnahmen sind notwendig, so dass die europäische Leiterplatten-Industrie überleben kann? Alles entscheidend für ein Überleben der europäischen Leiterplattenindustrie ist die Bereitschaft der Kunden, deren Produkte mit der in Europa dafür zwingend notwendigen Kostenstruktur zu kaufen. Zählt nur der vermeintlich billigste Preis, so werden viele weitere Hersteller aufgeben müssen. Der europäische Markt auch für Zulieferer zur Leiterplattenindustrie wird dann immer unattraktiver, so dass diese ihre Fertigungen hier schließen müssen. Eine dann notwendige Versorgung der Leiterplattenhersteller Europas von Zulieferern aus Asien würde das Sterben der Branche verursachen. Ohne Leiterplattenproduktion in Europa werden auch hier keine Bestückungslinien mehr benötigt. Auch die Kunden werden ihre Fertigungen dann nach Asien verlegen und manch ein „beinharter“ Einkäufer wird sehen, dass er seinen Arbeitsplatz selbst wegrationalisiert hat… Um den selbst auch unter Kostendruck stehenden Kunden ein tragfähiges Geschäftsmodell zu bieten, ist es für größere Hersteller absolut notwendig, auch eigene Kapazitäten in Asien vorweisen zu können. Die Kombination aus örtlicher Nähe, kurzen Wegen, Beratung vor Ort, hoher Beratungskompetenz, hohem Technologie- und Qualitätsniveau, Logistikunterstützung, Back-up-Produktion vor Ort sowie einem Volumenanteil zu günstigen Konditionen aus Asien ist das einzig erkennbare Erfolgsrezept. Die Realisierung dieses Geschäftsmodells kann Ruwel mit dem weltweit führenden Leiterplattenhersteller Unimicron an seiner Seite umsetzen. In welchen Bereichen sehen Sie die größten Wachstumschancen für Ihr Unternehmen? Ruwel hat sich in Jahrzehnten große Kompetenz als führender europäischer Hersteller von Automotive-Leiterplatten erworben. Dieses Geschäftsfeld wird auch künftig ein starkes Standbein bleiben, die Abhängigkeit davon wurde jedoch drastisch reduziert. Ruwel hat sich vielmehr mittlerweile zu einem führenden Hersteller von Schaltungen für die Leistungselektronik, wie sie unter anderem auch in der Photovoltaik benötigt werden, entwickelt. Des Weiteren sind Industrie- und Medizinelektronik weitere Geschäftsfelder mit denen Ruwel für ein ausgeglichenes Umsatzmix sorgen wird. Sind für 2010 Investitionen geplant? Ja. Nennenswerte Investitionen in Millionenhöhe erfolgen vornehmlich in neue Prozesse und Technologien: • Lösungen fürs Wärmemanagement und bei der Hochtemperatur-Elektronik über Kupfer-Inlays und Heatsinks in Serie • Schaltungen in Dickkupfer-Technologie mit bis zu 400 µm Kupferstärke für Automobilanwendungen (Sicherungsboxen) und Industrieanwendungen (Photovoltaik etc.) • Semiflex-Technologie (tiefendefiniert gefräste Schaltung aus FR-4) als kostengünstige Alternative zur “Standard-Starrflex-Technologie“ auf Polyimid-Basis • HF-Technologie mit Einsatz von Niederverlust-Material (Teflon) und Hybrid-Aufbauten (FR4 + Teflon) für Spezialanwendungen (z. B. Auto-Radar, Telekommunikation etc.) Ferner erfolgen Aufwendungen für Ersatzinvestitionen und der Ausbau des modernen Maschinenparks. Wo sehen Sie – als europäischer Leiterplatten-Hersteller – Ihre Wettbewerber? Das kommt darauf an, in welcher Disziplin. In Sachen Qualität stellen wir uns als führender Hersteller ohne Scheu dem weltweiten Wettbewerb ganz selbstbewusst. In diesem Punkt sehen wir uns als den Benchmark, an dem sich andere messen lassen müssen. In Europa stehen wir im Wettbewerb nur zu sehr wenigen größeren Leiterplattenherstellern, da sich einige Marktteilnehmer entweder auf deutlich kleinere Auftragsgrößen oder andere Leiterplattenarten spezialisiert haben oder aber ihren Absatzfokus in anderen Branchen als Ruwel haben. Bei größeren Kunden trifft man realistischerweise, auch notwendigerweise auf asiatische Hersteller, damit auch unsere Kunden marktfähig bleiben. Da wir als europäischer Hersteller diesen Bedarf aus Asien mit unserem strategischen Gesellschafter Unimicron selbst abdecken, bewähren wir uns bei unseren Kunden auch in diesem Marktumfeld.

Anzeige
Anzeige
Weitere Nachrichten
2024.03.28 10:16 V22.4.20-2
Anzeige
Anzeige