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© Isola
Leiterplatten |

Bleibe im Lande und nähre dich redlich (Luther 37 Vers 3)

Im Lutherjubiläumsjahr sei diese Anleihe gewährt. Worum geht es? Es geht um die Leiterplatte - Schlüsseltechnologie und Innovationstreiber der Elektronikindustrie.

Das ist eine Produktankündigung von Isola. Allein der Emittent ist für den Inhalt verantwortlich.
"In Europa unterhält die Elektronikindustrie über 200'000 direkte und mehr als eine Million von ihr abhängige Arbeitsplätze in der gesamten industriellen Wertschöpfungskette. Wegen ihrer großen Bedeutung auch für Dienstleistungen steuern Innovationen und Wissen aus der Mikroelektronik indirekt mindestens 10 Prozent zum europäischen Bruttoinlandsprodukt bei." (aus dem Rahmenprogramm der Bundesregierung für Forschung und Innovation 2016 – 2020) Wir, die Unternehmen entlang der Lieferkette, haben also einen festen Platz in der europäischen Wirtschaft – und fühlen uns dennoch verloren. Eingeklemmt zwischen zunehmendem Margendruck und steigenden Kundenerwartungen gerät so manch einer in den Hyperventilationsmodus und kann sich, wahlweise, mit dem weltweit wachsenden Nationalismus (siehe Brexit, siehe amerikanischen Protektionismus) identifizieren oder sucht sein Heil in der Auslagerung von Fertigungsschritten, Reduktion der Lagervorhaltung und dem Abbau von Handelsschwellen. Wollen wir uns wirklich selbst abschaffen, um im Meer importierter Ware vollends unterzugehen? Darf es auch ein bisschen Mittelmaß (Achtung – hier steht nicht Mittelmäßigkeit) sein? Es kommt nicht von ungefähr, dass viele Unternehmen unserer Branche mit Fertigungsstandorten in Europa sehr erfolgreich sind. Zuverlässigkeit, Innovationsfreude, neueste Fertigungstechnologien und das oft zitierte glückliche Händchen in der strategischen Ausrichtung zahlen sich aus. Man ist, manchmal auch mit asiatischen Partnern an seiner Seite, breitbeinig aufgestellt und kippt nicht so leicht aus den Schuhen wenn es in der globalen Lieferkette knirscht. Global Sourcing bietet, je nach Branche, Einsparpotentiale von 10 bis 30 Prozent auf den Einstandspreis. Wer jetzt den Dagobert-Duck-Dollar-Blick bekommt denkt zu kurz: Logistik, Standards, Lieferzeiten, Service, Ausschuss, Innovation, Währungsrisiken oder Versorgungssicherheit sind nur einige Bezugsgrößen, die in eine Total Cost of Ownership Rechnung einfließen sollten. Was man früher schlicht Einkauf nannte mutierte in der globalen Wirtschaft schnell zum Supply-Chain-Management, mit dem Ziel der Ressourcen- und Kostenoptimierung entlang der Wertschöpfungskette, und wurde schließlich um das Supply-Chain-Risikomanagement erweitert, weil - ja weil Lieferketten noch nie so eng vernetzt, so störungsanfällig und so global waren wie heute. Naturkatastrophen machen Einkaufsmanager mit Blick auf drohende Versorgungsrisiken zu Wetter- und Klimaexperten. Die globale Vernetzung ist anfällig für Cyberkriminalität. Die Wirtschaftsdynamik Asiens und vieler Schwellenländer beeinflusst Rohstoffkapazitäten, mit, teils gravierenden, Auswirkungen auf hightech-relevante Rohstoffe wie Stahl, Kupfer, Gallium etc. Das bietet Raum für Spekulationsgeschäfte auf den Finanzmärkten, mit nicht absehbaren Folgen. Wer nicht vollends dem Geiz-ist-Geil Wahn verfallen ist nimmt auch ethische Betrachtungen wie Menschenrechte, Klimaschutz, Produktionsbedingungen, politische Instabilität oder Produktpiraterie in seine strategische Beschaffungsplanung mit auf. Die Liste der Pros und Cons des globalen Sourcings ließe sich noch weiter fortsetzen. Verfechter dieses Einkaufsmodells für Leiterplatten werden wissen warum sie diese Strategie wählen und wissen gleichzeitig, dass die europäische Elektronikindustrie damit mittelfristig den Bach runter geht. Die europäischen Leiterplattenimporte haben im vergangen Jahr ein neues Hoch erreicht und sind seit 2010 um satte 20 Prozent (Wert) gestiegen. Diese Zahlen lassen sich der europäischen Trade Statistics entnehmen. Damit, und das ist ebenfalls fatal für alle Unternehmen entlang der Lieferkette, ist aber auch schon Schluss mit verlässlichen Zahlen. Produktions- und Markzahlen der Leiterplattenindustrie in Europa (aber auch weltweit) sind wie Überraschungen aus einer Wundertüte der Marktstudienbetreiber. Um im Jargon zu bleiben; ein Allheilmittel für alle Wehwehchen ist nicht auf dem Markt. Die bereits verloren gegangenen Arbeitsplätze würden auch durch einen neuen europäischen Protektionismus nicht mehr zurückkommen. Der weitere Abbau von Handelsschwellen für Produkte entlang der Lieferkette wird, wie am Beispiel der Leiterplatte zu sehen, die Elektronikgemeinde nur noch weiter dezimieren. Also, einfach so weitermachen weil es gerade so harmonisch ist? Nein, keine Option. Da reicht der Blick auf die Automobilbranche, die so plötzlich aus ihrer glückseligen Disponiertheit herausgerissen wurde. Wer zu lange die Füße still hält, der wird bald nicht mehr laufen können. Wir brauchen: Mehr Unternehmensverantwortung und Transparenz entlang der Lieferkette; Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik die zusammenarbeiten; verbesserte Netzwerkstrukturen; Förderung für Unternehmen mit F&E Bereich und politische Rahmenbedingungen, die unsere Wettbewerbsfähigkeit stärken. Auch das noch. Obwohl viele Unternehmen entlang der Lieferkette von wachsender Perspektivlosigkeit gezeichnet sind und an Standortverlagerung denken, boomt hierzulande die Einkaufstour ausländischer Investoren (Osram – Kuka …). Laut einer AT Kearney Studie haben lediglich acht der globalen Top 100 Hightech-Unternehmen ihren Hauptsitz in Europa. Wie jetzt? Die einen wollen weg und die anderen wollen unbedingt ins Land, und das trotz hoher Löhne, trotz hoher Steuern und bürokratischer Hürden? Es muss also etwas dran sein an den sozialen, rechtlichen und politischen Strukturen hierzulande. Oder ist es der einheitliche Binnenmarkt, offene Grenzen und die gemeinsame Währung ohne Wechselkursrisiken? Es bleibt dabei, Europa ist alternativlos. Drum bleibe im Land und nähre dich redlich.
Autor: Karl Stollenwerk – Geschäftsführer © Isola GmbH

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